Junge deutsche Fotografie

Seit der Geburtsstunde 2004 begleitet das Haus der Photographie in den Deichtorhallen das Projekt "Gute Aussichten". Die vierte Ausschreibung des bundesweiten Nachwuchsförderungsprojekts hat elf GewinnerInnen aus 83 Einreichungen deutscher Hochschulen und Universitäten ermittelt.

Mit rund 200 Einzelwerken, zwei Rauminstallationen, vier Bücher, zwei DVDs, zwei Magazine sowie einer Zeitung ist die Ausstellung die umfangreichste Auswahl seit Bestehen des Projektes. In Hamburg ist "Gute Aussichten" vom 18. Januar bis 24. Februar 08 zu sehen. Wie in ersten drei Jahren bietet "Gute Aussichten" damit eine einzigartige und im Detail oft überraschende Zusammenschau dessen, was in den letzten zwölf Monaten an junger Fotografie in Deutschland entstanden ist.

Zwei Personen in einem Raum, verschiedene Requisiten und das Vorhaben, jeden Tag ein Bild entstehen zu lassen: Catrin Altenbrandt und Adrian Nießler, die bereits seit geraumer Zeit gemeinsame Projekte realisieren, waren für ihre Arbeit "Um was es nicht geht" die Versuchspersonen ihres eigenen Experiments. Das Ergebnis ist ein bunter Mix aus Fotografie, Typographie und Installation, in dem sich kreative Spielfreude und spontane Eingebung mit einem ausgeprägten Formwillen auf das Beste vereinen.

Annette Grotkamp begibt sich in ihrer Serie "innerwald" in Räume künstlicher oder kultivierter Natur, in denen sie die klaren Grenzen zwischen Innen und Außen, zwischen realer und erschaffener Landschaft aufhebt zugunsten poetischer, naturhafter Kompositionen, in denen der Betrachter ohne Bezug zu Zeit und Raum zu schweben scheint.

Jon Adrie Hoekstra betätigte sich für seinen "Nachtrecorder" zunächst als Nachtreporter, der über einen bestimmten Zeitraum zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens die Vorgänge auf einer Hauptverkehrsstraße in Münster/Westfalen in Wort und Bild festhielt. Das Aufgezeichnete wurde den Anwohnern als Ausstellung präsentiert und als Zeitung herausgegeben womit das Geschehene wieder in die Gemeinschaft zurückgetragen wurde.

Margret Hoppe beschäftigt sich in "Die verschwundenen Bilder" mit Kunstwerken in der ehemaligen DDR und damit, was nach dem Fall der Mauer mit diesen kulturellen Hinterlassenschaften geschah und noch geschieht. Andrej Krementschouk spürt in "An Deinem Haus" in melancholischen Bildern seiner alten, vom Verschwinden bedrohten Heimat in einem russischen Dorf nach und stellt damit die immer wieder aktuelle Frage nach Erinnerung und Verlust, nach emotionaler Verwurzelung und kultureller Identität.

Belaid le Mharchi unternimmt in "Portraits #1-#5" den Versuch, eine bildliche Übersetzung für jenes Grauen zu finden, das der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki sowohl bei den Betroffenen als auch in der Welt hinterlassen hat. Agata Madejska erkundet in "kosmos" die Welt der Spielplätze und lässt dabei magische Orte und Bilder entstehen, die den Betrachter in eine längst vergessene Welt der Kindheitsträume entführen.

Caterina Micksch bannt in "Gretchen" mit fast lapidarem Blick Orte ins Bild, an denen im Jahr 2006 getötete Säuglinge aufgefunden wurden. Wie in den Portraits von Belaid le Marchi erzeugt auch hier die dokumentarische Sachlichkeit der Bilder erst im Kontext mit dem Wissen um das Geschehen das grausige Entsetzen. Jörg Obernolte unternimmt in "Vater Land und Mutter Erde" eine 778 km lange Reise auf der Bundesstraße 1 von West nach Ost, die er in einem fotografischen Reisetagebuch dokumentiert und kommentiert.

Christian Tiefensee, begibt sich in "Refugium" auf eine Reise ins Innere – in jenes seelische Gefüge, das als offene, bewegliche und ambivalente Struktur die Grundlage menschlicher Existenz abbildet.

Die Jury:
Thomas Demand (Berlin), Künstler und Fotograf
Mario Lombardo (Köln), Art Director
Josefine Raab (Wiesbaden), Initiatorin "gute aussichten"
Luminita Sabau (Frankfurt/Main), Leiterin der Kunstsammlung der DZ Bank
Ingo Taubhorn (Hamburg), Kurator des Hauses der Photographie, Deichtorhallen


Gute Aussichten
Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg
18. Januar bis 24. Februar 2008