Hommage an einen grossen Drucker

Noch kurz bevor der renommierte Zürcher Drucker Peter Kneubühler 1999 überraschend und viel zu früh verstarb, konnte auf seinen Wunsch hin eine nach ihm benannte Stiftung ins Leben gerufen werden. Alle Werke, die in seinem Kupferdruckatelier seit den frühen 70er Jahre gedruckt und betreut worden sind, sollten darin zusammengefasst und integral erhalten werden. Zum Umfang dieses singulären Drucker-Archivs gehört neben den eigentlichen Auflageblättern vor allem auch das hochspannende Arbeitsmaterial: Probeabzüge, Zustands- und Andrucke, Gut-zum-Druck-Blätter, von den Künstlern gewidmete Exemplare sowie Skizzen und andere Vorlagen zu einzelnen Auftragsarbeiten.

Den gesamten, an die 1"900 Blätter und 500 Mappenwerke zählenden Graphikbestand des Ateliers kann die Graphische Sammlung der ETH nun dieses Jahr in ihre Bestände aufnehmen. Dank der namhaften Unterstützung der Georg und Bertha Schwyzer-Stiftung in Zürich konnte auf diese Weise eine der grössten Akquisitionen der letzten Jahre getätigt werden. Damit konnte verhindert werden, dass das umfangreiche Archiv in die USA abwandert, wo es allenfalls durchaus willkommen gewesen wäre. In einer Ausstellung wird jetzt dieser Ankauf offiziell angekündigt und das Archiv in einer Auswahl präsentiert.

Im Laufe der letzten acht Jahre wurde zum Gedenken an einen der grossen Drucker unserer Zeit sein Werk mehrfach in grösseren und kleineren Hommagen gewürdigt. Wurde in diesen Präsentationen in erster Linie ein Überblick über das Oeuvre Kneubühlers in seiner Gesamtheit und in der einzigartigen Vielfalt an druckgraphischen Techniken geboten, so konzentriert sich die aktuelle Ausstellung in der Graphischen Sammlung vornehmlich auf drei bedeutende Künstler aus der eindrücklich langen Reihe von bekannten Namen: Eric Fischl (geb. 1948), James Turrell (geb. 1943) und Luc Tuymans (geb. 1958).

Alle drei fanden in Kneubühler den versierten und für feinste Nuancen empfindlichen Drucker. Das Besondere ist aber die ausserordentliche Ausgangslage: keiner von ihnen hatte vor ihrer Zusammenarbeit nennenswerte Erfahrungen mit Druckgraphik gemacht. Dennoch handelt es sich gerade bei diesen Schöpfungen aus Kneubühlers Werkstatt um eigentliche Höhepunkte nicht nur seines Schaffens, sondern der Originalgraphik des 20. Jahrhunderts schlechthin. Insbesondere die Auftragsarbeiten, die für die Edition von Peter Blum in New York entstanden sind, zeugen von einer grossen Meisterschaft.

Nebst Fischls legendärem Portfolio "Year of the Drowned Dog" (1983) werden Blätter aus der fulminanten Folge "First Light" (1989/90) von Turrell zu sehen sein. Tuymans ist mit seiner 1996 erschienenen Folge "The Temple" vertreten. Während Fischl als Maler emotional aufgeladener Szenen sich in seinen technisch komplexen Radierungen vor allem mit dem naturalistisch dargestellten Körper, seinem zentralen Thema, auseinandersetzt, geht es dem amerikanischen Lichtkünstler James Turrell in seinen eindrücklichen Aquatinta-Blättern in erster Linie um das Herauslocken von Licht aus dem Papier.

Der belgische Inszenator der Leere Tuymans richtet dagegen mit Hilfe von meisterhaften, direkt-geätzten Erinnerungen an Film-Sequenzen einen Blick auf Glaubwürdigkeit von Bildern und Bildmedien und sucht nach der bildnerischen Möglichkeit, Erinnerung zu gestalten. Dieses breite Spektrum an unterschiedlichsten Bildkonzepten veranschaulicht Peter Kneubühlers rigoroses Bekenntnis, ohne Rücksicht auf technische Möglichkeiten die Ideen der Künstler möglichst ideal zu verwirklichen.


Eric Fischl, James Turrell, Luc Tuymans
und ihr Drucker Peter Kneubühler

14. Mai bis 11. Juli 2008