Imi Knoebel. Werke 1966 - 2014

Anlässlich des 75. Geburtstages von Imi Knoebel (*1940 in Dessau) richtet das Kunstmuseum Wolfsburg nach fast 20 Jahren die weltweit erste umfassende Ausstellung zum OEuvre dieses bedeutenden deutschen Künstlers aus. "Imi Knoebel. Werke 1966 – 2014" zeigt zentrale Werke und Werkgruppen von den "Linienbildern" (1966-68) über "Raum 19 III" (1968/2006), "Eigentum Himmelreich" (1983) und den "Aluminiumbildern" der 1990er-Jahre bis hin zu aktuellen Arbeiten.

Die Präsentation bedeutender Leihgaben aus privaten und öffentlichen europäischen Sammlungen unterstützt der Maler mit Werken aus seinem Privatbesitz. Über 100 Gemälde, Objekte und Installationen dokumentieren die außergewöhnliche Rolle, die Imi Knoebel in der Kunst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute spielt. Als langjähriger Schüler von Joseph Beuys, der den Kunstbegriff revolutionierte, entwickelt Knoebel bereits an der Kunstakademie Düsseldorf ein grundlegendes Formenvokabular, aus dem er rigoros abstrakte Bilder schafft. Kasimir Malewitsch, der Maler des Schwarzen Quadrats (1915), liefert ihm den Nährboden für eine künstlerische Haltung jenseits der "Welt der Dinge". Bereits die erste raumgreifende Arbeit, die Knoebel 1968 noch an der Akademie baut, legt eine grundlegende Eigenschaft seines OEuvres offen: die Hinterfragung der Malerei im Raum.

Die Anordnung der 836 Einzelteile von "Raum 19 III" stellt eine Synthese aus Atelier, Lager und Ausstellungsort dar. In Kombination mit der phosphorfarben leuchtenden "Batterie" (2005) thematisiert sie auch das "gespeicherte" Potenzial früher Arbeiten, aus dem der Künstler schöpft, und das er immer wieder "neu auflädt". Knoebel bedient sich in den Jahren 1968 − 1974 auch der Fotografie und des Lichts als eigenständige Medien innerhalb seiner Konzeption von Malerei, u.a. für seine Innen-und Außenprojektionen und die Sternenhimmel. Seit 1975 bis heute arbeitet er an sich überschneidenden monochromen Rechtecken, den sogenannten Mennigebildern. Während sich seine Palette in den frühen Jahren auf die Farben Weiß und Schwarz, die warme Farbe der Hartfaser und die Rostschutzfarbe Mennige konzentriert, beginnt Knoebel ab 1976, sich weitere Farben anzueignen.

In den 1980er-Jahren erweitert er sein Formenrepertoire entscheidend um Fundstücke und arbeitet mit aufgestöberten Materialien wie altem Holz, rostigem Eisen, gebrauchten Schläuchen, gealtertem Wellblech. So entstehen mehrteilige Arbeiten wie "Eigentum Himmelreich" (1983), die in der Ausstellung zu sehen sein werden. Knoebels Interesse an Form, Grund, Gliederung, Linie, Fläche und Farbe inspiriert ihn 1990 zu den ersten Reliefs aus Aluminium, deren vielschichtige Variationen fortan einen wichtigen Platz in seinem Werk einnehmen. Mit diesen objekthaften Aluminiumbildern verlässt Knoebel abermals das Geviert der Leinwand und dringt mit dem Bild in den Raum vor.

Mit seiner Serie "Ich Nicht" (2004 – 2006) liefert er eine originelle Antwort auf Barnett Newmans Gemälde "Who‘s Afraid of Red, Yellow and Blue?" (1966-70) und thematisiert die Primärfarben der Abstraktion im 20. Jahrhundert. Letztere kommen erneut in den sechs Glasbildern für die Apsis der Kathedrale von Notre-Dame in Reims zur Geltung, die im Juni 2011 enthüllt wurden. Diese grandiosen Kirchenfenster machen ihn weit über die Kunstszene hinaus einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Die Ausstellung "Imi Knoebel. Werke 1966 − 2014" des Kunstmuseum Wolfsburg fächert die vielschichtige Entwicklung des OEuvres von Imi Knoebel über eine Zeitspanne von fast 50 Schaffensjahren auf. Jedes einzelne Bild ist Teil eines sich stets erweiternden Gesamtwerks. Bis heute greift Imi Knoebel frühere Arbeiten auf, ergänzt und erweitert sie, oder interpretiert sie neu. Als Bausteine dieser Werkentwicklung werden auch aktuelle Arbeiten des Malers wie "Ein Drachen für Brigitta" (2014), die bisher noch nicht gezeigt wurden, in die Ausstellung eingebunden. Dieser Schaffensprozess innerhalb des Gesamtoeuvres spiegelt sich auch in der Inszenierung.


Der umfangreiche Katalog zur Ausstellung enthält neben Essays von Marie-Amélie zu Salm-Salm, Martin Schulz und Max Wechsler, einem Interview des Künstlers mit Johannes Stüttgen, Statements von Ausstellungsmachern und Wegbegleitern sowie einer ausführlichen Werkbiografie von Carmen Knoebel auch zahlreiche Installationsaufnahmen und erscheint innerhalb der Laufzeit der Ausstellung im Kerber Verlag. Museumspreis EUR 38,-. Online zu bestellen im Museumsshop.

Imi Knoebel. Werke 1966 - 2014
25. Oktober 2014 bis 15. Februar 2015