Ida Maly - Zwischen den Stilen

Ida Maly wurde 1941 in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim ermordet. Die Ausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz zeichnet anhand von rund 70 ausgewählten Arbeiten Ida Malys Lebensweg nach und zeigt, wie sie sich zwischen den Stilen bewegte und dabei zu ihrer individuellen künstlerischen Sprache fand.

Die österreichische Künstlerin Ida Maly (1894–1941) lebte und arbeitete in Wien, München, Berlin und Paris. Ende der 1920er-Jahre als "Schizophrene" in einer psychiatrischen Anstalt institutionalisiert, wirken ihre dort entstandenen Werke wie Prophezeiungen der Gräuel der "Euthanasie" der Nationalsozialisten an Psychiatrieinsassen. Ihr Werk dokumentiert den Weg einer talentierten Malerin in den vermeintlich Goldenen Zwanzigern, die "zwischen den Stilen" zu ihrer individuellen künstlerischen Sprache fand.

Leben und Werk der österreichischen Künstlerin Ida Maly waren geprägt von den politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüchen ihrer Zeit. Sie studierte zunächst in Graz und Wien. Um sich neuen Einflüssen zu öffnen, verließ sie die engen Grenzen ihrer Heimat und lebte ab 1918 in München, Berlin und Paris. Sie trieb als Amateurin Sport – Maly nahm an Wettkämpfen im Schwimmen und Turmspringen teil – und arbeitete als freischaffende Künstlerin. Dennoch kämpfte sie in den 1920er-Jahren mit zunehmend prekären Lebensumständen. Maly lebte unter anderem von der Anfertigung von Exlibris und Kopien nach Gemälden alter Meister. Als 1921 ihre uneheliche Tochter Elga (1921–1989) geboren wurde, versuchte sie sich und das Kind erst alleine durchzubringen, scheiterte aber an den Lebensbedingungen und übergab ihre Tochter an Pflegeeltern in Graz.

Maly schuf ein vielschichtiges Werk, das völlig neue Aspekte des österreichischen Kunstschaffens der Zwischenkriegszeit aufzeigt. In Wien und Paris in den Jahren von 1925 bis 1927 entstanden neben von Porträts von Kaffeehausgästen Bleistiftzeichnungen mit teilweise fantastischen Motiven. Ihre Arbeiten zeigen stilistische Nähe zu unterschiedlichen Kunstströmungen wie dem Jugendstil, dem Expressionismus, Art déco oder der Neuen Sachlichkeit.

Es kam jedoch nicht zur vollen Entfaltung der künstlerischen Fähigkeiten Malys, da sie 1928 in die "Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke Am Feldhof" in Graz eingewiesen wurde. Die Umstände dieser Einweisung sind ebenso wenig geklärt wie die verhängnisvolle, heute nicht mehr belegte Diagnose "Schizophrenie". Im Feldhof hielt die Künstlerin mit dem Zeichenstift die anderen Insass_innen fest und gestand ihnen in einfühlsamen Porträts jene Individualität und Würde zu, welche die zunehmende Unmenschlichkeit der Psychiatrie der 1930er-Jahre ihnen absprach.

Etwa ab 1930 wurde Ida Malys Stil immer grafischer und linearer, manche Blätter sind in nur einer Farbe gestaltet, Schrift – in Form von Bildtiteln und kurzen Phrasen aus dem Munde der Dargestellten – bekommt eine zunehmend wichtige Rolle. Zugleich entwickeln sich die Figuren weiter, werden karikaturartig überzeichnet, beispielsweise mit überdimensioniert großen Köpfen. Das Spätwerk Malys ist zunehemend geprägt von einem radikalen Zerfall der Form.

Ida Maly selbst wurde 1941 in Schloss Hartheim in Oberösterreich im Alter von 46 Jahren ein Opfer der grausamen NS-Euthanasie. Das außergewöhnliche Werk der Grazer Malerin und Grafikerin wurde erst in den letzten Jahren wieder entdeckt.

Ida Maly
Zwischen den Stilen
22. Oktober 2021 bis 9. Jänner 2022