Jacqueline de Jong – „Wir müssen daran erinnert werden, ungehorsam zu sein.“

Das Kunstmuseum St. Gallen präsentiert die erste Retrospektive der kürzlich verstorbenen Künstlerin Jacqueline de Jong (1939 in Hengelo, Niederlande geboren, 2024 in Amsterdam gestorben) in der Schweiz. Die umfassende Ausstellung vereint Arbeiten aus de Jongs gesamter Karriere von den frühen 1960er-Jahren bis zu ihrem Tod im Jahr 2024.

De Jongs vielgestaltiges Œuvre, das Malerei, Skulptur und Grafik umfasst und sich über mehr als sechs Jahrzehnte erstreckt, steht im Dialog mit bedeutenden künstlerischen Strömungen der Nachkriegszeit wie CoBrA, Pop-Art, Neue Figuration und Postmoderne. Bereits im Alter von 21 Jahren engagierte sich De Jong in der revolutionären und radikalen Avantgardebewegung Situationistische Internationale, deren Ziel es war, sich vom Spektakel des Kapitalismus zu befreien und abenteuerliche sowie selbstbestimmte Begegnungen mit der Welt zu schaffen. Diesem Geist blieb De Jong zeitlebens treu: Ihr sich stetig wandelndes, oft politisch aufgeladenes Werk ist spielerisch, erotisch, humorvoll, abgründig – und immer radikal zeitgenössisch der Welt zugewandt.

Mit der Retrospektive im Kunstmuseum St. Gallen wird die im vergangenen Jahr verstorbene Künstlerin erstmals in der Schweiz in einer musealen Einzelausstellung gewürdigt – erstaunlich, denn ihre Verbindung zur Schweiz war eng. Ihre Mutter, Alice de Jong-Weil, war Schweizerin. 1942, nach der Besetzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten, wurde die jüdische Familie De Jong getrennt: Alice floh mit der kleinen Jacqueline in die Schweiz, wo sie in Zürich lebten, während ihr Vater in Amsterdam untertauchte. Als Jacqueline und ihre Mutter 1947 nach Hengelo zurückkehrten, musste De Jong die niederländische Sprache neu erlernen. Ihre Eltern hatten ein Ferienhaus in Ascona am Ufer des Lago Maggiore. In den 1960er-Jahren, als de Jong in Paris lebte, verbrachte sie die Sommermonate jeweils bei ihren Eltern im Tessin. Sie hatte dort Platz zum Malen und Bildhauen. De Jong sprach fließend Schweizerdeutsch und ihr Werk ist in mehreren Schweizer Sammlungen vertreten.

Jacqueline de Jong. Ungehorsam
27. September 2025 bis 22. März 2026
Kuratiert von Melanie Bühler, Kuratorin am Stedelijk Museum Amsterdam und Gastkuratorin am Kunstmuseum St. Gallen.