Kokoschka-"Festspiele" in Salzburg

Oskar Kokoschka gilt gemeinsam mit Egon Schiele als Hauptvertreter und Gründer des Österreichischen Expressionismus. Die vielseitige Begabung zeigt sich nicht nur in seinem malerischen, zeichnerischen und druckgrafischen Oeuvre, sondern erstreckt sich auch auf Arbeiten für die Bühne. Sein eindrucksvolles literarisches Werk, die Dichtungen, Dramen, Bühnenstücke und Erzählungen stehen seinem bildnerischen Schaffen gegenüber und weisen ihn als einen der Schöpfer der expressionistischen Dichtung in Österreich aus.

Aber auch sein persönliches Interesse an Literatur, seine zahlreichen Illustrationen zu fremden Dichtungen und Dramen sind Leitmotiv und Mittelpunkt der umfangreichen, zweistöckigen Ausstellung im MdM Rupertinum. Exemplarisch für seine eigenen Dichtungen stehen sein frühes Bild-Märchen "Die träumenden Knaben" und sein Aufsehen erregendes Plakat zum eigenen Drama: "Mörder, Hoffnung der Frauen".

Die Druckgrafikzyklen der Jahre 1912 bis 1915 beschäftigen sich ausnahmslos mit Alma Mahler. Seine äußerst wechselvolle, stürmische Beziehung zur Femme Fatale der damaligen Wiener Gesellschaft schildert er in den Zyklen "Allos Makar", "Der Gefesselte Kolumbus", "O Ewigkeit – du Donnerwort" und "Die Chinesische Mauer". Selbst "Ann Eliza Reed", seine Gespensterromantik aus dem Jahr 1951 lässt alle scheinbar überwundenen Motive dieser Liebesbeziehung wieder aufleben: Der Mann ist sterblich, die Frau unsterblich, die Macht der Frau über den Mann, das verlorene Kind, die Frau als Puppe, Leidenschaft, die in den Tod mündet und die Auferweckung aus diesem.

Im druckgrafischen Spätwerk widmet sich Kokoschka zahlreichen Illustrationen zur Weltliteratur: Shakespeares King Lear, Euripides Die Troerinnen und Heinrich von Kleists Penthesilea sind selten gezeigte Zyklen, die Kokoschkas Kennerschaft antiker Dramen bezeugen.

Das MdM Salzburg verfügt nahezu über das vollständige druckgrafische OEuvre Oskar Kokoschkas. Kokoschkas Bedeutung für Salzburg liegt vor allem in seiner langjährigen Tätigkeit als Gründer und Leiter der "Schule des Sehens" begründet, die von ihm 1953 ins Leben gerufen wurde.

Oskar Kokoschka. Druckgrafik aus der Sammlung
11. Oktober 2011 bis 29. Januar 2012

Kokoschka als Zeichner. Die Sammlung Willy Hahn
22. Oktober 2011 bis 29. Januar 2012

In der Ausstellung mit über 50 hochkarätigen Werken aus allen Schaffensperioden von Oskar Kokoschka lässt sich einerseits eine Ergänzung sehen zu den zahlreichen Kokoschka-Ausstellungen, die das MdM in den vergangenen Jahren präsentiert hat und andererseits ein Schwerpunkt ausmachen, der kennzeichnend für das Schaffen des großen österreichischen Expressionisten ist: das Zeichnen war für Kokoschka immer ausschlaggebend.

Das Erarbeiten von Physiognomien als Vorstudie für seine berühmten Porträts, das Erspüren des Organischen in seinen Landschaften und Naturbildern, das Umkreisen und Akzentuieren in den Szenenbildern – dafür verwendete Kokoschka Bleistift, Kohle, Rötel, Tusche, Pastellkreiden, Farbstifte. Weiters sind originale Vorzeichnungen für sein umfangreiches druckgrafisches Werk als seltene Unikate zu sehen.

Der Musiker Willy Hahn (1896-1988) hat diesen Bestand als Herzstück seiner viel umfangreicheren Sammlung über viele Jahr hinweg und teilweise in persönlichem Kontakt mit dem Künstler zusammengetragen und zusammengehalten. Erstmals wird nun diese einzigartige Kollektion als Ausstellung aufbereitet und nach der Präsentation im Kupferstichkabinett Dresden nun auch im MdM Rupertinum in Salzburg gezeigt. Die beiden Ort mit starkem Bezug zu Kokoschkas Biografie und künstlerischem Schaffen (in Dresden verbrachte er die Zeit der Rekonvaleszenz 1916 und hatte danach eine Professur an der Kunstakademie inne, in Salzburg gründete der die "Schule des Sehens" und verbrachte hier von 1951 bis 1963 jeweils die Sommermonate) haben sich auch mit diesem Projekt der Pflege dieses außergewöhnlichen Werkes verschrieben.