Karin Schwarzbek in der Kartause Ittingen

Karin Schwarzbek ist in Egnach aufgewachsen und hat in Zürich studiert, wo sie seither lebt. Seit mehreren Jahren beschäftigt sie sich in ihren Bildern schwerpunktmässig mit Körperdarstellungen. Zeigen ihre ältere Bilder die Menschen eingebettet in Landschaften, gleichsam verschmelzend mit dem Farbraum des Bildes, so richtet sich die Aufmerksamkeit der Künstlerin in den letzten Jahren mehr auf die Figur und ihre Glieder: Dünne Mädchenbeine schlackern durch den Bildraum. Straff gebundene Zöpfe rufen Erinnerungen an längst entschwundene Zeiten hervor.

In den jüngsten Bildern ist der Körper nur noch als Andeutung anwesend. Karin Schwarzbek hat die Malerei bis zu einem Punkt geführt, an dem sich das Bild einer Benennbarkeit fast ganz entzieht. Ein in Grautönen gehaltenes Farbfeld kann noch ein Gesicht sein. Aber es ist leer. Auge, Nase, Mund sind weggewischt und trotzdem ist es nicht ausdruckslos. Im Gegenteil: Die Farbflächen werden in ihrer malerischen Verwischung zum Projektionsfeld für vielfältige Emotionen. Das entleerte Gesicht, der nur noch als Andeutung aufscheinende Körper wird zum Ort der Imagination. Angeregt durch eine bestimmte Form oder eine Farbschattierung beginnen Gedanken zu schweifen, angestossen und geführt durch die Atmosphären der Bilder, die manchmal heiter, oft aber auf unerklärliche Art und Weise bedrohlich und unheimlich sind.

Während ihres Berlin-Aufenthalts hat sich Karin Schwarzbek intensiv mit dem Arbeiten auf Papier auseinandergesetzt. Die in Berlin entstandenen Arbeiten sind so noch radikaler, noch reduzierter als zuvor. Die Motive bestehen nur noch einigen verwischten Farbspuren und allenfalls dem einen oder anderen Farbtupfen auf der Fläche.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau zeigt eine Auswahl neuster Bilder von Karin Schwarzbek, darunter auch in Berlin entstandene Werke auf Papier. Karin Schwarzbek betitelt die Ausstellung mit "Eine". Eine was? Eine Frau? Eine Ansicht? Nur "Eine", meint die Künstlerin und öffnet damit in einem anderen Kommunikationsbereich ein Feld von gleicher Offenheit wie in ihren Bildern.

Zur Ausstellung und als Dokumentation des Berliner Kulturstipendiums erscheint eine 48-seitige Publikation über das Werk von Karin Schwarzbek. Mit Texten von Markus Stegman, Markus Landert und Alex Bänninger, erhältlich im Kunstmuseum Thurgau für Fr. 10.-

Karin Schwarzbek
25. Juni bis 11. Dezember 2011