Mit der exklusiven Edition "Philippe Jordan | Beethoven Complete Symphonies" erschien eine brandneue Produktion des sinfonischen Gesamtwerks Beethovens! Philippe Jordan führte mit seinem Orchestre de l’Opéra national de Paris und den Solisten Ricarda Merbeth (Sopran), Daniela Sindram (Mezzosopran), Robert Dean Smith (Tenor) und Günther Groissböck (Bass) alle Sinfonien in der Opéra Bastille und dem Palais Garnier in Paris auf. In hervorragender Bild- und Tonqualität wurde dieser Zyklus Ende September 2016 als DVD- und Blu-ray-Box veröffentlicht. Nicht minder exklusiv, informativ und edel, präsentiert sich (statt eines üblichen Booklets) ein kleines Büchlein mit festem Einband.
Philippe Jordan gilt als einer der gefragtesten Dirigenten seiner Generation, der bereits viele namhafte Orchester weltweit erfolgreich geleitet hat. Als Musikdirektor der Pariser Oper und seit der Saison 2014/2015 Chefdirigent der Wiener Sinfoniker widmet er sich dem großen Vermächtnis von Beethoven. Hierfür beschäftigte sich Jordan unter anderem intensiv mit der zu Lebzeiten von Beethoven gängigen Aufführungspraxis. Allen voran die 3. Sinfonie brachte den Schweizer Dirigenten dazu, die heutige Aufführungspraxis in Frage zu stellen und neue interpretatorische Wege zu gehen. Er reduziert das Orchester, allen voran die Streicher, und passt sich damit dem Verhältnis zwischen Raum- und Besetzungsgröße des Orchesters den damaligen Bedingungen Beethovens an. Dies hat sowohl eine Änderung der Tempogestaltung als auch der Dynamik zur Folge, die sich nun mehr denn je den ursprünglichen Angaben von Beethoven angleichen soll. "Beethoven ist das A und O der Symphonik. Für die Qualität eines Orchesters ist dieses Repertoire außerordentlich wichtig und mein Orchester der Pariser Oper hatte die Beethoven-Symphonien noch nie gespielt." (Philippe Jordan) seien Sie gespannt auf eine zeitgemäße, aber dennoch traditionelle Interpretation!
Ich mag diese Interpretation sehr! Es ist wahrlich so, dass man niemals vermag, alle Erwartungen zu erfüllen und jedermann gerecht zu werden. Es war der Fußballer Berti Vogts, der sagte: "Wenn ich über’s Wasser ginge würden meine Kritiker sagen: Nicht mal schwimmen kann er!" So mag der ein oder andere die Meinung vertreten, dass "Jordans Beethoven" nicht kraftvoll, nicht dynamisch genug sei. Diese Auffassung teile ich nicht, denn ich empfinde eben genau diese, Jordans unaggressive Interpretation, als ungeheuer wohltuend. So liebe ich Beethovens Sinfonien! Es ist die 1., die es mir besonders angetan hat. Ich hörte von jener Ersten bereits zahlreiche Aufnahmen, doch keine vermochte mich zu begeistern, wie die von Philippe Jordan!
Es war im Winter des Jahres 1808. Beethoven war etwa 38 Jahre alt, als er auf dem Manuskript seiner 6. Sinfonie jene Worte schrieb: "… Man überläßt es dem Zuhörer, die Situation auszufinden (…)"
Die Wahl auf Paris als Aufführungsort des Zyklus ist in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung. Für Beethoven selbst stellte die Stadt den Ausgangspunkt für die kompositorische Auseinandersetzung mit der französischen Musik dar. Die musikalischen und politischen Ereignisse in Frankreichs Hauptstadt während der Französischen Revolution beeinflussten vor allem Beethovens sinfonisches Schaffen maßgebend. Den Gedanken, nach Paris zu ziehen, setzte Beethoven jedoch nie um.
"Philippe Jordan | Beethoven Complete Symphonies" ist erhältlich auf vier DVDs bzw. drei Blu-ray Discs bei Arthaus Musik. Die Edition wird außerdem mit einem Special Feature – der 52-minütigen Dokumentation "Philippe Jordan – Zum Dirigieren geboren" von Reiner E. Moritz – ergänzt. Der Regisseur zeichnet die erstaunliche Karriere des noch jungen Dirigenten, der sich bereits ein enormes Repertoire erarbeitet hat, nach. Er verwendet in seinem Film spannendes Ausschnittmaterial aus wichtigen Dirigaten. Dabei lässt er Jordan neben Kindheitserinnerungen seinen eigenen Werdegang schildern.
Ich sah mir jene Dokumentation an, nachdem ich alle Sinfonien, gesehen und gehört hatte. Dann lauschte ich ein weiteres Mal. Ein wundervolles Erlebnis! Die Geste entstehe aus dem Klang heraus und das Orchester sei sein Instrument, erklärt Jordan. Dirigieren bedeute für ihn, die Klangvorstellungen intuitiv durch Gesten zu übermitteln. "Ihr spielt die Musik!", scheint er dem Orchester zu sagen, »ich führe, sage was mir wichtig ist, doch Ihr entscheidet." In diesem Sinne...
Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt