Helden, Freaks und Superrabbis

Nicht nur Superman stammt aus der Feder von jüdischen Zeichnern – auch Batman, Spiderman und andere Helden ihrer Zeit sind dieser entsprungen. Immigranten in New York, unter ihnen jüdische Künstler, hatten einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung des Mediums. Anhand der Werke von mehr als 40 Künstlern folgt die Ausstellung der Spur jüdischer Zeichner, Texter und Verleger von Comics durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Sie zeigt Helden und Antihelden, schlagkräftige Kämpfer gegen Hitler und neurotische Kleinbürger. Mit mehr als 400 Objekten spannt sie einen Bogen von den ersten Comicstrips über die Superhelden der 1930er und 1940er Jahre, die Undergroundbewegung der 1960er Jahre bis hin zur literarisch anspruchsvollen Graphic Novel unserer Zeit. Neben Altmeistern wie Rube Goldberg, Will Eisner und Harvey Kurtzman sind auch zeitgenössische Künstler wie Art Spiegelman, Rutu Modan, Joann Sfar und Ben Katchor mit zahlreichen Originalzeichnungen, Skizzen und Comic-Heften in der Ausstellung vertreten.

Der moderne Comic entstand Ende des 19. Jahrhunderts in New York. Hierher strömten Immigranten aus aller Welt, vor allem Iren, Deutsche, Italiener und Juden aus Osteuropa. Sie lernten Comics – in jenen Jahren Minigeschichten in drei bis fünf Rahmen – als unterhaltsamen Zugang zur amerikanischen Kultur kennen. Seit 1893 wurden solche Comics in der Sonntagsbeilage von Zeitungen farbig gedruckt; ab 1912 erschienen sie auch wochentags als schwarz-weiße Comicstreifen. Der Konkurrenzkampf der Zeitungsverleger Joseph Pulitzer und William R. Hearst um die besten Zeichner schuf einen lukrativen Arbeitsmarkt. Viele Einwanderer zeichneten Comics für Zeitungen und hatten Teil an der Entstehung dieses neuen Mediums, darunter auch jüdische Künstler wie Milt Gross und Harry Hershfield. Einige der frühen Comic-Figuren gehören noch heute zum Bildervorrat der amerikanischen Kultur.

Die Geburt der Superhelden gegen Ende der dreißiger Jahre hängt mit dem Integrationsprozess jüdischer Comic-Künstler in die Großstadt New York zusammen. Die Schöpfer von "Superman", "Batman", "Captain America" und "The Spirit" waren Söhne jüdischer Einwanderer aus Osteuropa. Ihre makellosen Protagonisten stellten sie als vorbildliche, patriotische Nordamerikaner dar. Noch vor Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 kämpften die Superhelden im Comic erfolgreich gegen Nazis und Japaner. Ihre Popularität währte nur bis Kriegsende.

Zu Beginn der sechziger Jahre schufen jüdische Zeichner und Autoren mit Figuren wie "Hulk", den "X-Men" oder den "Fantastischen Vier" eine neue Generation von Superhelden. In den Erzählungen tauchen erstmals Figuren auf, die auf jüdische Geschichten, wie etwa die Golem-Legende, anspielen, aber erst in den siebziger Jahren explizit eine jüdische Biographie erhalten.

Helden, Freaks und Superrabbis
Die jüdische Farbe des Comics
30. April bis 8. August 2010