Intermedian #5 im Hamburger Kunstverein

Mit "Intermedian #5: Herr von Eden – CTRL ESC" führt der Kunstverein Hamburg die bereits 2012 begonnene Reihe kleinerer Ausstellungsformate fort. Bei diesen Präsentationen handelt es sich um Interventionen, die das laufende Ausstellungsprogramm formal oder inhaltlich ergänzen. Die zurückliegenden "Intermedians" von Katharina Koppenwallner/International Wardrobe, Jonathan Johnson/ Gabi Dziuba, Arthur Morass und Stefan Strumbel stellten Positionen dar, die neben einer rein handwerklichen Ebene auch eine inhaltliche Nähe zu den wechselnden Ausstellungen aufwiesen.

Die Gegenüberstellung von Kunstwerken, Artefakten und Alltagsgegenständen im Kontext ihrer kulturellen Geschichte erzeugt produktive Zusammenhänge. Denn durch die unterschiedlichen Sichtweisen erhalten die BesucherInnen die Gelegenheit, das Aufnahmeniveau wechselnd zu verschieben und neue Verbindungen und Assoziationen zu erkennen. Im Jahr 2013 hat diese Reihe mit dem "Red Room" im Foyer des Kunstvereins einen Ort bekommen, der Positionen versammelt, die auf die eine oder andere Weise spezifische Techniken, Bildsprachen sowie Strategien nutzen oder bearbeiten, die über die Grenzen der Kunst hinausblicken oder umgekehrt in anderen Bereichen eher künstlerisch arbeiten.

Inhaltlich schließt sich die Präsentation an die parallel gezeigten Ausstellungen von Natalie Czech und Nathan Hylden an: Beide Künstler arbeiten mit den Elementen der Wiederholung und der Verweise. So auch Bent Angelo Jensen, der sich bei seinen Entwürfen bewusst auf Modelle der 1920er bis 1980er Jahre bezieht und diese zwar grundsätzlich wiederholt, sie aber auch variiert und im heutigen, aktuellen Kontext verortet.

Von Mitte Juli bis Anfang September 2013 präsentiert der Kunstverein Hamburg anhand ausgewählter Entwürfe und Kampagnen das vielseitige Schaffen des Hamburger Modelabels und wirft einen Blick auf die Modeproduktion der letzten 15 Jahre. Im Mittelpunkt steht dabei auch sein Gründer, Geschäftsführer und Designer Bent Angelo Jensen, der sich auch immer wieder in zahlreichen Verwandlungen zum Model seiner Kollektionen macht.

Bereits im Jahr 1998 eröffnete er sein erstes Modegeschäft in Hamburg im Stil britischer Herrenausstatter mit Secondhand-Anzügen, die er für eine Monatsrate verlieh und wöchentlich gegen einen neuen Anzug austauschte. Das Konzept dieser "offenen Garderobe" – viele Jahr bevor der große Erfolg der Sharing-Economy einsetzte – fluktuierte und entwickelte sich hin zu einem Verkauf von Vintage Stücken. Im Jahr 1999 präsentierte Jensen seine erste eigene Kollektion, mit der er schnell großen Erfolg hatte. Dieser Linie – klassische Schnitte mit avantgardistischen Schnittvariationen, besondere Details und feine Stoffe in experimentellen Farbnuancen – ist er seitdem treu geblieben.

Der enge Kontakt gerade auch zu der Hamburger Künstlerszene ist ihm wichtig. Künstler wie Jan Delay, Rocko Schamoni, Fatih Akin, Udo Lindenberg tragen und schätzen seine Anzüge. Er hat sich für diese Stadt als Sitz seines Geschäfts entschieden und fühlt sich ihr auch auf vielen anderen Ebenen verbunden: Für die Hamburger Deichtorhallen entwarf er gerade die zweite Anzugskollektion für das Aufsichtspersonal, für das Hamburger Schauspielhaus stiftete er 2010 ein Unterstützer-T-Shirt und die ausstellenden Künstler des Kunstverein Hamburg erhalten für die Eröffnung ihrer Einzelausstellung von ihm einen passenden Anzug.

Darüber hinaus wird er in der internationalen Musik-, Film- und Kunstszene rezipiert und von MusikerInnen wie Chilly Gonzales, der Band Seeed oder Marla Glenn getragen. Aber auch international bekannte Schauspieler wie Willem Dafoe oder Philip Seymour Hoffmann griffen für die Aufnahmen des Films von Anton Corbijn in Hamburg auf seine Modelle zurück.

Die im "Red Room" zusammengestellte Präsentation ist eine Bestandsaufnahme, die das ideenreiche und sich permanent hinterfragende Schaffen eines Modelabels zeigt. Zur Finissage am Sonntag, den 1. September 2013 wird auch der Dokumentarfilm "Herr Jensen" (Regie: Constantin Vider und Roman Roitman) im Kunstverein Hamburg Premiere haben. Im Anschluss wandert die Ausstellung im Frühjahr 2014 zum Goethe Institut nach Tokio.

Herr von Eden – CTRL ESC
13. Juli bis 1. September 2013