Die in der IG Kultur Vorarlberg zusammengeschlossenen Kulturvereine haben am vergangenen Dienstag am Spielboden die Vorstandsetage erneuert. Niklas Koch übergab dabei den Vorsitz an den Kulturakteur, Kunstmanager und Galeriebetreiber (Galerie am Lindenplatz, Vaduz) Leon Boch. Margret Broger, Johannes Rausch, Heike Kaufmann und Johny Ritter reichten den Staffelstab nach Jahrzehnten der Vorstandsarbeit an Persönlichkeiten aus den Mitgliedsvereinen Kammgarn Hard, W*Ort Lustenau und Pforte Feldkirch weiter. Neben der Neuorganisation wurden im Rahmen der Sitzung auch die brennenden Kulturthemen diskutiert. So kommentierten die Teilnehmenden den aktuellen Sparkurs und existenzbedrohende Auswirkungen auf die gemeinnützige Vereinsarbeit. Einig war man sich darin, regelmäßigen Austausch zwischen Kulturpraxis und Kulturpolitik pflegen zu wollen.
Bernhard Amann (Prokontra Hohenems) und Johannes Rausch (Theater der Figur) gehören zu den Gründern der IG Kultur Vorarlberg und gaben der Interessensvertretung soziokultureller und emanzipierter Kulturarbeit über drei Jahrzehnte lang ein Gesicht. Margret Broger (Frauenmuseum Hittisau) und Yener Polat (Theaterverein motif) gesellten sich in den 2000er Jahren dazu. 2018 folgte mit Heike Kaufmann und Niklas Koch vom Spielboden Dornbirn sowie dem Filmschaffenden Johny Ritter eine junge Generation. Gemeinsam mit Geschäftsführerin Mirjam Steinbock engagierte sich das Team in den letzten Jahren besonders intensiv für den Erhalt von Kulturberichterstattung im
öffentlich-rechtlichen Medium, intervenierte politisch während der Pandemie und setzt sich seit über zehn Jahren für faire Arbeitsbedingungen im Kulturbereich ein.
Zwei Jahre widmete sich das IG-Team nun dem Prozess des Generationenwechsels, nachdem langjährige Vorstandsmitglieder den Wunsch nach Funktionsübergabe äußerten. Die Werte und Ziele der 1991 gegründeten Interessensgemeinschaft wurden nochmals auf die drei Tätigkeitssäulen Kulturpolitik, Interessensvertretung und Beratung überprüft – bezogen auf die aktuellen Herausforderungen für die autonome Kulturarbeit hielten sie dem Test stand. Daraufhin suchte das Team in den Mitgliedsreihen nach Kolleg:innen, die die Themen Zukunftsfähigkeit von Vereinen, Beteiligung junger Menschen, internationale Tätigkeit, Demokratieerhalt, Kooperation und Einbindung
marginalisierter Gruppen fokussieren und fand: Bei der Generalversammlung am 17. Juni wurden Leon Boch, Gabi Hampson, Bernhard Amann, Niklas Koch, Claudia Christa, Lisa Weiss, Jessica Ölz und Yener Polat als neuer Vorstand vorgestellt und von den Mitgliedern einstimmig gewählt.
Zu den anwesenden Kulturinitiativen gehörten der Verein Bahnhof Andelsbuch, das Jüdische Museum Hohenems, das Alte Kino Rankweil, das VAI – Vorarlberger Architektur Institut, Zack & Poing, das Pippifinn-Kinderkünsteuniversum, die Villa Falkenhorst, das Alpinale Kurzfilmfestival, der Landesverband Amateurtheater Vorarlberg, die Wexelstube Feldkirch, der Verein zur Förderung der Harfenkultur und Netzwerk Tanz Vorarlberg. Im Sinne von Transparenz und Austausch waren als Gäste die Kulturvertreter:innen der Landes- und Gemeindepolitik geladen. Der Einladung folgten Landtagsvizepräsident Hubert Kinz (FPÖ), die Landtagsabgeordneten Cenk Dogan (ÖVP) und Reinhold Einwallner (SPÖ), die Fraktionsobfrau Martina Hladik (Neos), die Lustenauer Kulturgemeinderätin Nadine Peschl und Kulturamtsleiterin Nina Fritsch.
Auf seine Ziele als neuer Vorsitzender angesprochen, setzte Leon Boch in der Mitgliederversammlung nach der Wahl ein klares Statement:
"In meiner Funktion als Obmann der IGK Vorarlberg ist es mir ein wichtiges Anliegen, die interkulturelle Kulturlandschaft Vorarlbergs in Ihren spezifischen und individuellen kulturpolitischen Aktivitäten und Forderungen mit voller Kraft zu unterstützen sowie international zu vernetzen. Gerade in einer Zeit, in welcher weltweit demokratische und kulturelle Prinzipien untergraben werden, muss ein deutliches und solidarisches Zeichen gesetzt werden. Es war niemals die Wirtschaft, die eine Gesellschaft widerspiegelt, sondern deren Kultur."
(Quelle: Aussendung IG Kultur Vorarlberg)