Gilgamesch

Willi Baumeister (1889-1955), von den Nationalsozialisten mit Ausstellungsverbot belegt und als "entartet" verfemt, verließ Stuttgart mit seiner Familie 1943. Er fand einen Zufluchtsort in Urach, wo er in einer Zeit der "inneren Emigration" die 64 Blätter zu "Gilgamesch", der ältesten epischen Dichtung der Menschheit schuf. Um die Wirkung des Archaischen zu verstärken, verwendete er in ihnen die Technik der Frottage.

Die Hintergründe der Darstellungen erschienen wie die von der Zeit verwitterten Mauern von Uruk, auf die der Künstler die Geschichte mit einer geheimnisvollen Schrift schreibt. Daneben zeigen viele der Darstellungen durchaus auch hintergründigen, skurrilen Humor sowie eine ungemein reiche Freude am Fabulieren.

In Begleitung zur Großen Landesausstellung "Hans Holbein d.Ä.: Die Graue Passion in ihrer Zeit" kann auch das "Gilgamesch"-Epos als eine Art "Passion" des suchenden Helden aufgefasst werden.

Blatt 8: Am dritten Tage kamen sie an und fanden sich ein auf dem Feld der Bestimmung."Da ist er, Weib! Löse das Tuch deines Busens, ... Begierde errege in ihm, lock ihn ins Fangwerk des Weibes! Fremd wird ihm werden sein Vieh, das mit ihm wuchs auf dem Felde"

Blatt 58: Ich will dir ein Geheimnis verraten, von einem verborgenen Wunderkraut will ich dir Kunde geben. Das Kraut sieht aus wie ein Stechdorn und wächst tief unten im Meere, sein Dorn ist wie ein Stachel des Stachelschweins

Willi Baumeister - Gilgamesch
Graphik-Kabinett
11. Dezember 2010 bis 1. Mai 2011