Hermann Nitsch - Malaktion in leuchtenden Farben

Das Nitsch Museum in Mistelbach zeigt Werke, die bei den drei Aufführungen am Grünen Hügel in Bayreuth entstanden sind. Ein Mitschnitt der Generalprobe komplettiert die Schau. Hermann Nitsch wurde von den Bayreuther Festspielen eingeladen, im Sommer 2021 eine konzertante Version von Richard Wagners "Die Walküre" szenisch zu begleiten. Nitsch hat für jeden der drei Akte eine umfangreiche Malaktion konzipiert.

Alle drei Akte der "Walküre" wurden von einer in sich geschlossenen Malaktion begleitet, bei der die Partitur mithilfe von zehn Malassistentinnen und Assistenten Szene für Szene in leuchtende Farben transformiert wurde. Pro Aufführung wurden bis zu 1000 Liter Farbe verschüttet.

Die daraus entstandenen Boden- und Wandschüttbilder sind die Basis für eine Gesamtinstallation, die in der Ausstellungshalle in Mistelbach zu sehen ist. Zudem gibt die Schau Einblicke in die Aufführung aus Bayreuth. Die raumübergreifende Installation im Nitsch Museum versteht sich als Vorbote auf das 6-Tage-Spiel in Prinzendorf, welches im Juli 2022 stattfinden wird.

Im Zentrum von Nitschs Gesamtkunstwerk steht das Orgien Mysterien Theater, in das alle Bestrebungen des Künstlers münden. Alles, was Nitsch erschafft, denkt, schreibt, malt, zeichnet, inszeniert oder komponiert dient der Weiterentwicklung dieser Grundidee. Es geht um Gegenwärtigkeit, Unmittelbarkeit, Intensität, Abreaktion und Katharsis. Für das Orgien Mysterien Theater hat Nitsch den gängigen Theaterbegriff erweitert. Die Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum ist aufgehoben, wodurch jeder Anwesende zum Spielteilnehmer wird, der die Geschehnisse unmittelbar und mit allen fünf Sinnen erfahren kann. Mit dem Konzept des Orgien Mysterien Theaters und den von vielen als radikal empfundenen Aktionen revolutionierte Hermann Nitsch den Theaterbegriff des 20. Jahrhunderts.

Die darstellenden Künste übten schon seit seiner Jugend eine große Faszination auf Hermann Nitsch aus. Aus diesem Grunde realisiert er nicht nur seine eigenen Aktionen, sondern folgt auch immer wieder dem Ruf namhafter Opern- und Theaterhäuser und wirkt an Fremdinszenierungen mit. Unter anderem war er 1995 für szenische Konzeption, Bühnenbild und Ausstattung von Jules Massenets "Hérodiade" an der Wiener Staatsoper verantwortlich. 2011 inszenierte er "Saint Francois d‘Assise" von Olivier Messiaen an der Bayerischen Staatsoper.

Hermann Nitsch - Bayreuth Walküre
Bis 4. September 2022