29. Mai 2019 - 8:03 / Rosemarie Schmitt / Musikuß

„Tokyo Stories ist eine klingende Hommage an die energiegeladene japanische Metropole von Pianist, Producer und Komponist Francesco Tristano. Jedes der 16 Stücke für Klavier, Synthesizer und Elektronik spiegelt seine tiefe Bewunderung für Tokio wieder und seine lange Beziehung zu dieser Stadt“, so heisst es in einer Pressemitteilung von Sony-Classical.

Dies alles trifft zu, und noch viel mehr! Seien es seine eigenen Kompositionen, oder die der anderen, Francesco Tristano beeindruckt mich sehr. Immer wieder. Ich liebe und es berührt mich, was er aus und mit der Musik macht.

Ich habe mich bisher nicht für Japan oder für Tokio im Besonderen, seine Menschen oder deren Musik interessiert. Für mich war es eine viel zu entfernte Kultur, die mir auch in seiner Musik immer sehr fremd gewesen ist. Unerhört sozusagen. Ganz anders ist dies bei Tristano:

»Zum ersten Mal war ich im Jahr 2000 hier«, erklärt Tristano. »Ich war damals erst 18 Jahre alt. Es fühlte sich wirklich wie ein Neon-Dschungel an. Ich kehrte erst 2009 wieder nach Tokio zurück, doch seitdem bin ich rund 40 Mal dort gewesen«. Eine ganz persönliche Erfahrung spiegelt etwa der Titel Yoyogi Connect. Dazu Tristano: »Im Sommer 2017 verstarb mein Schwiegervater, als ich gerade auf dem Weg nach Tokio war«. Gate of Entry ist eine meditative Betrachtung der majestätischen Torii, auf die Tristano 2011 zufällig stieß, als er im Tokioter Vorort Asakusa herumirrte. »Damals bereitete ich mich innerlich auf meine erste Club-Show in Tokio vor. Die Torii gaben mir Energie«.

Während der Albumtitel auf den ikonischen Film Tokyo Story von Yasujiro Ozus anspielt, speist sich die Musik aus Tristanos eigener Gedankenwelt. Jedes Stück erzählt eine persönliche Geschichte über sowohl aufwühlende als auch glückliche Momente, die Tristano in Tokio erlebte. Das von Tristano komponierte und größtenteils in Tokio eingespielte Album präsentiert auch eine Reihe von Gastkünstlern, darunter sind japanische Musiker, wie der Tabla-Spieler U-zhaan, Komponist Keiichiro Shibuya und Producer Hiroshi Watanabe, aber auch internationale Gäste wie der argentinischen Elektrokünstler Guti und den legendären französische Saxofonist / Klarinettist Michel Portal.

„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ Diese Worte von Victor Hugo habe ich häufig zitiert. Doch erst seit Tristanos „Tokyo Stories“ erkenne ich ihre Bedeutung.
Hören und sehen Sie selbst:

Ich verneige mich voller Respekt vor dem Künstler Francesco Tristano. Kein anderer Musiker vermochte mir bisher so Vieles ohne Worte, „nur“ die Sprache der Musik nutzend, zu erzählen.
Verstehen Sie?

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt

Die Meinung von Gastautoren muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. (red)



Francesco Tristano, Tokyo Stories
Francesco Tristano, Tokyo Stories
Francesco Tristano, Tokyo Stories
Francesco Tristano, Tokyo Stories
Francesco_Tristano, Foto: Ryuya Amao
Francesco_Tristano, Foto: Ryuya Amao