Heilige Freiheit

Die Ausstellung des Südtiroler Künstlers Siggi Hofer in der Kunsthalle Krems thematisiert den Begriff der Freiheit und seine verschiedenen Bedeutungen; auf der Basis von sozialen, rechtlichen und politischen Regeln setzt er äußere Zwänge und Moralvorstellungen in Beziehung zu den Verhaltensparametern des Individuums und verhandelt so die Selbstverwirklichung des Menschen in unserer modernen Welt.

Siggi Hofer arbeitet mit Zeichnung, Malerei, Skulptur und Installationen, Video und Performance. Er setzt sich mit der Analyse gesellschaftlicher Prozesse und vermeintlicher Wirklichkeiten in unserem Lebensumfeld auseinander und versucht so, neue Denkansätze zu entwickeln. Aus verschiedenen Materialien und Themen kreiert der Künstler einen Kosmos, in dem man durch Versatzstücke einer Welt wandert, die individuelle Vorstellungen, Impressionen und gesellschaftliche Vorgaben miteinander verbindet und aufeinander bezieht.

Der Ausstellungstitel "Heilige Freiheit" ruft sehr unterschiedliche Assoziationen hervor, die vielfach auch im Gegensatz zu einander stehen. Der Begriff Freiheit ist an sich schon mehrdeutig, mit so unterschiedlichen Spielarten wie innere oder äußere, individuelle oder kollektive Freiheit. Triebverhalten, Moralvorstellungen oder Rollenverhalten beeinflussen die persönliche Vorstellung von Freiheit. All dies behandelt Siggi Hofer in seinen Arbeiten und setzt es in Gegensatz zur Vorstellung des Heiligen, die mit ihrem Glauben an höhere Mächte die individuelle Freiheit einschränkt.

Die Vorstellung der Freiheit ist also eine trügerische, was in Hofers Arbeiten deutlich wird. So stürzt ein Adler, König der Lüfte und Freiheitsymbol schlechthin, vom Himmel und alte südtiroler Bauernhäuser wirken wie Trutzburgen, die den Menschen zwar schützen, dafür aber auch in ihren Mauern einschließen. Die Verknüpfung Heilige Freiheit trägt diese Mehrdeutigkeit in sich, beinhaltet Freiheit, Verantwortung und selbstbestimmtes Handeln und bezeichnet weniger eine real vorstellbare als einen Weg hin zur tatsächlichen Freiheit.

In Hofers Bildern finden sich Empfindungen, Phantasie-Vorstellungen, Obsessionen und Kritik an der Gesellschaft. Die subjektive Wahrnehmung des Künstlers ist die eines zurückhaltenden und gleichzeitig kritischen Beobachters. Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wandert er durch Fiktion und Wirklichkeit und macht moralische Unklarheiten der Gesellschaft erkennbar. Eine gewisse kindliche Naivität, die vielen seiner Arbeiten innewohnt, lässt einen klaren und unverdorbenen Blick auf die Gesellschaft zu. Sein und Schein und Unbehagen an der modernen Welt werden darin deutlich. Auch wenn sich viele von Hofers Arbeiten bildlich auf seine Heimat Südtirol beziehen, ist Heimat für ihn kein geographisch fest verankerter Begriff. Für ihn ist Heimat dort, wo individuelle Entwicklung und kreative Entfaltung möglich sind.


Katalog: "Siggi Hofer. Heilige Freiheit", erschienen im Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 112 Seiten, EUR 15,00. Mit Textbeiträgen von Hans-Peter Wipplinger und Veit Loers.

Siggi Hofer - Heilige Freiheit
13. September 2009 bis 31. Jänner 2010