Joaquín Sorolla. Spaniens Meister des Lichts

Die Kunsthalle München zeigt mit rund 120 Werken die erste umfangreiche Retrospektive des spanischen Malers Joaquín Sorolla (1863–1923) in Deutschland. Wie kein Zweiter hat er es verstanden, das Licht Spaniens in Farbe zu fassen. Seine sonnendurchfluteten Bilder haben selbst Zeitgenossen wie Claude Monet (1840–1926) tief beeindruckt und erzielten große Erfolge in Europa und den USA.

Die Ausstellung zeigt Gemälde aus allen Schaffensphasen des in Valencia geborenen Künstlers: von seinen frühen sozialrealistischen Darstellungen über die vom Impressionismus geprägten Arbeiten bis hin zu seinem Spätwerk, in dem er verschiedenste Einflüsse auf ganz eigene Art zusammenführte. Ein besonderer Fokus der Ausstellung liegt auf den großformatigen Gemälden, mit denen er im Pariser Salon Aufmerksamkeit erregte.

Vor allem die meisterhaften Darstellungen des Meeres verhalfen Sorolla zu Ruhm: Durch seine Wiedergabe des Lichts und der Farbigkeit der funkelnden Wasseroberfläche, wie beispielsweise in Szenen badender und am Strand spielender Kinder, vermittelt er dem Betrachter ein mediterranes Sommererlebnis. Die spanische Landschaft wiederum inspirierte Sorolla zu mutigen Kompositionen mit modernen Farbkontrasten. Neben diesen spektakulären Naturszenen zeigt er sich als großer Porträtist. In den einfühlsamen Bildnissen seiner Frau und seiner Kinder, wie auch in denen wichtiger Persönlichkeiten seiner Zeit, trifft die Tradition höfischer Porträts im Sinne Diego Velázquez’ (get. 1599–1660) auf die Leuchtkraft und den lockeren Pinselduktus der Impressionisten.

Stilistisch wusste Sorolla den Naturalismus eines Adolph Menzel (1815–1905) oder Jules Bastien-Lepage (1848–1884) mit der Spontaneität und farbigen Leuchtkraft der Impressionisten ebenso zu kombinieren wie mit ungewöhnlichen, durch die Fotografie und den japanischen Holzschnitt inspirierten Perspektiven. Auch seine Bewunderung für die nebulös-atmosphärischen Bilder James McNeill Whistlers (1834–1903) und das gleißende Licht der nordischen Künstler wie Anders Zorn (1860–1920) schlägt sich in seinem Werk nieder.

Joaquín Sorolla gilt als bedeutendster spanischer Künstler der Jahrhundertwende. In der Metropole Paris, einem wahren Schmelztiegel unterschiedlichster künstlerischer Tendenzen im Fin de Siècle, knüpfte Sorolla ein Netzwerk mit wichtigen Mäzenen, Kunsthändlern und Maler-Kollegen. Erfolgreich nahm er an großen europäischen Wettbewerben teil und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Grand Prix der Pariser Weltausstellung von 1900.

Sein Erfolg gipfelte in einer Reihe monografischer Ausstellungen in Paris, Berlin, Düsseldorf, Köln und London (1906–1908) sowie in der wiederholten Teilnahme an der Biennale in Venedig (1895–1905). Auch in den USA, wo Sorolla einen imposanten Bilderzyklus in der New Yorker Hispanic Society of America verwirklichte, fand seine Kunst großen Anklang. Bis heute liebt ihn das spanische Publikum: Die 2009 vom Museo Nacional del Prado in Madrid ausgerichtete Retrospektive war die erfolgreichste in der Geschichte des Museums. Sie zählte mehr Besucher als die Ausstellungen zu den Großmeistern Velázquez und Francisco de Goya (1746–1828).

Die Retrospektive in der Kunsthalle versammelt Werke, die Sorolla für seine europäischen Ausstellungen auswählte. Sie sind beispielhaft für sein technisches Können, die Unverwechselbarkeit seines Stils und sein hohes Maß an Modernität. Die Gemälde und Ölskizzen stammen aus bedeutenden Privatsammlungen und internationalen Museen, wie dem Museo Sorolla und dem Prado in Madrid, dem Metropolitan Museum of Art in New York oder dem Museo Nacional de Bellas Artes de Cuba in Havanna, und werden zum Großteil erstmals hierzulande gezeigt. Da Sorollas Werke in keinem deutschen Museum zu sehen sind, bietet die Ausstellung die einmalige Chance, "Spaniens Meister des Lichts" nun in München zu entdecken.


Joaquín Sorolla. Spaniens Meister des Lichts
4. März bis 3. Juli 2016