From Here to Eternity

Susan Hiller (*1940 in Tallahassee/Florida), die seit 1969 in London lebt, ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen Großbritanniens und sie war im Rückblick ihrer Zeit stets voraus. Bereits in den 1970er Jahren untersuchte sie mit innovativen Methoden kollektive Erfahrungen wie etwa Träume, Trancezustände, oder Visionen, später auch UFO-Begegnungen oder Nahtod-Erinnerungen.

Mit der Methode des Materialsammelns, Analysierens und Archivierens gehört sie zu den konzeptuell arbeitenden Künstlerinnen der zweiten Generation, doch setzte sie von Anfang an auch Mittel des Surrealismus wie etwa die "Ecriture Automatique" oder der empirischen Forschung ein und thematisierte in ihren Projekten ebenso romantische Postkartenmotive und profane Straßenschilder wie übernatürliche oder visionäre Erfahrungen von Menschen.

In ihren Werken verbindet sie die Widersprüche zwischen Konzeptkunst und Empathie, zwischen dem Rationalen und dem Unbewussten. Ausgehend von Phänomenen, die in unserer westlichen Kultur vergessen, übersehen oder unterdrückt werden, oder von kollektiven wie auch von unbewussten persönlichen Erinnerungen, versucht Susan Hiller mit Bildern, Sprache, Geräuschen oder Texten solchen Erfahrungen eine erlebbare Form zu geben und zugleich ein Forum zu schaffen für die individuellen Erinnerungen, Projektionen und Träume des Betrachters. Dabei arbeitet sie mit einem breiten Spektrum von Medien wie Zeichnung, Fotografie, Drucken, Fundstücken und Objekten sowie Audio- und Videoinstallationen.

"From Here to Eternity" ist die erste größere Einzelausstellung von Susan Hiller in Deutschland. Gezeigt werden vier Audio- und Videoinstallationen, die zwischen 1987 und 2008 zum Teil als Multi-Channel-Installationen entstanden sind, und durch ein frühes Internet-Projekt von Susan Hiller ("Dream Screens", 1996) ergänzt werden. Ebenso wird eine Reihe von Drucken und Fotografien präsentiert, wie etwa "The Curiosities of Sigmund Freud" (2005), die anlässlich eines Aufenthalts im Freud-Museum in London entstanden, sowie Arbeiten aus den beiden aktuellen "Hommage"-Serien für Marcel Duchamp und Yves Klein (2008/2011).

Es hat eine gewisse Logik, dass Susan Hillers erste große Einzelausstellung in Deutschland jetzt in der Kunsthalle Nürnberg stattfindet, war sie hier doch bereits zwei Mal mit Schlüsselwerken ihres umfangreichen Œuvres an Themenausstellungen beteiligt. In der Ausstellung "This Land is my Land" (2006) zeigte sie die umfangreiche Videoinstallation "J. Street Project" (2005), für die sie 303 Straßenschilder in ganz Deutschland filmte und fotografierte, deren Namen auf die frühere Präsenz von jüdischem Leben an diesen Orten hinwiesen, und damit eine ganz eigene Kartografie des kulturellen und sozialen Verlustes bilden. 2007 beteiligte sie sich an der Ausstellung Romantischer Konzeptualismus mit der Arbeit "Dedicated to the Unknown Artists" (1972-76), einem Archiv von 305 motivisch geordneten und inventarisierten Postkarten, die alle die raue See vor den Küsten und Stränden Großbritanniens zeigen.

Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger (dt./engl.) Katalog im Verlag für moderne Kunst Nürnberg mit Texten von Richard Grayson und Jörg Heiser.

From Here to Eternity
10. Dezember 2011 bis 19. Februar 2012