Kokoschka. Das Ich im Brennpunkt

Mit "Kokoschka. Das Ich im Brennpunkt" widmet das Leopold Museum einem der bedeutendsten österreichischen Künstler des 20. Jahrhunderts eine Ausstellung die erstmals Fotografien aus Kokoschkas Leben prominent in den Mittelpunkt rückt. Oskar Kokoschka (1886-1980) zählt zweifellos zu den wichtigen Protagonisten der Moderne. Sein Oeuvre als Maler und Grafiker, aber auch als Dramatiker, Essayist und Bühnenbildner ist enorm und hat einen festen Platz in der Kunst- und Literaturgeschichte.

Wenn man die bedeutenden Vertreter der österreichischen Kunst der frühen Moderne aufzählt, dann sind es drei Persönlichkeiten, die diese Zeit mehr als alle anderen prägten: Gustav Klimt (1862–1918), Oskar Kokoschka (1886–1980) und Egon Schiele (1890–1918). Diese Künstler-Trias ist bis heute Symbol für das beeindruckende Potential der österreichischen Kunst zwischen Jugendstil und Expressionismus. Eine Kunst voller Innovationskraft, Radikalität und Kompromisslosigkeit. Oskar Kokoschka ist der einzige dieser Künstler, dessen Schaffen weit in das 20. Jahrhundert hinein reicht, Klimt und der viel jüngere Schiele starben bereits 1918.

Bisher kaum bekannt war die Tatsache, dass Kokoschkas Leben und Schaffen auch durch eine Vielzahl von Fotos dokumentiert ist. Allein im Nachlass des Künstlers haben sich rund 5.000 Fotos erhalten, welche sich heute in der Universität für angewandte Kunst Wien befinden und nunmehr erstmals in einer wissenschaftlich kommentierten Auswahl publiziert werden. Fotografische Aufnahmen aus Kokoschkas Arbeitsumfeld und Privatleben vermitteln ein reiches, intensives Künstler­leben und sind zugleich ein Stück Kultur- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Bestandes entstand die Idee zu einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt von Leopold Museum und Oskar Kokoschka-Zentrum der Universität für angewandte Kunst.

Vielseitig, oft provokant und kontroversiell war nicht nur der Künstler, sondern auch der Mensch Kokoschka. Galt er in jungen Jahren als "Enfant terrible", wurde er während der nationalsozialistischen Ära nicht nur seiner Kunst wegen als prominenter "entarteter" Künstler diffamiert, sondern auch aufgrund seiner offenen Gegnerschaft zum Regime. Seine allgegenwärtige Leidenschaft für alle Kunst- und Lebensbereiche faszinierte viele Zeitgenossen, darunter bedeutende Literaten, Komponisten, Bühnenstars, Wissenschaftler, Politiker und Lebenskünstler.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Fotografien aus dem Nachlass Kokoschkas, darunter zahlreiche bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Die Fotodokumente aus Kokoschkas Arbeitsumfeld und Privatleben vermitteln ein reiches, intensives Künstlerleben und sind zugleich ein Stück Kultur- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. So sind in der Ausstellung etwa einige der berühmten Porträts Kokoschkas zu sehen, deren Entstehungsprozess an Hand der fotografischen Dokumentation der Porträtsitzungen im Detail nachvollziehbar wird.

Die Aufnahmen, zum Teil von namhaften Fotografen und Fotografinnen, zum Teil anonyme Schnappschüsse, werden Kokoschkas Gemälden und Grafiken komplementär zur Seite gestellt. Das Lebenswerk eines der großen internationalen Maler des 20. Jahrhunderts tritt mit dieser Ausstellung in einen spannenden Dialog zur Fotografie.

Das Ich im Brennpunkt
4. Oktober 2013 bis 3. März 2014