Julian Opie im MAK

Seit über zwei Jahrzehnten zählt Julian Opie zu den bedeutendsten Vertretern der englischen Gegenwartskunst. Wie kein zweiter beherrscht Opie die Kunst der Reduktion auf das Wesentliche, die vor allem in seinen viel beachteten Porträts deutlich wird. Genial verwandelt er die Gesichtszüge eines Menschen mit wenigen Punkten und Strichen in universale, piktogrammartige Zeichen, ohne auf den individuellen Charakter zu verzichten. In derselben Weise verknappt er Details von Landschaften, Architektur und Objekten. Mit der Ausstellung "Recent Works" stellt das MAK in einer umfangreichen Personale jüngste Arbeiten von Julian Opie vor.

Der knappen Bildsprache des 1958 in London geborenen Künstlers steht seine ständige Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmitteln, Medien und Inspirationen gegenüber. Aus seinem Anliegen, klassische Formen und Gattungen der Kunst zu überwinden, resultiert seine künstlerische Intention, das Bild von seinem Träger zu lösen und als Wandmalerei, Skulptur, Leuchtkasten, Videofilm, Vinylbild oder C-Print wieder auferstehen zu lassen.

Bekannt wurde Opie Mitte der 1980er Jahre als Vertreter der "New British Sculpture" mit Metallskulpturen aus Alltagsgegenständen, deren Oberflächen bemalt waren. In Comics und der Pop-Art nimmt Opie Anleihe für seine klare, reduzierte Linienführung. Das vielschichtige Werk des Künstlers weckt auch Assoziationen zu japanischen Mangas und scheint im Kontext der Konsumwelt (Werbesujets, Postkarten, Poster, Sticker, Plattencover etc.) verankert. Opies Motive – Porträts, Aktdarstellungen, Halb- und Ganzfigurenbilder und Landschaften – stehen allerdings fest in der Tradition der kunstgeschichtlichen Bildgattungen.

Seit Anfang der neunziger Jahre entwickelt Opie seine Werke am Computer. Reale Fotovorlagen scannt er ein und transformiert sie mit modernsten Programmen zu einfach lesbaren, zwei- und dreidimensionalen virtuellen Ansichten. Seit einigen Jahren arbeitet Julian Opie mit bewegten Bildern. Digital gezeichnete Menschen und digital gezeichnete Landschaften werden sanft animiert und auf großen Flachbildschirmen an Kunstmuseen oder passenden Gebäuden gezeigt.

In der MAK-Ausstellung "Julian Opie. Recent Works" treffen viele Facetten seines Œuvres aufeinander. Im Mittelpunkt der Schau steht die neue Porträtserie (2007–2008), der barocke Motive zugrunde liegen. Julian Opie beschäftigt sich darin insbesondere mit Arbeiten des Niederländers Sir Peter Lely (1618–1680), der nach England auswanderte und dort im 17. Jahrhundert zu einem der beliebtesten Porträtisten avancierte.

Die MAK-Schau zeigt außerdem Aktdarstellungen, unter anderem die Serie "This is Shanoza" (2007), Halbfiguren darunter "Lorenzo with hand on chest", (2008), einen Zyklus von Landschaftsanimationen, die auf die Auseinandersetzung des Künstlers mit japanischen Meistern des 19. Jahrhunderts zurückgehen, sowie eine Serie animierter Personendarstellungen. Auf großen Flachbildschirmen bzw. Displays präsentiert, befinden sich die minimalistischen Figuren in einer permanenten, fließenden Bewegung.

Julian Opie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2001 mit der Music Week CADS für die beste Illustration "Best of Blur". Internationale Anerkennung fand er mit seinem aufsehenerregenden Beitrag auf der documenta 8 (1987) in Kassel. Heute befinden sich seine Werke in wichtigen internationalen Sammlungen wie der Tate Modern, London, dem MoMA, The Museum of Modern Art, New York, dem Stedelijk Museum, Amsterdam, und dem Kunsthaus Zürich.


Julian Opie. Recent Works
11. Juni bis 21. September 08
Eröffnung: Di 10. Juni 08, 20 Uhr