Harte Gangster, zynische Detektive: Humphrey Bogart

1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart zum "größten männlichen amerikanischen Filmstar des 20. Jahrhunderts". Neben James Dean und Marilyn Monroe ist "Bogie" (1899 – 1957) eine der Ikonen des Kinos. Das Stadtkino Basel widmet dem Hollywoodstar im März eine Retrospektive.

Harte Gangster, zynische Detektive und raue Abenteurer sind Charaktere, für die der Name Humphrey Bogart steht. Das könnte auf eine Herkunft aus der Unterschicht schließen lassen, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Als Sohn eines Chirurgen und einer Illustratorin genoss er eine behütete Kindheit. Doch gegen dieses "Glücklos der Geburtslotterie" soll Humphrey laut Aussage seines Sohnes Stephen Bogart schon früh rebelliert haben. So flog er 1918 wegen schlechten Betragens von der renommierten Phillips Academy, die Highschool schloss er nie ab.

Nach seinem Militärdienst bei der Marine leitete Bogart Anfang der 1920er Jahre eine New Yorker Theaterkompanie und übernahm zunächst Nebenrollen am Broadway. Mehr als zehn Jahre sollte es dauern, bis ihm 1935 im Stück "The Petrified Forest" der Durchbruch gelang. Der Broadwayerfolg zog schon im folgenden Jahr eine Verfilmung nach sich, doch nicht "Bogie" - erstmals soll ihn 1930 sein lebenslanger Freund Spencer Tracy so genannt haben -, sondern Edward G. Robinson als damaliger Filmgangster Nummer 1 sollte die Rolle bekommen. Erst die Intervention von Bogarts Bühnenpartner Leslie Howard ebnete den Weg für das Leinwanddebüt.

Weitere ähnliche Gangsterrollen in Filmen wie William Wylers "Dead End" (1937) oder Raoul Walshs "The Roaring Twenties" (1939) folgten, ehe er in "They Drive by Night" (1940) und "High Sierra" (1941) – beide Male wiederum unter der Regie von Walsh – einen Verbrecher spielen durfte, der sein Leben ändern will, aber tragisch scheitert. Wesentlich für die Karriere Bogarts war, dass er bei den Dreharbeiten zu "High Sierra" den Drehbuchautor John Huston kennen lernte. Nicht nur eine lebenslange Freundschaft sollte sie verbinden, sondern untrennbar hängen auch ihre Karrieren zusammen.

Von Hustons Debüt "The Maltese Falcon" (1941), in dem Bogart erstmals keinen Gangster, sondern einen zynischen, harten Detektiv spielte bis zu der Satire "Beat the Devil" (1953) arbeiteten sie sechsmal zusammen. Klassiker wie der Krimi "Key Largo" (1948), die B. Traven-Verfilmung "The Treasure of the Sierra Madre" (1948) oder der Abenteuerfilm "The African Queen" (1951) entsprangen dieser Partnerschaft.

Gleichzeitig entwickelte Bogart unter der Regie von Howard Hawks in "The Big Sleep" (1946) den Charakter des außerhalb der Gesellschaft stehenden, kompromisslosen Detektivs aus "The Maltese Falcon" weiter. Strahlen diese Figuren nur Härte aus, so zeigte Bogart im Klassiker "Casablanca" (Michael Curtiz, 1942) auch seine weiche Seite, wenn er sein Leben riskiert, um das seiner Ex-Geliebten und ihres Gatten zu retten.

Ähnlich wie die Rolle des Rick Blaine angelegt ist die in Howard Hawks´ "To Have and Have Not" (1944), in der der nur 1,67 Meter große Star als Fischerbootbesitzer moralische Position beziehen muss, als Martinique unter den Einfluss der Vichy-Regierung kommt. Bei den Dreharbeiten zu diesem Film lernte Bogart auch die 19-jährige Debütantin Lauren Bacall kennen. Dass es zwischen den beiden funkte, merkt man jeder Szene des Films an, und nach drei gescheiterten Ehen fand er mit der fast 25 Jahre jüngeren Bacall auch sein großes privates Glück. Erst Bogarts Tod schied sie, und die Witwe sagte über ihre Ehe: "Ich war elf Jahre glücklich. Das reicht für ein Leben."

Wie seine Filmfiguren ging Bogart auch als Mensch entschlossen seinen Weg. Schon 1947, also vor der Hetze McCarthys, marschierte er mit Huston und Bacall nach Washington, um gegen die Diskriminierung von Kommunisten in der Filmbranche zu protestieren. Er gründete auch als einer der ersten Hollywoodstars eine eigene Produktionsfirma, da ihm die Rollenangebote der Studios zunehmend weniger zusagten.

Sieben Filme entstanden in den Santana Productions, mit denen Bogart auch dem jungen Nicholas Ray ermöglichte den Hollywood-kritischen Film "In a Lonely Place" (1950) zu drehen. Vielfältiger wurden seine Rollen in den 1950er Jahren. Unter der Regie Rays spielte er in dem schon genannten "In a Lonely Place" einen Drehbuchautoren, in "The Caine Mutiny" (Edward Dmytryk, 1954), für den er seine dritte und letzte Oscar-Nominierung erhielt, einen psychotischen Regisseur und in Billy Wilders romantischer Komödie "Sabrina" (1954) durfte er um Audrey Hepburn werben.

Nachdem Mitte der 1950er Jahre bei Bogart Speiseröhrenkrebs festgestellt worden war, wurde er operiert - doch erfolglos. Abgemagert auf 36 kg starb er am 14. Januar 1957 im Alter von 57 Jahren. "Es wird nie wieder einen geben wie ihn", sagte John Huston über seinen Freund.

Tribute to Humphrey Bogart