Haegue Yang im Haus der Kunst

Das Haus der Kunst zeigt eine neu entstandene Installation von Haegue Yang, "Accommodating the Epic Dispersion – On Non-cathartic Volume of Dispersion" (Epische Streuung beherbergen – über nichtkathartisches Volumen von Zerstreuung). Diese Installation bildet den Auftakt der im Mai angekündigten Serie von Auftragsarbeiten, die jeweils ein Jahr in der 800 qm großen Mittelhalle gezeigt werden.

Wie bei Haegue Yangs Beitrag für die documenta 13 besteht auch die Installation "Accommodating the Epic Dispersion – On Non-cathartic Volume of Dispersion" aus Jalousien, die von der Decke herabhängen. Sie bilden drei unabhängige, aber miteinander verbundene Teile: eine massive turmähnliche Struktur, die streitlustig gleich am Eingang platziert ist; eine dünne Wand aus luftigen Rastern; und ein voluminöses Rechteck, das zum Boden hin immer fragmentarischer wird. Je nach Blickwinkel überlappen sich die Jalousien in unterschiedlich vielen Lagen, und je nach Standort ändert sich das Zusammenspiel von Licht und Schatten. Mal scheint die Installation vollkommen undurchsichtig, dann wiederum völlig lichtdurchlässig.

Der Titel der Installation, der selbst viel Raum einnimmt, bildet die Entsprechung zu den vielen Schichten an Jalousien, die den freien Blick in den Raum mitunter verstellen. Gleichzeitig klingt in diesem Titel an, dass die Inspirationsquellen von Haegue Yang mit der literarischen Verarbeitung von Migration und Diaspora zu tun haben. Die literarischen Vorlagen, die Haegue Yang in diesem Zusammenhang nennt, handeln von Personen in der Diaspora: Suh Kyongsik beschäftigt sich mit dem Schicksal von Koreanern in Japan, Marguerite Duras mit der französischen Kolonie Indochina, George Orwell mit Burma, einst britische Kolonie.

Diese Autoren und ihre Figuren haben unterschiedliche Positionen der Privilegiertheit und Gefährdung in der Diaspora; insgesamt umspannt diese postkoloniale Erzählung "mehrere Kontinente, Jahrzehnte und Jahrhunderte, und ist immer noch zu komplex um sie zu verstehen." (Haegue Yang) Haegue Yang selbst ist 1971 in Seoul, Korea geboren. Seit 1994 lebt sie in Deutschland und kennt daher die Herausforderungen an denjenigen, der in einem fremden Land lebt. Die Handlungen und Entscheidungen von Schriftstellern und Romanfiguren mit postkolonialer oder Einwandererbiografie bieten ihr die Möglichkeit zu Vergleich oder Identifikation und sind Anregung für ihr eigenes Werk, das ebenfalls von Migration und Verunsicherung handelt.

Haegue Yang übersetzt diese Themen in eine räumliche Erfahrung und führt die Abstraktion in die Erzählung ein: Der Betrachter erkundet bei seinem Rundgang durch die Installation, wie sich Raum, Maße, Gewicht und Volumen zueinander verhalten, wo Kraft und Kontrolle manifest sind, wo sie schwächer werden und sogar verloren gehen, wo sie neu entstehen und im Wiederaufbau sind. Haegue Yang hat in bedeutenden internationalen Institutionen ausgestellt, darunter BAK/basis voor actuele kunst, Utrecht (2006), Portikus, Frankfurt (2008), Artsonje Center, Seoul (2010), New Museum, New York (2010), Kunsthaus Bregenz (2011) sowie Modern Art Oxford (2011). 2009 hat sie bei der 53. Biennale in Venedig
Südkorea vertreten, und in diesem Jahr an der documenta 13 teilgenommen.

Accommodating the Epic Dispersion
On Non-cathartic Volume of Dispersion

9. November 2012 bis 22. September 2013