Gustav Klimts Lehrer

Gustav Klimt zählt zu den schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten, die Österreich je hervorgebracht hat. Als wichtigster Vertreter des Wiener Jugendstils und einer der international bekanntesten österreichischen Maler gilt er als Genie von Weltrang.

Über kaum einen Künstler wurde so umfassend publiziert. Umso erstaunlicher ist, dass der wichtige Einfluss, den Klimts Studienzeit und seine Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule auf sein Werk ausübten, bisher kaum aufgearbeitet wurde.

"Ich habe von ihm alles gelernt", soll Gustav Klimt (1862–1918) einst über Ferdinand Laufberger (1829–1881), seinen Professor an der Kunstgewerbeschule, gesagt haben. Laufberger, den Klimt zeitlebens verehrte, war einer der bedeutendsten Professoren an der Kunstgewerbeschule, die mit ihrem modernen Ausbildungsprogramm dem Studium an der Akademie der bildenden Künste weit überlegen war. Laufberger, der teilweise im Paris der frühen 1860er Jahre ausgebildet wurde und dort bereits mit dem Impressionismus in Berührung kam, gab seine sehr präzise Genremalerei an Klimt weiter. Von Laufberger, aber auch von Michael Rieser (1828–1905), dem Künstler des Hochaltarmosaiks in der Wiener Schottenkirche (1880), erlernte Klimt das detailgenaue, geradezu fotorealistische Zeichnen und Malen. Diese absolute Präzision spielt in seinem gesamten Werk eine bedeutende Rolle. Es macht Klimts Genialität aus, dass er seine freien Innovationen auf der Grundlage einer perfekten akademischen Ausbildung entwickelte.

Nahezu alle seine Lehrer hinterließen Spuren im Werk des Meisterschülers und späteren Weltstars Gustav Klimt: Die Verwendung von Gold bei den religiösen Bildern von Michael Rieser hat etwa noch in der "Goldenen Adele" Spuren hinterlassen. Ludwig Minnigerode (1847–1930) hat ihn als herausragender Porträtist inspiriert, der Einfluss des Blumenmalers Friedrich Sturm (1823–1898) ist noch in den Blüten um die von Klimt porträtierte Sonja Knips spürbar.

Von den Zeichnungen des Schülers bis zu einem seiner "Meisterstücke", dem Gemälde Fabel (1883), spannt sich der Bogen des in der Ausstellung exemplarisch dargestellten Frühwerks. Dabei kommt der Gründung der "Malerkompanie" (1879) – gemeinsam mit seinem Mitschüler Franz Matsch (1861–1942) und seinem ebenfalls an der Kunstgewerbeschule studierenden Bruder Ernst Klimt (1864–1892) – unter kräftiger Mithilfe von Rudolf von Eitelberger (1817–1885) und den Kunstgewerbeschullehrern besondere Bedeutung zu. Als Schöpfer der Kunstgewerbeschule, Kunsthistoriker, maßgeblicher Kunsttheoretiker der Ringstraßenzeit und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kunstgewerbeschule war Rudolf von Eitelberger für alle Kunstschaffenden dieser Zeit eine Identifikationsfigur, so sicher auch für den jungen Klimt.

Ein besonderes Anliegen der Ausstellung ist es, herauszuarbeiten, dass Klimts Lehrer nicht nur Pädagogen, sondern selbst bedeutende Künstler waren. Sie alle führten Aufträge für öffentliche Bauten an der Ringstraße, an und in Privatbauten und auch im Ausland aus. Michael Rieser und Ferdinand Laufberger waren an der Ausstattung der Votivkirche beteiligt. Laufbergers figurale und dekorative Hauptwerke sind (teils verloren gegangene) Sgrafitto-Zyklen in den Höfen des Kunsthistorischen Museums und an den Fassaden des MAK. Auch in Deutschland war Laufberger tätig, etwa für den Architekten Paul Wallot, den Erbauer des Berliner Reichstagsgebäudes (heute Parlament).

Klimts Lehrer
Jahre an der Kunstgewerbeschule
3. November 2021 bis 13. März 2022