I want to see how you see

Weltweit erstmalig wird die Julia Stoschek Collection außerhalb des privaten Sammlungshauses in Düsseldorf in einem musealen Kontext vorgestellt. Auf über 2.000 qm werden ab dem 16. April 2010 Werke von über 50 Künstlern in den Deichtorhallen aus dieser sehr jungen Privatsammlung präsentiert. Der Titel der Ausstellung "I want to see how you see" geht auf eine gleichnamige Arbeit von Pipilotti Rist zurück.

Die Ausstellung knüpft an die Tradition der Deichtorhallen an, große Sammlungen zu präsentieren. In diesem Fall handelt es sich um eine der bedeutendsten Sammlungen medial geprägter Kunst in Deutschland, was sicher mit dem Alter der Sammlerin (*1975) in Zusammenhang steht. Gleichzeitig knüpft die Schau an die Ausstellung "Feuer, Erde, Wasser, Luft" der Deichtorhallen an, die 1993 im Rahmen der Mediale erstmals medienorientierte Kunst in den Deichtorhallen breit gefächert zeigte. In der Ausstellung der Deichtorhallen werden zum einen einige Klassiker der Video-Kunst wie Marina Abramovic "Art must be beautiful, Artist must be beautiful" von 1975/76, Vito Acconcis "Openings" (1970) und Chris Burdens "Shoot" (1971) präsentiert, der Großteil der Arbeiten stammt aber aus den 2000er Jahren. Von eher lyrischen Arbeiten wie z.B. Heike Baranowsky "Mondfahrt" über aufwendig animierte Filme wie Björks "Wanderlust" in 3D bis zu großartigen Rauminstallationen z.B. von Monica Bonvicini, Anthony McCall und Nathalie Djurberg.

Die Julia Stoschek Collection ist eine private Sammlung zeitgenössischer Kunst mit dem Schwerpunkt Medien und Videokunst, Installation und Fotografie. In der ca. 400 Arbeiten umfassende Sammlung sind Arbeiten u.a. von Bruce Naumann und Marina Abramovic über Doug Aitken, Paul Pfeiffer bis hin zu Monica Bonvicini, Mika Rottenberg, Heike Baranowsky, Isaac Julien. Julia Stoschek ist 1975 geboren und Gesellschafterin der Brose-Unternehmensgruppe, eines Automobilzulieferers. Sie studierte Betriebswirtschaft und hat sich seit Ende ihres Studiums 2001 ganz der Kunst verschrieben. Seit 2004 gehört sie dem Direktoren- Board der KW-Institute for Contemporary Art, Berlin an. 2007 wurde sie in das Trustee Committee on Media and Performance Art am MoMA- Museum of Modern Art als stimmberechtigtes Mitglied der Ankaufskommission aufgenommen.

Ihre Heimat fand die Sammlung in den ehemaligen Produktionsstätten der Rahmenfabrik Conzen. Das Gebäude, das 2007 Jahr 100jähriges Jubiläum feierte, wurde hierfür vom Architekturbüro Kuhn Malvezzi durch alle Geschosse hindurch auf die besonderen Anforderungen der Sammlung hin konzipiert. Zur öffentlichen Präsentation stehen der Julia Stoschek Collection im Domizil zwei Ausstellungsgeschosse zur Verfügung. Für die Eröffnungsausstellung mit dem Titel "Destroy, she said" hatte Julia Stoschek ca. 40 internationale künstlerische Positionen zusammengestellt, die sich vornehmlich mit den Themen Konstruktion/Dekonstruktion, Innenraum/ Aussenraum beschäftigen.

Das Hauptthema der zweiten Präsentation "Number Two: Fragile" ist der Aspekt der Körperlichkeit in Video, Installation und Fotokunst, mit der vor allem Künstler der Body-Art und Performance Kunst seit den 60/70er Jahren experimentieren. Selbstinszenierung, Schmerz, Transformation, Körperhaftigkeit im Sinne einer Plastizität, die als reale, äußere Form erfahrbar wird, aber auch Zerbrechlichkeit im buchstäblichen Sinne sind wesentliche Schwerpunkte, die in der Auswahl der 54 Arbeiten beleuchtet werden sollen. Die insgesamt 30 Künstler können dabei innerhalb der Ausstellung auch als Einzelpositionen wahrgenommen werden, da zumeist mehrere Arbeiten eines Künstlers vorgestellt werden.

Die am 17.10.09 eröffnende Ausstellung mit dem Titel "100 Years (version #1, Düsseldorf)", eine in erstmaliger Kooperation mit dem P.S.1 Contemporary Art Center, New York und der internationalen Performance-Biennale Performa 09, New York entstandene Ausstellung dokumentiert dabei die letzten einhundert Jahre Performance-Geschichte. Die Ausstellung, die neben Düsseldorf ab November im P.S.1/MoMA in New York und weiteren internationalen Institutionen Station machen wird, versteht sich als Forschungsprojekt, das im Kontext der diesjährigen Performa 09 und anlässlich des vor 100 Jahren veröffentlichten Manifest des Futurismus einen Überblick über die bedeutendsten Aktionen, Happenings und Performances der letzten einhundert Jahre schafft.

Parallel zu "100 Years (version #1, Düsseldorf)" wird im zweiten Ausstellungsgeschoss in regelmäßigen Abständen ein Performance-Programm mit dem Titel "Number three: here and now" stattfinden. Geplant sind bisher Performances von: Marina Abramovic, Allora & Calzadilla, Jerome Bel, John Bock, Keren Cytter, Bert Didillon, Stefan Ettlinger, Andrea Fraser, Dara Friedman, Simon Fujiwara, Manuel Graf, Christian Jankowski, Joan Jonas, Sharon Hayes, Eunhye Hwang, Ragnar Kjartansson, Andreas Korte, Michalis Nicolaides, Jen DeNike, Cornelius Quabeck, Xavier Le Roy, Jimmy Robert, Tino Sehgal, Annette Sonnewend & Michael Strasser, Nico Vascellari, Sven Vieweg, Tris Vonna Michell, Andrea Zittel. A. Leu-Barthel

I want to see how you see
Julia Stoschek Collection
16. April bis 25. Juli 2010