John Chamberlain. Bending spaces

Skulpturen aus Autoschrott machten ihn berühmt – Der amerikanische Künstler John Chamberlain (1927-2011) zählt unstrittig zu den einflussreisten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Durch Stauchen, Schweißen, Falten und farbiges Lackieren gestaltete der Künstler Autoblechteile vom Schrott zu farbig schillernden mehransichtigen Gebilden. Mit der Schrott­presse als künstlerisches Werkzeug verwandelte Chamberlain weggeworfene Status­symbole des "American-Dreams", u.a. ausrangierte Cadillacs, zu heiter-fröhlichen Skulpturen.

Das Ludwig Museum in Koblenz widmet John Chamberlain nun eine umfassende Ausstellung, die Einblick in sein gesamtes künstlerisches Schaffen gibt. Rund 80 Fotoarbeiten, daneben Skulpturen, Farb­drucke und eine Großskulptur im Außenbereich des Museums, vermitteln Chamberlains Experimentierfreude sowie seinen Drang die Grenzen zwischen Skulptur, Malerei und Fotografie fließend zu gestalten.

Neben dem international bekannten skulpturalen Werk, befasste John Chamberlain sich nämlich auch mit der Fotografie und war seit 1977 mit seiner Widelux-Kamera unterwegs. Skulptur und Fotografie wirken in seinem Œuvre unmittelbar wechselseitig aufeinander ein. Anders als die Skulpturen, die sich in ihrer Materialität positionieren, erscheinen die Fotografien Chamberlains von großer Unschärfe und Flüchtigkeit gezeichnet. Sie nehmen zugleich das Moment der Bewegung im Raum in sich auf. Chamberlain selbst formuliert dies mit "bending space" (Verkrüm­mung des Raumes).

Nur schemenhaft erkennt der Betrachter Umrisse, Strukturen, Farben oder Licht, wobei die Bewegung zugleich Raum und Zeit erfassen. In einigen seiner später zu Bildtafeln montierten Fotodrucken werden zudem auch Motive seiner Reisen und seiner eigenen Biografie sichtbar (sein Atelier, der Broadway, die Straßen in Paris und Amsterdam). Chamberlain nannte diese Fotografien gerne "self-portraits of my nervous system".

Die Ausstellung wird ein umfangreiches Set an Originalfotos zeigen sowie einigen Skulpturen, die ihrerseits die Ambivalenz zwischen fotografischem Impuls und skulpturaler Wirkung verdeutlichen. Gezeigt werden Werke aus dem Chamberlain-Estate New York sowie Privatsammlungen.


John Chamberlain. Bending spaces
26. August bis 21. Oktober 2018