Hello, The Roses

"Hello, The Roses" ist die erste Münchner Ausstellung des amerikanischen Künstlers Richard Tuttle seit 1973 und entstand in enger Zusammenarbeit mit der Dichterin Mei-mei Berssenbrugge. Aus diesem Anlass hat der Künstler einen Werkkomplex speziell für die Räume des Kunstvereins München geschaffen, während Berssenbrugge ein neues Gedicht verfasst hat, das im Rahmen einer öffentlichen Lesung am Sonntag, den 7. Oktober 2012, vorgetragen wird. Sie darf als performative Geste verstanden werden, die den lyrischen Charakter unterstreicht, der nicht nur der Ausstellung, sondern dem gesamten künstlerischen Schaffen Richard Tuttles innewohnt.

Den thematischen Hintergrund für Tuttles neue Arbeiten und Berssenbrugges Gedicht "Hello, The Roses", von dem sich auch der Ausstellungstitel ableitet, bildet das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Die Fähigkeit zu einer wechselseitigen Beeinflussung von Gedanken und Gefühlen darf dabei der organischen Welt ebenso zuerkannt werden wie der menschlichen. Die Poesie erweist sich zudem insofern als methodische Grundlage der Zusammenarbeit von Tuttle und Berssenbrugge, als beide das jeweils andere Medium nutzen werden, um innerhalb des realen Raumes einen konkreten Ort für die Installation zu bestimmen. Deshalb werden auch weder der Künstler noch die Poetin die Arbeit des anderen kennen, bis die Ausstellung "Hello, The Roses" aufgebaut wird. Zusammen werden sie die Ausstellung in einen spirituellen Raum verwandeln – eine Synthese ihrer individuellen Vorgehensweisen innerhalb der bildenden Kunst und der Dichtung, um eine emotionale Verbindung zwischen Objekt, Sprache und Raum herzustellen.

Obwohl Tuttle schon häufig mit Dichtern (und dabei insbesondere mit Berssenbrugge) gearbeitet hat, versteht er weder sein eigenes Medium noch die Poesie als Instrument zur gegenseitigen Illustrierung. Die Praxis einer solchen "Verschmelzung" führt aus Sicht des Künstlers immer zu der Produktion autonomer Werke. Wie in der Poetik finden diese aber ihren Ort durch die ihnen eigene Konstruktion – sie verkörpern ihre Präsenz also auf ähnliche Weise wie die Poesie die ihre mittels der Sprache. Durch diesen Prozess hat sich allgemein die Erkenntnis durchgesetzt, die konzeptuellen Grundlagen von Tuttles künstlerischer Produktion eher im Raum als in der Zeit zu sehen, was ihn von anderen Künstlern seiner Generation unterscheidet. Durch den kalkulierten Einsatz von Alltagsmaterialien, die üblicherweise im Rahmen traditioneller ästhetischer Formen nur eine Randexistenz führen, schafft er eine individuelle Syntax von hoher Bedeutungsdichte. Durch diese Affinität zur Poesie setzt der Künstler seine Intention fort, seinen eigenen und den allgemeinen Anspruch gegenüber der Kunst zu hinterfragen, ohne sich dabei zu wiederholen.

"Hello, The Roses" ist zugleich eine Rückkehr des Künstlers nach München. Ausschlaggebend dafür ist nicht nur die Historie dieses Ortes, sondern auch die Wertschätzung gegenüber der politisch emanzipierten Rolle des Kunstvereins München als einem Raum, der eine Alternative zur gängigen Kunstproduktion bietet. In diesem Kontext darf man die Ausstellung auch als eine Bühne sehen, die für Offenbarungen, für die produktive Infragestellung von Erwartungshaltungen und Verletzlichkeit steht. Agieren dürfen auf ihr sowohl jüngere als auch etablierte Künstler, die allein oder in Form einer Zusammenarbeit neue Projekte entwickeln.


Hello, The Roses
6. Oktober bis 25. November 2012