Hazir Reka: "Before and after the war"

Die zweite Ausstellung der Bludenzer Galerie allerArt im neuen Jahr trägt den Titel "before and after the war" und ist dem kosovarischen Künstler und Fotoreporter Hazir Reka gewidmet. Mit einer beklemmenden Fotoserie lädt Reka die Betrachterschaft zu einem Vorher-Nachher-Dialog zur Balkankatastrophe ein.

"Als wir vor eineinhalb Jahren das Programm für 2022 festlegten, dachten wir, dass wir mit dieser Ausstellung einen Diskurs darüber anstoßen könnten, was man tun kann, damit die Wunden eines Krieges heilen können. Angesichts des brutalen Eroberungskriegs der russischen Steitkräfte in der Ukraine bekommt die Ausstellung von Hazir Reka eine beklemmende Aktualität", so Wolfgang Maurer, Obmann von allerArt Bludenz.

Neben einigen Ausflügen in die Objekt- und Konzeptkunst lag der Schwerpunkt des von Kurator Manfred Egender verantwortete Programms in der Bludenzer Galerie allerArt bisher vor allem auf der Malerei. Auch in der Auftaktausstellung 2022, die dem Bregenzer Künstler Thomas Hoor gewidmet war, ging es um "Malerei pur". In der zweiten Ausstellung des neuen Jahres nun rückt für einmal ein außergewöhnlicher Aspekt der Dokumentarfotografie in den Vordergrund. Gezeigt werden berührende Bilder des 1961 in der südkosovarischen Stadt Ferizaj geborenen Fotografen Hazir Reka.

Reka lebte über 30 Jahre in Pristina, der Hauptstadt der Republik Kosovo, und hat hier während dieser Zeit praktisch alle Demonstrationen, Paraden, friedlichen Märsche, Jahrmärkte und das alltägliche Leben miterlebt und fotografisch festgehalten.

Der Kosovo-Krieg war relativ kurz. Er dauerte exakt vom 28. Februar 1998 bis zum 10. Juni 1999. Er stellt sozusagen die Scheidewand für das Davor und das Danach der Entstehungsgeschichte von Rekas Fotografien dar, die in Bludenz zu sehen sind.

Hazir Reza startete seine Profi-Fotokarriere im Jahre 1984, als er ein Engagement beim "Bota e Re magazine" erhielt. In der Folge wurden seine Aufnahmen in weiteren führenden jugoslawischen Zeitschriften, etwa in Mladina, Delo oder Star abgedruckt und ebenfalls in so prestigereichen westlichen Magazinen und Zeitungen wie der New York Times, der Washington Post, dem Wall Street Journal oder dem Time Magazine. Ab 1998 arbeitete er für die Nachrichtenagentur Reuters, wodurch seine Bilder auf der gesamten Welt verbreitet wurden. Auch im deutschsprachigen Raum, wo etwa die Neue Zürcher Zeitung, Die Presse, Der Spiegel oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu den Abnehmern von Reuters zählten. Reka dokumentierte den gesamten Kosovo-Konflikt und ebenfalls auch den Irak-Krieg.

In seiner Heimat ist Reka längst berühmt. Im Jahre 2014 erhielt er eine große Einzelausstellung in der Nationalgalerie des Kosova. Außerdem zeigte er seine Arbeiten in Einzelschauen in Zagreb genauso wie etwa auch in Genf, im französischen Nevers, in Saudi Arabien oder in Barcelona. Auch in Vorarlberg waren einige seiner Werke schon zu sehen, als nämlich der in Bregenz, Zürich und Pristina lebende Künstler mit kosovarischen Wurzeln Rafet Jonuzi unter dem Titel "Balkandemocraci" im Künstlerhaus Bregenz eine Gruppenausstellung mit neun künstlerischen Positionen aus dem Kosovo kuratierte, darunter eben auch Hazir Reka.

Der Beitrag Rekas in Bregenz machte auf Kurator Manfred Egender einen nachhaltigen Eindruck. Er behielt den Fotografen seither permanent auf dem Radar und konnte ihn nun für eine Einzelausstellung in Bludenz gewinnen. Im Mittelpunkt stehen dabei Fotoporträts der leidgeprüften Bevölkerung im Kosovo. Für Egender spiegeln sich in den Aufnahmen des Ausnahmefotografen subtile Zustandsberichte einer leidgeprüften Bevölkerung, ohne dass sie voyeuristisch wirkten. Die Bilder seien nicht inszeniert, sondern beinharte fotografische Kommentare zu einer aggressiven, aus allen Fugen geratenen Welt. Reka nehme mit seinen Fotografien genau jenen Moment ins Visier, in welchem das historische Zeugnis von einem sämtliche Grenzen und Nationalitäten überwindenden Gefühl durchdrungen werde, der Humanität, betont Kurator Egender.

Hazir Reka: Before and after the war
11. März bis 16. April 2022
Eröffnung: 10.3., 20.00
Mi-So, Fe 15-18

Hazir Reka wird bei der Vernissage am 10. März persönlich anwesend sein.