Mit "Voice off" (1999) stellt das Mumok eine Videoinstallation der amerikanischen Künstlerin Judith Barry vor, die das Sammlerehepaar Dieter und Gertraud Bogner dem Museum im vergangenen Jahr als Schenkung überlassen hat. Bereits 2007 haben die langjährigen Förderer und Begleiter des Mumok, die Ende der 1970er-Jahre zu sammeln begannen, dem Museum zentrale Komplexe ihrer Sammlung konstruktiver, struktureller und konzeptueller Kunst übergeben.
Mit rund 400 Arbeiten – darunter Bilder, Skulpturen, Objekte und Grafiken (zum Beispiel von Marc Adrian, Heinz Gappmayr, Dan Graham, Dora Maurer, Josef Mikl oder Heimo Zobernig) sowie Künstlerbücher oder Archivalien – erhielt das Haus die größte Schenkung seit seinem Bestehen. Das Mumok produziert derzeit eine umfassende Publikation, die einen fokussierten Blick auf die Schenkung Bogner wirft und im Rahmen der Feierlichkeiten zu "50 Jahre Mumok" am 21. September präsentiert wird.
"Voice off" ist eine Doppelprojektion, bei der eine Trennwand den Raum in zwei gleich große Hälften teilt. Die BesucherInnen können sich zwischen den beiden Bereichen durch einen Vorhang in der Wand hin- und herbewegen. Auf beide Seiten wird jeweils ein Video projiziert, wobei jeder Bereich eine unterschiedliche Art der Erfahrung mit der menschlichen Stimme bietet.
Auf der einen Raumseite, von Judith Barry als weiblich ("her side") bezeichnet, befinden sich die Charaktere in einem traumartigen Ambiente, in einem undefinierbaren, bühnenartigen, mit Nebelschwaden gefüllten Raum. Sie singen, telefonieren, monologisieren oder unterhalten sich, die Stimmen und Gesprächsfetzen überlagern sich teilweise.
Auf der anderen Seite, der männlichen ("his side"), bemüht sich ein Mann in einem Arbeitszimmer zu konzentrieren, doch er wird zunehmend von Stimmen und Geräuschen irritiert. Immer verzweifelter versucht er diese zu verstehen und die Quelle der Stimmen ausfindig zu machen.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt vereinigen sich die beiden Handlungen in einem narrativen Sinn, trennen sich dann aber wieder. Dies geschieht durch das Zerstören der Wand als physisches Objekt und auch als Träger der Imagination.
Seit Mitte der 1980er-Jahre verhandelt Judith Barry in ihren Arbeiten die Wechselwirkungen zwischen Medien, Architektur, Gesellschaft, dem Individuum und seiner Wahrnehmung. Dabei verbindet sie Fragestellungen über Wahrnehmungsprozesse, Genderthemen und Filmtheorie. Für ihre interdisziplinäre Arbeitsweise erhielt die Künstlerin im Jahr 2000 den Österreichischen Friedrich Kiesler Preis für Architektur und Kunst.
Judith Barry, geboren 1954 in Columbus, Ohio, lebt in New York. Sie studierte an der Universität von Kalifornien/Berkeley und am New York Institute of Technology. Seit ihrer ersten Einzelpräsentation im Whitney Museum 1982 folgten zahlreiche Ausstellungen sowie die Teilnahme an der documenta 2012.
Judith Barry - Voice off
Schenkung von Dieter und Gertraud Bogner
24. August 2012 bis 13. Jänner 2013