"Illusionen" in der Lokremise St. Gallen

Am Freitag, 12. Februar feiert das Schauspiel "Illusionen" des russischen Autors Iwan Wyrypajew Premiere in der Lokremise. Verwirrend schön hinterfragt er die Mythen der Liebe und die Stabilität von Identität, verschachtelt Erzähl- und Darstellungsebenen und führt alle Beteiligten des Abends in ein Spiegelkabinett, in dem es heisst, Abschied zu nehmen von der Vorstellung von Eindeutigem. Lustvoll und leicht bringt Regisseur Stephan Roppel, der 2015 den Schweizer Theaterpreis für das Autorenprojekt Dramenprozessor erhielt, das Stück auf die Bühne.

Vier junge Menschen erzählen nacheinander von den befreundeten Paaren Danny und Sandra, Albert und Magret. Sie, um die achtzig und seit fünfzig Jahren verheiratet, wollen sich ihren Partnern am Ende des Lebens noch ein letztes Mal in Aufrichtigkeit anvertrauen. Sie bekennen sich zu bisher Unausgesprochenem in ihren Beziehungen und offenbaren auch ungeahnte Geständnisse darüber, wen sie liebten.

Und so wie die vier Liebenden am Lebensabend, an dem nur noch zählt, was wirklich wesentlich ist, ihre eigene Geschichte umzuschreiben haben, muss die Geschichte, die sich zwischen den vier Verstrickten zu entspinnen beginnt, mit jedem neuen Perspektivsplitter umgeschrieben werden. Nichts ist gewiss und das Festhalten-Wollen an der einen Wahrheit ist reine Illusion. Mit dem Kunstgriff, vier Lebensrückschauen alter Menschen von jungen erzählen zu lassen, stellt Iwan Wyrypajew in Illusionen ein aufregendes Spannungsverhältnis her: zwischen dem Wunsch, das Leben im Hier und Jetzt benennen zu wollen und der Erkenntnis, dass die Bewertung von Bedeutung nicht beständig ist.


Illusionen von Iwan Wyrypajew
Premiere am Freitag, 12. Februar 2016, 20 Uhr
Lokremise St. Gallen