Giovanni Anselmo im Kunstmuseum Winterhur

Giovanni Anselmo (geb. 1934 in Turin) ist einer der wichtigsten Vertreter der "Arte povera". Seine prägnanten Arbeiten sind zu Ikonen der Epoche geworden. Das Kunstmuseum Winterthur hat über die Jahre seine Werke gesammelt und verfügt nun über ein schönes Ensemble. Daraus wird Anselmo eine Ausstellung gestalten, die unmittelbar auf die Räume Bezug nimmt.

Kaum ein Künstler verkörpert so eindrücklich den Begriff "Arte povera" wie der 1934 geborene, in Turin lebende Giovanni Anselmo. Die Mittel, die er für seine Werke verwendet, sind karg, und zugleich handeln sie von einer fundamentalen Erfahrung, von der energetischen Aufladung der Materialien. Skulptur und Malerei genügten Anselmo nicht, um diese lebendige Erfahrung zu vermitteln. Deshalb schuf er Werke in verschiedensten Medien – Objekte, Zeichnungen, Photographien –, in denen kosmische Kräfte wie die Gravitation sinnlich wahrnehmbar werden. Mit "Entrare nell’opera" – dem Sprung ins Werk hinein – oder dem Selbstbildnis mit der Markierung "Lato destro" hat er einige der markanten Werke seiner Generation geschaffen.

Die mehrteilige Arbeit von 1978 in der Sammlung des Kunstmuseums trägt den Titel "Un disegno a ovest della pietra grigia, un disegno a est, due particolari a sud, il paesaggio a nord" ("Eine Zeichnung westlich des grauen Steins, eine Zeichnung östlich davon, zwei Einzelheiten im Süden, die Landschaft im Norden"). Sie entwirft eine imaginäre Landschaft, die sich an den Himmelsrichtungen orientiert und die zugleich an die Einzelheiten eines bestimmten Ortes gebunden ist. Darin findet der Betrachter seinen symbolischen und realen Ort in der Welt – Anselmos Arbeit stellt die existenziellen Fragen, mit denen die Kunst uns seit jeher konfrontiert.

Mit den Werken der Winterthurer Sammlung, ergänzt durch ein paar weitere Arbeiten, wird Anselmo einen Weg durch die Räume schaffen, der den Betrachter zugleich entlang seiner Themen führt.

Giovanni Anselmo
26. Januar bis 14. April 2013