Halt doch mal die Bubble!

21. März 2012 Rosemarie Schmitt
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Noch besser als die Bubble zu halten, ist sie zu hören! Dánjal ist nicht nur ein gefallener Engel, sondern auch ein ziemlich durchgeknallter Musiker. Ob nun gefallen oder nicht, entscheiden Sie selbst, mir gefällt dieser Engel und seine Musik auf jeden Fall und ausgesprochen gut! Dánjal á Neystabø ist ein verrückter Färöer. Er verrückt vermeintliche Wirklichkeiten und Wahrheiten, wie sie jeder einzelne aber auch die Politiker im Kollektiv manipulativ zu plazieren versuchen. Dánjal läßt sich weder verbiegen noch den Mund verbieten. Was er zu sagen hat, singt er.

Vielleicht nicht immer zur Freude seiner Familie, deren Mitglieder seit Jahrzehnten hohe politische Ämter inne haben. Der Großpapa war einst gar (eventuell auch roh) Premierminister und Frau Mama ist die ehemalige Sozial- und jetzige Kultusministerin der Färöer Inseln. Kult ist mittlerweile auch das Verhalten Dánjals. Er war noch ein lille dreng, ein kleiner Junge also, als seine Großmutter ihn zu einem Psychologen zu bringen beschloß! Statt die Sprache der Erwachsenen zu lernen, kommunizierte der Knabe nämlich mit sonderbaren Tönen und Lautmalereien.

Doch statt für einen Psychiater, entschied man sich für einen Klavierlehrer, der diese befremdlichen Klangbilder, jene besondere Art der Artikulation, in nachvollziehbare, verständliche und sinnvolle Strukturen bringen sollte, die zu verstehen auch normale Menschen imstande wären. Wer immer diese Entscheidung traf und durchsetzte, wir alle, die wir außergewöhnliche Musik lieben, sind ihm oder ihr zu herzlichem Dank verpflichtet! Mittlerweile spricht Dánjal übrigens, sitzt und spricht, wie ein normaler Mensch seines Alters. Das heißt fast, denn der Norm entsprechend zu leben ist, seit er vor 33 Jahren geboren wurde, nie sein Ding!

Im amerikanischen Seattle entdeckte er den Jazz als die für ihn am besten geeignete musikalische Sprache, in Schweden lernte er Jazzpianist zu sein, im niederländischen Groningen hauste er mit einer Menge Ratten und vier bulgarischen Roma in einem besetzten Haus. Von den Ratten lernte er eventuell das Fürchten, die Roma jedoch inspirierten ihn zu einem Musikstil, der ihn nachhaltig beeinflußte und entschieden prägte.

Im westafrikanischen Gambia zog er mit einem Jali um die Häuser. Der Jali ist ein Angehöriger der professionellen Musikerkaste der Manding, einer großen Volksgruppe in Westafrika. Doch noch bevor Dánjal als afrikanischer Troubadour endete, kehrte er mit all seinen Erfahrungen im Gepäck zurück nach Europa. Und jene Erfahrungen sind der Stoff, aus dem seine Musik entsteht. Eine skurile und lebendige Mischung mit Einflüssen aller Herren Länder. Der Rock der Russen, die Tempi des Balkan, der Jazz der USA, das Klezmer-Klagen der Israelis, die Melancholie der ganzen Welt, dies alles und mehr ist Dánjals "The Bubble".

Die zunehmende Entfremdung, so erklärt "Peregrina"-Music, läßt uns ohne ein höheres gemeinsames Ziel (..) in unseren Blasen in einem Meer der Beliebigkeit umher fließen.

Von Beliebigkeit kann und darf bei diesem Künstler und seinem Album keine Rede sein! Da gibt es nichts zu meckern! Bei Dánjal und seiner Band bleiben keine schrägen Wünsche offen! Die Botschaft hör‘ ich wohl, allein, mir fehlt das Vinyl! Kaum eine Aufnahme wäre besser geeignet, sie auf Schallplatte zu pressen als "The Bubble"! Es gäbe die perfekte A- und B- Seite. Selbst die Gestaltung des Artworks ist der guten alten LP-Hülle nachempfunden und nach den ersten fünf Titeln möchte man die CD am liebsten umdrehen.

Noch besser als die Bubble zu halten, ist sie zu hören! Und deshalb entschloß ich mich, sie nicht zu behalten, sondern einem der Leser zu schenken, der mir folgende Frage per Mail an klassik@habmalnefrage.de bis zum kommenden Mittwoch richtig beantwortet:

Wie nennt man die Bewohner der Färöer Inseln?

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt