Die nächste Ausstellung der Künstler:innen-Vereinigung KunstVorarlberg in der Villa Claudia in Feldkirch ist dem Holz- und dem Linolschnitt gewidmet, respektive der Österreich-Sektion von Xylon. Der Begriff „Xylon“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet schlicht und einfach „Holz“. Er ist auch Namensgeber für die erste internationale Vereinigung der Holzschneider, die 1953 in Zürich gegründet wurde. Mittlerweile gibt es in zahlreichen Ländern autonome Xylon-Sektionen, so zum Beispiel in Frankreich, Italien, Deutschland, Kanada, Schweden oder Argentinien. Die österreichische Sektion von Xylon wurde 1977 aus der Taufe gehoben.
Die alte Technik des Holzschnitts, die im Spätmittelalter und in der Renaissance ihre erste Hochblüte erlebte, wurde vor allem durch die Expressionisten der „Brücke“ und später unter anderem durch Anselm Kiefer, Franz Gertsch, HAP Grieshaber und Werner Berg neu entdeckt und weiterentwickelt.
Auch Xylon International war in den Anfängen fast ausschließlich dem Holzschnitt verpflichtet. Heute sind alle Hochdruckverfahren mit einbezogen, unabhängig von den verwendeten Materialien wie Linol, Gips, Kunststoff und andere. Zu den bekanntest Mitgliedern von Xylon bisher zählen neben HAP Grieshaber unter anderem Erich Heckel, Max Pechstein oder Gerhard Marcks.
In der Österreich-Sektion von Xylon sind derzeit 67 Kunstschaffende vereint, um die Tradition des Hochdrucks weiter zu pflegen und hochzuhalten. Darunter befinden sich auch neun Kunstschaffende aus Vorarlberg. Namentlich sind dies Günter Bucher, Kurt Dornig, Hugo Ender, Alois Galehr, Markus Gell, Gabi Jörger, Norbert Leo Müller, May-Britt Nyberg sowie Wilhelm Schramm. Ausser Dornig und Galehr partizipieren alle an der aktuellen Ausstellung in der Villa Claudia. Insgesamt werden in dieser „Hochdruckschau“ in Feldkirch fünfzig einzelne österreichische Positionen präsentiert, die sich mit dieser vielseitigen Technik auseinandersetzen.
Von der Landschaft bis zum Porträt
Von Vorarlberger Seite ist etwa Leo Norbert Müller in der Ausstellung mit einem Holzschnitt vertreten, der eine Winterlandschaft visualisiert. Der in Röns lebende und arbeitende Künstler bezieht seine Motive und Themen meistens aus seiner unmittelbaren Umgebung. In spannungsgeladenen Arrangements, in denen er auf formale Reduktion setzt, gelingt es ihm immer wieder, die charakteristischen Wesenszüge der realen Vorlagen aus der Natur allein in der Schwarz-Weiß-Wirkung wiederzugeben. Mit der Beschränkung auf Schwarz-Weiß wolle er sich auf das Essenzielle, das Direkte fokussieren, lässt Müller wissen.
Auch Gabi Jörger wartet in der Schau mit einer Landschaft auf. Das besondere an ihrem „Walgaublick“ ist, das es sich um einen sechsfarbigen Holzschnitt handelt. Die farbigen Holzschnitte der in Göfis lebenden und arbeitenden Künstlerin sind von einer gleichermaßen farbigen wie druckgestalterischen Leichtigkeit geprägt. Sie sind in gewissem Sinne eine Referenz an die Technik des japanischen Farbholzschnitts, mit der sie sich seit Jahren auseinandersetzt und die sich auch in ihrem „Walgaublick“ wiederspiegelt.
Von Leichtigkeit getragen ist ebenfalls der Farbholzschnitt „Menuett im Garten“ des Götzner Künstlers Hugo Ender. Zwei einander überlagernde Zweigformationen in pastellenen Oliv- und Brauntönen verschränken sich zu einem vegetativ-heiteren Formenspiel. Ender, der auch im Beirat von Xylon sitzt, lebt in ständigem Kontakt mit dem Sichtbaren, in dem das Unsichtbare mitschwingt.
Weitere Farbholzschnitte stammen von dem ehedemen Gunter-Damisch-Schüler Günter Bucher („Korfu Acharaval), vom Betreiber des Rankweiler Museums für Druckgrafik Markus Gell („Apfelbaum I“) sowie dem aus Deuschland stammenden Künstler Wilhelm Schramm („Stier von links“), der in Bludenz 1989 die „Freipresse“ gegründet hat. Alle diese Künstler setzen auf die charakteristische Ästhetik des Hochdrucks, die oft durch die Textur der Druckplatte und die Art des Farbauftrags geprägt ist und die jedem Druck eine gewisse Einzigartigkeit verleiht.
Die aus Dänemark stammende, aber seit über drei Jahrzehnten in Feldkirch lebende Künstlerin May-Britt Nyberg letztlich übertitelt ihren Holzschnitt-Beitrag mit „Frauenmuseum Hittisau“. Zentrales Element der Arbeit ist ein Porträt von Stefania Pitscheider Soraperra, der Direktorin des Frauenmuseums. Abstrahierte Elemente rund um die Ausstellung „Geburtskultur“ wie etwa ein Geburtshaus oder eine Gebärmutter, ergänzen das Bild inhaltlich. Nyberg schätzt am Linolschnitt vor allem das prozessuale Schaffen. „Zwar lassen sich die Vorgänge bis zu einem gewissen Grad genau kalkulieren und steuern, aber sowohl beim Schneiden als auch beim Drucken kann immer wieder Unvorhergesehenes und Überraschendes passieren,“ sagt die Künstlerin.
Übers Jahr
Holzschnitt und Hochdruck
Xylon Jahresausstellung 24/25
28. Februar bis 23. März 2025
Eröffnung: Do, 27.02., 19.00 Uhr
Einführung: Hermann Präg (Präsident KunstVorarlberg)
Musik: Gitarrenduo Armin Bonner, Michael Jörger
Fr 16-18, Sa 15-18, So 10-12 u.15-18