Jodeln in Indien

Robert Polak begleitete mit der Kamera das eigens für dieses Projekt zusammengestellte "The Austrian Alpine Music Quartet" auf einer Reise durch vier indische Bundesstaaten. – Der Titel lässt zwar einen Film über das Aufeinanderprallen verschiedener Musikrichtungen und Kulturen erwarten, im Grunde ist "Jodeln in Indien" aber über weite Strecken ein ebenso solider wie biederer Reisefilm.

Einerseits als Gegenbesuch zu einem Indienfestival 2002 in Dornbirn, bei dem zwei Gruppen aus dem indischen Bundesstaat Orissa auftraten, andererseits auch als Fortsetzung und Gegenstück des Films "Locus iste", in dem Robert Polak in Kooperation mit Wolfgang Mörth und Ulrich Gabriel eine Tournee des Chors des Spielboden Dornbirn durch Klöster Südtirols, der Schweiz, des Elsaß und Süddeutschlands dokumentierte, ist das Projekt "Jodeln in Indien" entstanden.

Ulrich Gabriel stellte dazu mit Evelyn Fink, Hans Rinner und Philipp Lingg das "The Austrian Alpine Music Quartet" zusammen und machte sich unter Führung des gebürtigen Inders Kamalakanta Mohanty, der seit 30 Jahren in Österreich lebt, auf eine einmonatige Reise durch vier indische Bundesstaaten, in denen die Musikformation in Konzertsälen ebenso wie in einer Schule und einem Kaffeehaus alpenländische Musik vortrugen und die Reaktionen der Einheimischen beobachteten.

Begleitet haben die Musiker Robert Polak und Wolfgang Mörth, die mit zwei Kameras die Reise dokumentierten. 60 Stunden Filmmaterial sind dabei zusammen gekommen, aus denen Polak einen 105-minütigen Dokumentarfilm montierte.

Anders als der Titel "Jodeln in Indien" lässt, liegt der Schwerpunkt des Films aber nicht auf den musikalischen Darbietungen, sondern vielmehr auf Reiseimpressionen. Auf Off-Kommentar wird dabei verzichtet, der Film erzählt sich allein durch die Bilder und durch kurze Interviews mit den Musikern und Mohanty. Munter plätschern die Episoden dahin, sauber werden Bilder von Zugfahrten, von Sehenswürdigkeiten in Neu Dehli, Varanasi oder Calcutta, von Tempeln und den Folgen eines Zyklons, vom Markt oder von Verkehrsstaus aneinandergereiht und mit gezielt gesetzten Zwischenschnitten auf durch und durch westliche Werbewände ein Eindruck vom kulturellen Spannungsfeld, in dem sich der Subkontinent befindet, vermittelt.

Vertieft wird freilich nichts, kein zentrales Thema lässt sich feststellen und so bleiben die Bilder beliebig – oberflächliche touristische Impressionen einer Reise eben, auch deshalb ganz der westlichen Perspektive verhaftet, weil Inder selbst nicht zu Wort kommen.

Sind diese Reisebilder durchaus ernst gemeint, so bestimmt ein ironischer Ton die Szenen von den Musikauftritten. Sichtbar wird das schon daran, dass "The Austrian Alpine Quartet" grundsätzlich in Lederhosen bzw. Dirndl auftritt. Für einigen Witz sorgt diese Herangehensweise, doch die Musikszenen bieten im Grunde nicht viel und wurden deshalb von Polak bei der Montage wohl auch so kurz gehalten. Zu verschieden sind wohl einfach der alpenländische und indische Kulturkreis, als dass sich hier produktive Reibungen ergeben könnten: die einen jodeln und juchzen - die anderen hören ziemlich verständnislos zu, ausgenommen Kinder, wenn sie aufgefordert werden mitzuklatschen. – Kein wirklicher Culture-Clash, sondern vielmehr ein verständnisloses Nebeneinander, bei dem es nur am Ende spannend wird, wenn Vorarlberger und Inder kurz gemeinsam spielen und singen und sich aus den beiden völlig verschiedenen Musikstilen etwas Neues bildet - oder man zumindest eine Ahnung davon haben kann, dass sich hier etwas Neues bilden könnte.

Wird am Dienstag, 17.6., Mittwoch, 25.6. und am Dienstag, 1.7. jeweils um 20.30 Uhr am Spielboden Dornbirn sowie am 8. Juli mit indischem Büffet im Rahmen des Tropicana-Festivals im Freudenhaus in der Seepromenade Bregenz gezeigt