Hubert Scheibl. Plants & Murders

Hubert Scheibl, 1952 in Gmunden geboren, studierte bei Max Weiler und Arnulf Rainer in Wien. In den 1980er Jahren gehörte er der österreichischen Künstlergruppe der "Neuen Wilden" an, deren großformatige Bilder sich durch eine individuell gestische und trotzigabstrakte Malweise in überschwänglicher Farbigkeit auszeichnen. Die Ausstellung "Plants & Murders" wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler realisiert und gibt mit Gemälden, Papierarbeiten und Plastiken einen eindrucksvollen Einblick über sein bildnerisches Schaffen der letzten Jahre.

Dabei setzt Scheibl thematisch den Fokus auf den weitläufigen Themenkreis der Natur und ihrer unbändigen Urkräfte, denen auch unsere eigene Existenz unterworfen und ausgeliefert ist. Die Werkschau kreist um Begriffe wie Expansion und Widerstand, (Selbst-)Entfaltung und Zurückdrängung, Enge und Weite, Chaos und Ordnung, Attraktion und Aggression, Wachstum und Verderben, die Scheibl intuitiv und sinnbildhaft in dynamisch-abstrahierte Bilder umsetzt. Dabei scheinen immer wieder Referenzen zur Flora und kosmische Strukturen auf.

Seine Malweise ist zum einen gekennzeichnet durch einen ausdrucksstarken, breit angelegten Pinselduktus, mit dem er unter dem spürbaren Einsatz des Körpers in einander überlagernden Schichten kraftvoll entfesselte Bewegungen auf dem statischen Medium des Bildträgers als eruptive Momentaufnahmen festhält. Mitunter expandiert die Farbmaterie zentrifugal und explosionsartig nach allen Seiten hin. So spielen Zufall und Kalkül beim Entstehungsprozess eine elementare Rolle. Gleichzeitig besticht das Werk an anderer Stelle durch schwungvoll filigrane graphische Setzungen, die florale Strukturen mehr zeichenhaft andeuten, als sie konkret zu beschreiben.

Diese entstehen bei seinen Gemälden zumeist durch Ritzungen, die der Künstler ähnlich einer Gravur in die oberste, meist monochrome Schicht seiner Gemälde setzt und damit die zuvor aufgetragenen farbigen Unterschichten wieder zum Vorschein bringt. Seine großformatigen Grafiken bestechen durch das Spiel freigesetzter, raumgreifender Linien, die in ihrer Darstellung und Bewegung an Fäden oder Spermatozoen erinnern und in Kombination mit den vereinzelt aquarellierten, blütenhaft anmutenden Farbaufträgen und Drippings, die Urwüchsigkeit biologischer Strukturen evozieren.

Die gezeigten Arbeiten konfrontiert der Künstler in kongenialer Weise mit seiner Sammlung botanischer Modelle von Robert Brendel, die gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Lehrobjekte in Berlin entstanden. Auch Scheibls neu geschaffene Objekte orientieren sich formal an diesen, wenn gleich sie nicht den Anspruch wissenschaftlicher Detailtreue hegen, sondern vielmehr als eigenständige künstlerische Gebilde fungieren, mit einem dennoch angestrebten Bezug zur Pflanzenwelt.

Als begeisterter Cineast und Musikliebhaber verwendet Scheibl in seinen Bildtiteln immer wieder auch Referenzen zur medialen Alltagkultur, wie dies vor allem bei der Verwendung direkter Filmzitate deutlich wird. Auch die Benennung seiner Werkserie "Nicotine on Silverscreen", ist an einen ähnlich klingenden elektronischen "House"-Track angelehnt und schafft gleichermaßen einen Bezug zur englischen Bezeichnung der Kinoleinwand. "Plants & Murders" wurde im Sommer 2012 erstmalig im Museum der bildenden Künste Leipzig gezeigt und ist nun in Österreich in deutlich erweiterter Form als umfangreiche Personale im Museum der Moderne Salzburg zu sehen. Nach der Ausstellung "Un-Tiefen" im Jahr 2006 im MdM Rupertinum ist das Werk Scheibls nun erneut zu Gast, diesmal auf dem Mönchsberg.

Hubert Scheibl. Plants & Murders

20. Juli bis 20. Oktober 2013