Grey Time – Bruchteile aus dem Museum
Eine künstlerische Auseinandersetzung von Jeremias Altmann und Andreas Tanzer. Abseits ihrer künstlerischen Alleingänge arbeiten Jeremias Altmann und Andreas Tanzer seit einigen Jahren an der gemeinsamen Serie grey time – eine stetig wachsende Sammlung des Zerfallenen. Ihre sonst so abgeschiedene Arbeitspraxis in strikter Isolation der Ateliers durchbrachen die beiden Zeichner und Maler im letzten Frühjahr zugunsten der zweiteiligen Ölmalerei Bruchteile. Diese entstand im Kunsthistorischen Museum in den öffentlichen Galerieräumen. Quer durch die Säle des Hauses paraphrasierten die beiden Exponate von Ägypten über die Antike bis zur neuzeitlichen Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts. Das gleichzeitige Arbeiten am selben Bild ist dabei für Tanzer und Altmann zwingende Voraussetzung und prägendes Element ihrer Kollaboration.
Die Ausstellung grey time – Bruchteile aus dem Museum präsentiert die zwei Gemälde in der Antikensammlung. Ergänzt wird das Diptychon durch eine Skulptur aus der grey time und durch Fotografien von Barbara Herbst. Die Bilder entstanden direkt vor den Originalen des Kunsthistorischen Museums; die Fotografien lassen den Entstehungsprozess der Gemälde in den verschiedenen Galerien nachvollziehen.
In unmittelbarer Nähe zu einem der Referenzwerke in der Antikensammlung ausgestellt, ermöglichen die Gemälde und Fotos eine Suche nach neuen und vielfältigen Zusammenhängen, und dies sammlungs- und gattungsübergreifend: zwischen antiken, neuzeitlichen und den zeitgenössischen Werken; zwischen Malerei und Skulptur; zwischen Vergangenem und Neugeschaffenem.
Die Kooperationsausstellung im Bildraum 01 (Wien 1, Strauchgasse 2) von 4. bis 29. September 2019 verdichtet den Bilderzyklus der grey time, an dem die beiden Künstler seit 2013 arbeiten, zu einer Werkschau, die kontextuelle Erweiterung und Gegenpunkt zur Schau im Kunsthistorischen Museum bietet.
Jeremias Altmann
Auch abseits der grey time ist Jeremias Altmanns Arbeit durch das serielle Untersuchen verschiedener Themenkreise bestimmt, zu welchen Altmann eine jeweils eigene Bildsprache entwickelt. In der Serie Young Prophecies rekonstruiert der Künstler seine eigenen Kinderzeichnungen. Gleichzeitig begeistert sich Jeremias Altmann für das Innenleben technischer Apparaturen im zeitlichen Wandel – Ausgangspunkt für die Serie Machines. Seine Serien Ear Collection und Hard Work hinterfragen Traditionen klassischer Porträtmalerei und den Umgang mit künstlerischer Produktion. Neben zahlreichen weiteren Ausflügen in Kurzfilm- und Installationsprojekte, widmet sich Altmann einer regen Ausstellungspraxis – seine Arbeiten waren bisher in China, Deutschland, Frankreich, Indien, Kanada, Österreich, Serbien, Ungarn und zuletzt in der Saatchi Gallery, London zu sehen.
Andreas Tanzer
Andreas Tanzer situiert sein künstlerisches Werk in einer Bilderwelt zwischen dem Spannungsmoment der Vergänglichkeit und dem menschlichen Streben, das Leben zu konservieren. Der Tod, dessen Überwindung und das vom Leben Gezeichnete sind die antreibenden Motoren, die seiner Arbeit Tiefe geben – beispielsweise die im Jahr 2016 entstandene Serie #Vergänglichkeit. Das scheinbar Lebendige, jenes Konservierte und somit das am Leben Erhaltene, nimmt Andreas Tanzer als Basis allen künstlerischen Schaffens thematisch in seinem Werk auf. In der Feststellung, dass die Erinnerung die Wahrnehmung fragmentiert, und dass das geschulte Auge diese verfälscht, sucht der Künstler im Gebrauch von kulturgeschichtlichen sowie religiösen Riten und Symbolen nach Möglichkeiten, sich dem ungetrübten Blick anzunähern. Der Zusammenhalt seiner Werke ist dem Einsatz von malerischer Sprache und deren ausgeklügelter Komposition geschuldet. Seit 2013 arbeitet Andreas Tanzer in Kooperation mit Jeremias Altmann an der Serie grey time.
Barbara Herbst
In ständiger Nähe zur Grafik mit ihren vielfältigen Anwendungsformen, widmet sich Barbara Herbst mit besonderer Aufmerksamkeit dem scheinbar Beiläufigen. So erforscht sie in ihren Bildern atmosphärische Miniaturen des Alltags, das poetische Potenzial der Architektur und Menschen bei der Arbeit. Als weiteren Schritt in der Serie Arbeits-Porträts hielt Herbst den gesamten Entstehungsprozess der Bruchteile in stimmungsvollen Momentaufnahmen fest.
Grey Time – Bruchteile aus dem Museum
14. Mai bis 20. Oktober 2019
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