Herbert Brandl in den Deichtorhallen

Erstmalig wird das Werk des österreichischen Malers Herbert Brandl (*1959) vom 25. April bis 30. August 2009 dem deutschen Publikum in einer großen Werkschau vorgestellt. Die Ausstellung von Herbert Brandl in den Deichtorhallen umfasst rund 30 großformatige Arbeiten aus den Jahren 2003 bis 2009. Die meisten dieser Werke sind eigens für die Ausstellung in Hamburg entstanden.

Die physisch präsenten Großformate, oft 4 x 3 m, lassen den Betrachter in die Bildwelten eintauchen, die zwischen Abstraktion und Figuration changieren und beide Optionen der Betrachtung offen lassen. In den auf dem ersten Blick gegenstandslos wirkenden Gemälden scheinen figurale Bildgedanken durch, die in den meisten Fällen durch distanzierte Erinnerung an fotografische Bilder entstehen.

Als extrem dynamisch und energiegeladen, von heftigen Konflikten zwischen Licht und Farbe, dem Weiß der Leinwand und den verwendeten Buntfarben geprägten Bildern beschreibt der Kurator der Ausstellung Robert Fleck die Werke Brandls. "Die Formensprache Herbert Brandls ist an einem schmalen Grat angesiedelt, an dem bisweilen abstrakte, spontan gezogene Linienmuster und Flächenverbindungen als Inhalt des Bildes erscheinen, während im nächsten Augenblick wieder ein durchaus figuraler Anlass, der von großer Einfachheit gekennzeichnet ist, evident wird, um sich aber gleich wieder in das Erlebnis des ungegenständlichen Bildes hinein aufzulösen. So etwas wie eine grasbewachsene Fläche, so etwas wie sich bewegende Algen unter Wasser, so etwas wie einen teils wolkenverhangenen Berg, so etwas wie einen Sonnenunter- oder aufgang meint das Auge wahrzunehmen, doch gewinnen die abstrakten Bildwerte sogleich wieder Oberhand."

Rund 15 der 30 in der Hamburger Ausstellung präsentierten Arbeiten aus den Jahren 2003 bis 2009 zeigen Berge, häufig den Mount Everest in verschiedenen Stimmungen, Lichtverhältnissen und Stadien der Abstraktion. Daneben sind Gras- und Waldbilder sowie völlig abstrakte Arbeiten zu sehen. "Es geht bei Brandl somit nicht um das Malen von Bergen um der Malerei willen als Metapher für die Identifizierung mit der Malerei und der Körperlichkeit des Malens. Herbert Brandl verstärkt vielmehr die Metapher durch seinen figurativen Inhalt in Kombination mit seinen überwiegend monochromen Abstraktionen oder – mit anderen Worten – durch eine Verschmelzung von Natur und Künstler zu einem überzeugend mysteriösen Ganzen, das gegebenenfalls mit Hilfe einer Kamera oder technischen Intervention in eine überraschende und expressive Pikturalität umgesetzt wird. Sowohl in seiner monumentalen Breite als auch in der Höhe ist jedes Gemälde eine Einladung zu einer ästhetisch und körperlich zu erfahrenden Reflexion über Berge und deren Berg-Sein, über die Malerei und deren Bedeutung als Spiegel und nicht als Fenster", so Jan Hoet in seinem Katalogbeitrag.

In der Malerei dieses Jahrzehnts, die von einem scharfen Gegensatz von figurativen und abstrakten Ansätzen beherrscht wird, stellt Brandls persönliche Aufhebung dieses Gegensatzes, seine souveräne Verbindung von Abstraktion und Figuration eine bedeutende Vision über die reine Aktualität des Mediums hinaus dar. Herbert Brandl ist durch eine Reihe bedeutender Einzel- und Gruppenausstellungen einem internationalen Fachpublikum bereits als einer der originärsten und kraftvollsten Maler der letzten Jahre vorgestellt geworden. Vielen ist der Pavillon auf der Biennale von Venedig 2007 noch in Erinnerung, den Herbert Brandl unter dem Kommissariat Robert Flecks als Vertreter Österreichs bespielte. Die Werkschau in den Deichtorhallen ist die erste umfassende Ausstellung in Deutschland.


Zur Ausstellung erscheint ein begleitender Katalog (Umfang 136 Seiten) mit Texten von Robert Fleck, Jan Hoet und Ulrich Loock und einem umfangreichen Abbildungsteil. Verkaufspreis EUR 29,80 (unter Vorbehalt)

Herbert Brandl - Malerei
25. April bis 30. August 2009