Helsinki Biennale 2025 - Kunst als Quelle von Schutz und Mitgefühl

Am 8. Juni 2025 startete die dritte Ausgabe der Helsinki Biennale. Unter dem Motto „Shelter” möchte das Kuratorenteam Kunst als Quelle von Schutz und Mitgefühl präsentieren und die menschliche Dominanz hinterfragen. Dazu werden nicht-menschliche Akteure wie Pflanzen, Tiere, Pilze, Elemente und Mineralien in den Vordergrund gerückt und ihre Bedeutung und Rolle für das Wohlergehen unseres Planeten aus verschiedenen interspezifischen Perspektiven untersucht.

Der anthropozentrische Blick, der den Menschen als zentralen und wichtigsten Faktor im Universum betrachtet, soll dabei in den Hintergrund treten, um das empfindliche und stark unausgewogene Verhältnis zwischen Mensch und Natur besser zu verstehen.

Die beiden Kuratorinnen Blanca de la Torre und Kati Kivinen sind überzeugt, dass dieser Perspektivwechsel ein neues Bewusstsein und Mitgefühl für andere Lebewesen fördern kann. Durch die Abkehr vom anthropozentrischen Blick sollen vielfältige Wege entdeckt werden, um Erfahrungen zu erfassen und zu vermitteln, die das Ökosystem einbeziehen.

Titel und Thema der Biennale wurden stark von der nahe Helsinki vorgelagerten Insel Vallisaari inspiriert. Neben dem Esplanade Park und dem Kunstmuseum HAM Helsinki ist sie einer der drei Hauptschauplätze der Biennale. Die Insel hat eine lange Geschichte der militärischen Nutzung. Sie wurde erst 2016 für die Öffentlichkeit freigegeben und zählt zu den artenreichsten Inseln der Region. Auf ihr sind zahlreiche Fledermaus-, Schmetterlings- und Insektenarten beheimatet.

Nachdem Finnland im Jahr 1917 seine Unabhängigkeit erlangt hatte, wurden die Waffen der Streitkräfte bis ins 21. Jahrhundert hinein auf der Insel Vallisaari gelagert. Ein Beispiel für den menschlichen Einfluss ist der verheerende Sprengstoffunfall, der sich am 9. Juli 1937 im Gebiet Kuolemanlaakso („Tal des Todes”) auf der Insel ereignete. Dabei wurden Tausende Kilogramm Sprengstoff über Vallisaari bis zur benachbarten Insel Suomenlinna geschleudert. Die Ursache der Explosion ist unbekannt. Die finnischen Streitkräfte gaben die Insel im Jahr 2008 auf. Heute ist Vallisaari das vielfältigste Naturziel im Großraum Helsinki.

Insgesamt nehmen dieses Jahr 37 Künstler:innen und Künstlerkollektive aus 30 verschiedenen Kulturkreisen teil, mit besonderem Schwerpunkt auf den nordischen Ländern, Lateinamerika und Asien. 25 von ihnen stellen ihre Werke auf Vallisaari aus, fünf im Esplanade-Park und 15 im HAM Helsinki Art Museum.

Die Biennale hat sich zum Ziel gesetzt, die Beziehung zwischen Mensch und Natur neu zu bewerten. Vor dem Hintergrund der vielfältigen Umwelt der Insel Vallisaari, der Klimakrise und des Verlusts der Artenvielfalt soll Schutz als Ort der Fürsorge neu gedacht werden, an dem alle Lebensformen gedeihen können. So sollen neue Wege des Zusammenlebens in einer Welt geschaffen werden, die mehr Verständnis und Empathie benötigt.

Helsinki Biennale 2025
"Shelter: Below and Beyond, Becoming and Belonging"
8. Juni bis 21. September 2025