"Heimspiel 2024" - drei Länder, fünf Ausstellungsorte

Alle drei Jahre bringt "Heimspiel" Kunst aus sieben Ländern und Kantonen an fünf Ausstellungsorten zusammen und bietet eine Plattform für Künstler:innen aus Vorarlberg und dem Fürstentum Liechtenstein sowie aus den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, St. Gallen und Thurgau.

Das grenzüberschreitende Ausstellungsformat zeigt die Vielfalt der bildenden Kunst in der Region und vernetzt Kunstschaffende und Institutionen. Die nächste Ausgabe von Heimspiel findet ab dem 14. Dezember im Kunstraum Dornbirn, im Kunsthaus Glarus, im Kunstmuseum St. Gallen, in der Kunst Halle St. Gallen und in der Webmaschinenhalle Werk2 in Arbon statt.

Der Kunstraum Dornbirn zeigt im Rahmen von "Heimspiel 2024" unter dem Titel Ort und Raum" vier skulpturale Positionen unterschiedlicher Generationen: Katharina Fitz, Ursula Palla, Judith Saupper und Lucie Schenker. In Werkgruppen werden die skulpturalen und installativen Ansätze in der offenen Architektur der historischen Montagehalle in einen spannungsvollen Dialog gesetzt.

Die Ausstellung entstand unter einer für den Kunstraum Dornbirn ungewöhnlichen Voraussetzung: Die konzeptuelle Grundlage für Heimspiel" und alle in diesem Rahmen kuratierten Ausstellungen ist eine geografische Komponente. Die Künstler:innen konnten sich auf Grund gegebener Bezüge zu den ausgewiesenen Ländern und Schweizer Kantonen um eine Ausstellungsbeteiligung bewerben. Die zweite Grundvoraussetzung für die Ausstellungskonzeption ist der spezifische Ausstellungsraum des Kunstvereins. Im Falle der historischen Montagehalle mit ihren umlaufenden Sprossenfenstern, den natürlichen Lichtverhältnissen und den klimatischen Bedingungen wird die Architektur mit ihren Gegebenheiten zu einem bestimmenden Faktor für die Auswahl der künstlerischen Positionen und der jeweiligen Werke. Die vom Raum abgeleitete programmatische Spezialisierung des Kunstraum Dornbirn auf raumgreifende Installationen und Skulpturen ist dann besonders spannend, wenn die Künstler:innen in einen Dialog mit der Architektur treten und diesen in ihrer Arbeit wirksam werden lassen.

Fitz, Palla, Saupper und Schenker setzen sich auf unterschiedliche Weise mit Orten und Räumen in verschiedenen Kontexten auseinander, etwa mit deren individueller und gesellschaftlich relevanter Nutzung und Definition. Die Arbeiten setzen sich mit den Sphären des urbanen Raums ebenso auseinander wie mit dem Naturraum und unserer Rolle darin. Vom Atelier als Produktionsort geht es zum institutionellen Ausstellungsort und der Frage, wie Raum durch Kunstwerke physisch gefüllt, inhaltlich gestaltet und neu strukturiert werden kann. Es geht um das konkret Verortbare ebenso wie um das fiktionale Moment von Ort und Raum, um das bestehende oder neu konstruierte Verhältnis von Natur und Mensch und immer wieder um die Suche nach einer konkreten Form des schwer Fassbaren oder Unsagbaren.

Alle vier Künstler:innen erarbeiten ihre bildhauerischen Formen und Sprachen durchaus divers und sehr eigenständig, teils gegensätzlich - beispielsweise faktenbasiert oder der reinen ästhetischen Raumerfahrung unterworfen. Es sind künstlerische Ansätze, die die unterschiedlichen Ästhetiken souverän beherrschen und sich gegenseitig ergänzen oder kommentieren können. In ihrer handwerklichen und konzeptionellen Qualität und Konsequenz machen die Exponate den Ausstellungsbesuch zu einem lustvollen Erlebnis, das unseren Blick auf die oft abstrakten Begriffe "Ort" und "Raum" erweitern und neu ausrichten kann.

Katharina Fitz’ Installationen zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Material, häufig verwendet sie Gips, Latex, Holz, Keramik, aber auch Ratschenbänder, Schaumstoff oder Sackleinen. Darin liegt die besondere Ästhetik der Arrangements und Arbeiten, denn sie machen die Betrachtenden zu Zeugen eines künstlerischen Herstellungsprozesses, der sich für die endgültige Form an industriellen Verfahren und deren Zuständen zwischen Anfang und Ende orientiert. Der Bezug zur umgebenden Architektur beeinflusst dabei nicht nur das Formenvokabular, wodurch eine spannende Wechselwirkung zwischen Skulptur und Raum entsteht. Durch ihre Inszenierungen stellt die Künstlerin auch eine Verbindung zwischen den Räumen des Künstlerateliers und der Ausstellungssituation her. Für die Betrachtenden entsteht der Eindruck eines intimen Einblicks, eines Blicks hinter die Kulissen. Die Begegnung mit etwas "nicht Fertigem" im institutionellen Kontext provoziert darüber hinaus ein eigenes Weiterdenken und regt zu der Frage an, welche Funktion die vermeintlichen Geräte, Maschinen oder Gefäße wohl einmal erfüllen könnten.
Katharina Fitz wurde 1985 in Dornbirn, Vorarlberg geboren und lebt und arbeitet seit 2016 in Nottingham, UK.
https://www.katharinafitz.com/

Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit von Ursula Pallas steht der Mensch mit seinem Wirken in der Welt, seiner Verantwortung für die Umwelt und seiner Beziehung zu Flora und Fauna. Durch die Verwendung unterschiedlicher Medien und z.B. vergänglicher (Natur-)Materialien thematisiert die Künstlerin u.a. Wirklichkeitskonstruktionen auf bildnerisch-poetische Weise. Grundlage jeder künstlerischen Arbeit sind Recherche und Wissensaneignung, die im Spektrum von raumgreifenden Videoarbeiten bis hin zu kleinformatigen skulpturalen Installationen jeweils Ausdrucksformen finden, die auf sinnliche, manchmal ironische und immer erzählerische Weise eine Facette dieser fragilen Symbiose von Mensch und Umwelt zugänglich machen.
Ursula Palla, geboren 1961 in Chur, lebt und arbeitet in Zürich.
https://ursulapalla.kleio.com/?page=1

Judith Saupper interessiert sich für die Dimension des Unsichtbaren und Unsagbaren, dem sie in ihren imaginierten Gebilden, Architekturen und Topografien bildnerische Gestalt verleiht. Das Werk verbleibt jedoch nicht im Fiktiven oder gar Abstrakten. Vielmehr verschränkt es sich mit unserer Lebenswirklichkeit, indem es diese bildlich zum Anlass nimmt und zugleich inhaltlich hinterfragt. Beides - Realität und Fiktion - verwebt Saupper in so unterschiedlichen Medien wie Zeichnung, Grafik, Fotografie, Skulptur, Architekturmodell und Soundinstallation. Die Schnittstellen sind formal fließend und werden durch die Erzählungen unserer Gegenwart verbunden. Dabei widmet sich die Künstlerin Fragen wie jenen nach den Missverständnissen zwischen Mensch und Tier oder dem gesellschaftlich definierten Symbolwert von Privathäusern, der unmöglichen oder doch erreichbaren Darstellbarkeit von Gefühlen und den Auswirkungen eines möglichen Wegfalls gesamtgesellschaftlich akzeptierter Glaubenssätze.
Judith Saupper wurde 1975 in Feldkirch, Vorarlberg geboren und lebt und arbeitet in Parisdorf, Niederösterreich.
https://judithsaupper.com/

Lucie Schenkers Installationen aus Textilien oder Drahtgeflechten wirken leicht und luftig. Gerollte, engmaschige Stahlgewebe, die in ihrer Anmutung festen Textilien ähneln, schwingen sich in die Höhe, liegen wellenförmig gebogen oder in Faltungen verschränkt auf dem Boden. Aus diesen Materialstrukturen formt Schenker fließende Linien, die sie wie dreidimensionale Zeichnungen in den Raum setzt. Die Arbeiten erlauben Durchblicke durch das Material und treten so in Beziehung zur umgebenden Architektur. Seit Mitte der 1970er Jahre entwickelt die Künstlerin eine poetische bildhauerische Sprache, die Gegensätze wie Leichtigkeit und Schwere oder Themen wie Transparenz und Objekthaftigkeit und deren Erlebbarkeit im Raum aufgreift. Schenker bearbeitet diese Themen sowohl abstrakt als auch auf den jeweiligen Raum bezogen und macht sie so wunderbar leicht verdaulich und lustvoll ästhetisch erfahrbar.
Lucie Schenker wurde 1943 in Oberbüren, St. Gallen geboren. Seit 1975 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig.
https://lucieschenker.kleio.com/6_about/0_lucie-schenker

Heimspiel 2024
13. Dezember 2024 bis 2. März 2025 (verlängert)
Vernissage: Donnerstag, 12. Dezember 2024, 19 Uhr
Künstlergespräch Freitag, 13. Dezember 2024, 14 Uhr
After-Work-Tour Donnerstag, 6. Februar 2025, 18 Uhr
Familiennachmittag Samstag, 22. Februar 2025, 14-17 Uhr

Ausstellungen in der Schweiz
Offizielle Eröffnung „Heimspiel“ im Kunstmuseum St. Gallen Freitag, 13. Dezember 2024
https://heimspiel.tv/ausstellungsorte/kunstmuseum-stgallen/
Vernissage Kunst Halle St. Gallen Freitag, 13. Dezember 2024
https://heimspiel.tv/ausstellungsorte/kunst-halle-sankt-gallen/
Eröffnung Kunsthaus Glarus Samstag, 14. Dezember 2024
https://heimspiel.tv/ausstellungsorte/kunsthaus-glarus/
Eröffnung Weberei Werk2 Arbon Sonntag, 15. Dezember 2024
https://heimspiel.tv/ausstellungsorte/werk2-arbon/

Offene Ateliers in allen beteiligten Ländern und Kantonen
Offene Ateliers 28./29. Dezember 2024 und 11./12. Januar 2025, jeweils 11-17 Uhr An zwei Wochenenden haben alle Künstler:innen, die sich für „Heimspiel 2024“ beworben haben, die Möglichkeit, ihre Arbeiten im Rahmen der Offenen Ateliers dem Publikum zu zeigen. Die Teilnehmer:innen und Adressen werden im Herbst 2024 veröffentlicht.
https://heimspiel.tv/offene-ateliers/