Justus Bier Preis 2014 für Friedemann Malsch vom Kunstmuseum Liechtenstein
Der Justus Bier Preis für Kuratoren geht in diesem Jahr an die Künstler Bogomir Ecker und Raimund Kummer sowie die Kunsthistoriker Friedemann Malsch und Herbert Molderings für die Ausstellung und den Katalog "Lens-Based Sculpture. Die Veränderung der Skulptur durch die Fotografie". Das Projekt wurde gemeinschaftlich von der Akademie der Künste, Berlin und dem Kunstmuseum Liechtenstein realisiert. Die Ausstellung war von Januar bis April 2014 in Berlin und von Mai bis August 2014 im Kunstmuseum Liechtenstein zu sehen.
Der Preis, der seit 2009 zum sechsten Mal vergeben wird, würdigt herausragende kuratorische Leistungen im deutschsprachigen Raum. In ihrer Begründung zur Auszeichnung von "Lens-Based Sculpture" honoriert die Jury die Komplexität, mit der das Thema – das Verhältnis von Fotografie und Skulptur – aufgegriffen und bearbeitet wurde: weniger vom rein kunstwissenschaftlichen Standpunkt aus, sondern instruktiv und wesentlich spekulativer.
Die Jury lobt in ihrem Statement vor allem den kunstwissenschaftlich-künstlerischen Balanceakt: "Präsentation und Katalog loten auf eine erfrischend subjektive und zugleich inspirierende Weise das Verhältnis zwischen Fotografie und Skulptur neu aus. In diesem als Ausstellungs- Essay konzipierten Parcours erscheint die Fotografie nicht wie in bisherigen Ausstellungen zu diesem Thema als Dokumentationsmedium für Skulptur, sondern als Auslöser für deren Wandlung vom Statuarischen zu einer künstlerischen Praxis, die sich die gesamte Wirklich- keit mit ihren vielfältigen medialen, taktilen und räumlichen Phänomenen aneignet. (...) Dabei erwies sich die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Kunsthistorikern (...) als Glücksfall, weil sie zu einer aufregenden Balance zwischen kunstwissenschaftlicher Grundlagenforschung und künstlerisch induzierter Spekulativität führte. Diese setzte sich bis in den Katalog hinein fort, der mit einer hochinstruktiven Parallelführung von Bildessay und wissenschaftlichen Textbeiträgen zu einem eigenen Ausstellungsmedium wurde."
Mit der Vergabe u. a. an Friedemann Malsch wird bereits zum zweiten Mal die kuratorische Arbeit am Kunstmuseum Liechtenstein honoriert. Erste Preisträgerin des Justus Bier Preises war Christiane Meyer-Stoll. Sie erhielt die Auszeichnung im Jahre 2009 für die Publikation des Katalogs zur Sammlung Rolf Ricke sowie für die Realisierung der Ausstellung "Lust for Life". In diesem Jahr teilen sich die vier Kuratoren den Preis, der mit insgesamt 5.000.- EUR dotiert ist. Die Preisverleihung findet am 30. April 2015 in der Akademie der Künste in Berlin statt.
Der Justus Bier Preis für Kuratoren geht zurück auf eine Anregung von Carl Haenlein, dem langjährigen Leiter der Kestner Gesellschaft Hannover. Die Stifter des Preises ebenso wie die Jury sind der Auffassung, dass die Arbeit von Kuratoren mehr Aufmerksamkeit verdiene, als das heute der Fall sei. Schliesslich sei die sprachliche und fachliche Auseinandersetzung zwischen Kunst und Kurator eine der Grundlagen der Arbeit, die in Museum und Ausstellungshaus geleistet wird.
Justus Bier (1899–1990), der Namensträger des Preises, war von 1930 bis 1936 Direktor der Kestner Gesellschaft in Hannover. Im Zusammenhang mit der von Justus Bier organisierten Franz Marc Ausstellung im Jahre 1936 wurde das Institut durch die Gestapo geschlossen, worauf Bier in die USA floh. Dort übernahm er eine Professur für Kunstgeschichte an der University of Louisville, Kentucky, und wurde 1961 Leiter des Allan R. Hite Art Institutes und in der Folge Direktor des North Carolina Museum of Art in Ralleigh, North Carolina.
Justus Bier zeichnete sich einerseits durch seinen Einsatz für die moderne Kunst aus. Noch 1935 zeigte er in der Kestner Gesellschaft Emil Nolde, August Macke und Erich Heckel. Franz Marc folgte 1936. Andererseits bewies er durch seine Beschäftigung mit Tilman Riemenschneider und Veit Stoss ein tiefes Verständnis für die Geschichte der Kunst. Bis auf den heutigen Tag sind seine Arbeiten über Riemenschneider Meilensteine der Forschung geblieben.