Keramik von Renate Fuhry

Das Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien zeigt in einer Ausstellung die über sechs Jahrzehnte währende Karriere der Keramikerin Renate Fuhry, die sowohl in Deutschland als auch in Österreich ihre Spuren hinterlassen hat. Seit Fuhry im Jahr 1960 nach Wien übersiedelte, zählt sie zu den bedeutendsten Keramikkünstler:innen Österreichs. Rund 80 ausgewählte Objekte aus Privatbesitz und aus der Sammlung des MAK geben im MAK Forum einen Einblick in ihr Werk, das trotz seiner beeindruckenden Konsequenz bis heute nur selten gezeigt wurde.

Nach der Heirat mit dem Theaterwissenschaftler Dieter Schrage, der Übersiedlung von Bochum nach Wien und der Geburt ihres Sohnes Götz gründete die an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen, der Werkkunstschule Krefeld und bei Bruno und Ingeborg Asshoff ausgebildete Künstlerin Renate Fuhry (damals: Schrage) 1961 ihr eigenes Keramikatelier im zwölften Wiener Gemeindebezirk. Bereits 1964 widmete ihr der Keramikkustos und spätere Direktor des Österreichischen Museums für angewandte Kunst (heute MAK) Wilhelm Mrazek eine Ausstellung - gemeinsam mit Goldschmiedearbeiten von Elisabeth Defner und Helfried Kodré.

Ab 1965 betreibt sie ein Atelier im 1. Bezirk und ist eng mit der Wiener Kunstszene vernetzt; mit der österreichisch-amerikanischen Künstlerin Kiki Kogelnik verbindet sie eine langjährige Freundschaft, in deren Verlauf sie Kogelnik mit der Keramik vertraut macht. Anfang der 1970er Jahre nahm sie den Namen ihres zweiten Ehemannes, des Designers Karl M. Fuhry, an und begann ihre über 40-jährige Lehrtätigkeit für plastisches Gestalten an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Alle ihre Keramiken haben Gebrauchscharakter. Dunkle Glasuren in Braun und Blau sowie schlichte, naturnahe Formen prägen ihr Frühwerk. Ab den 1970er Jahren, auch in der Auseinandersetzung mit wichtigen Keramikerinnen der Wiener Werkstätte wie Vally Wieselthier, Kitty Rix und Susi Singer, wandelt sich ihr Stil: Plastische Formen treten neben die reine Gefäßform, farbige Glasuren tauchen auf, Vasen werden zu monumentalen, knospenartigen Gebilden.

Der Vase - ihrem "Lebensthema" - bleibt Renate Fuhry (geb. 1938 als Renate Müller in Witten) in ihrem gesamten Schaffen treu. Anfang der 1980er Jahre entstehen bemerkenswerte Arbeiten in freier Farbmischung und Wandvasen in Blitzform. In dieser Zeit erreicht ihr Werk eine neue Entwicklungsstufe mit rosafarbenen Glasuren und neuen freien Formen im Geiste der Postmoderne. Keramische Wandarbeiten im Innen- und Außenbereich und Aufenthalte in Deutschland, den USA und Mexiko bringen neue Inspirationen. Ab den 2010er Jahren erweitert sie ihr Repertoire um Schalen und Teller mit Naturmotiven in Glasurmalerei. Trotz ihres nachhaltigen Einflusses und ihres unverwechselbaren Stils findet Renate Fuhry in Österreich nicht die ihr gebührende Anerkennung. Im Jahr 1976 erhielt sie als einzige bedeutende Auszeichnung den Kunstförderungspreis der damaligen Zentralsparkasse der Gemeinde Wien, verbunden mit dem Auftrag für eine Wandgestaltung in deren Räumlichkeiten.

Das MAK hat bereits in den 1960er und 1980er Jahren Arbeiten von Renate Fuhry in seine Sammlung aufgenommen und trägt mit dieser Ausstellung im Rahmen der Reihe "Sammeln im Fokus" dazu bei, ihr Werk und ihre Bedeutung für das österreichische Kunsthandwerk einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Schau, die alle Schaffensperioden umfasst, zeigt erstmals auch Objekte aus dem Spätwerk, vor allem Schalen, die nach 2010 entstanden sind.

Sammeln im Fokus 12. Renate Fuhry
Eröffnung: 28. Jänner, 19 Uhr
29. Jänner bis 11. Mai 2025