Kopfschmerzkinder

4. Januar 2014 Bernhard Sandbichler
Bildteil

... ist kein Fachratgeber für Kinder, die sich zu Silvester einen Kater eingefangen haben oder Nächte hindurch süchteln und zocken. Sondern erklärt, "was Eltern, Lehrer und Therapeuten tun können", wenn sie mit solchen Kindern zu tun haben. Sehr empfehlenswert!

1. Die Story: Wenn es einem/r zu viel ist, dann reagiert zuerst der Körper auf die Überforderung; diese psychosomatische Störung hat die Funktion, uns zu stören. Kopfweh heißt: Das Gehirn schaltet ab, weil es ihm zu viel wird, es macht sich von selber aus dem Staub (was die Psychologen als Eskapismus bezeichnen). Und wenn Kinder Kopfweh haben? Haben die überhaupt schon Kopfweh? Ja, mehr und mehr, weil ihren Köpfen mehr und mehr zugemutet und abverlangt wird. Wie bei allen funktionellen Störungen ist es wenig sinnvoll, einfach einmal abzuwarten, ob sich die Schmerzen nicht "auswachsen". Kinder und ihr soziales Umfeld brauchen wie auch alle anderen Menschen mit dieser funtionellen Störung eine gute Beratung, damit sie die Funktion ihrer Kopfschmerzen verstehen lernen, und Anleitung, was man tun kann, um sie zu vermeiden. Um beides geht es in diesem Buch.

2. Die Helden: Zuerst muss man klarstellen, dass wir hier von "idiopathischen Kopfschmerzen" sprechen, also nicht etwa von Kopfweh, weil man sich die Birne irgendwo angestoßen hat. Unsere Kopfschmerzen heißen Migräne bzw. Spannungskopfschmerz, äußern sich jeweils anders und treten auch in unterschiedlichsten Kontexten auf.

3. Der Sound: Wer sich von Hanne Seemanns übersprudelnden Erzählfreude ein Bild machen will, kann das online tun (http://www.youtube.com/watch?v=k0JcLT6ATKo) oder in diesem wie in ihren anderen Büchern: Sie hat viel Erfahrung, spannende Fallgeschichten auf Lager und ist sehr belesen.

4. Coole Worte: Reizabschirmung, Rückzug, Auszeit, Hängemattentag, ein Sack voller Ausreden

5. Coole Bilder: Es gibt hier vornehmlich Bilder im Kopf, welche die eskalierte Situation entlasten, den Mantel etwa, den Sorgen- und den Wunschbaum, den Regenschirm, das Mut-Tier, den Kraft-Sprung oder die Waage.

6. Zum Nachdenken: "Es handelt sich in diesem Buch bei den Vorschlägen für ein leichtes und bekömmliches Leben nicht um therapeutische Maßnahmen, sondern um den begründeten Rat, dem eigenen Naturell entgegenzukommen und ihm entsprechende Lebensformen zu finden, die gesund erhalten. Dann steht der angepassten Leistungsfähigeit und einem guten Lebensgefühl nichts im Wege."

7. Die Autorin: Hanne Seemann, geboren 1942, war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Heidelberg und arbeitet seit 2007 als Psychologische Psychotherapeutin und Hypnotherapeutin in eigener Praxis. Sie gibt Workshops und Psychosomatik-Seminare für Ärzte, Psychotherapeuten und Interessierte.

8. Hanne Seemann: Kopfschmerzkinder. Was Eltern, Lehrer und Therapeuten tun können. Stuttgart: Klett-Cotta 2013, 136 Seiten, EUR 15,40