Immanent Elasticity

Mit der außergewöhnlichen, begehbaren Installation "Immanent Elasticity", einem eigens für die MAK-Galerie entwickelten, leichten Gespinst aus elastischen Fasern, lädt Soma Architecture zum Eintauchen in eine veränderbare, wolkenartige Raumstruktur. Die im Rahmen der programmatischen Reihe "Angewandte Kunst. Heute" konzipierte Einzelausstellung basiert auf Untersuchungen zu elastischen Materialsystemen, mit denen sich das Architekturbüro Soma Srchitecture intensiv auseinandersetzt, und verlässt konventionelle Methoden der Formfindung. Architektur manifestiert sich in "Immanent Elasticity" als elastischen Diskurs im Sinne einer offenen, individuellen Interpretation und Wahrnehmung von Raum.

Die visionäre Arbeit besteht aus glasfaserverstärkten Kunststoffzellen, einem Material, das unter Eigenspannung sogenanntes kinematisches Potenzial erzeugt und sich durch Bewegung unterschiedlich verformen lässt. Durch Krafteinwirkung von außen können Teile des Gebildes aus ihrer dreidimensionalen Form in eine flache Struktur umklappen. Durch die Verkettung der Zellen hat ein lokales Kippen Auswirkung auf die jeweiligen Nachbarzellen, wodurch charakteristische, sich wiederholende Muster entstehen. Die flexible Struktur basiert auf einem Materialsystem, das in Zusammenarbeit mit Studierenden an der TU Wien entwickelt wurde. Sie erlaubt ein Anpassen an die räumlichen Gegebenheiten der MAK-Galerie und ermöglicht damit Improvisation und lokale Differenz.

Soma Architecture verfolgt mit "Immanent Elasticity" einmal mehr eine spekulative Raumauffassung, welche die vielschichtigen Verstrickungen von Wahrnehmung und geometrischen Prinzipien thematisiert. Die Raumstruktur der Ausstellung ist mit "L-Systemen" ("Lindenmayer-Systeme", benannt nach dem ungarischen Biologen Aristid Lindenmayer) beschreibbar, die, basierend auf der Reproduktion einfacher Grundregeln, unter anderem zur Simulation von Pflanzenwachstum angewandt werden. Die Installation im MAK erscheint trotz der Künstlichkeit des Materials gewachsen und lebendig, trotz ihrer stringenten Regelhaftigkeit und eindeutigen geometrischen Be-schreibbarkeit chaotisch und mehrdeutig.

Innovative Denkmuster und Umsetzungsmethoden sowie die Entwicklung von visionären, räumlichen und formalen Konzepten sind charakteristisch für die Arbeit von Soma Architecture. Zu den experimentellsten Projekten des ArchitektInnenteams zählen unter anderem der mobile Kunstpavillon White Noise für das Land Salzburg (2011) oder der Theme Pavilion für die Expo 2012 in Südkorea. Die elastisch verformbare kinetische Fassade der Expo war nicht nur eine technische Weltneuheit, sondern ein emotional bewegendes räumliches Erlebnis.

Soma Architecture wurde 2007 von Stefan Rutzinger, Kristina Schinegger, Martin Oberascher und Günther Weber gegründet. Das Tätigkeitsfeld des Teams reicht von der Entwicklung investigativer Entwurfsstrategien und experimenteller Umsetzungsmethoden bis zu technischer und theoretischer Forschung. Ästhetische Kategorien von Form, Konzept und Erlebnis stellt soma architecture nicht zuletzt durch Rückkoppelung von analogen Materialeigenschaften und digitalen Simulationen in Frage und miteinander in Beziehung. Das mehrfach ausgezeichnete ArchitektInnenteam war unter anderem auf der Architektur-Biennale in Venedig (2010) und bei Archilab 2013. Naturalizing Architecture im FRAC Centre, Orléans vertreten. Derzeit betreibt soma Büros in Wien und Salzburg.


Soma Architecture. Immanent Elasticity
13. Mai bis 14. September 2014