Giallo. Italiens Thriller-Moderne
Eine Kooperation des Slash Filmfestivals mit dem Österreichischen Filmmuseum. Als Bezeichnung für eine filmische Genre-Idee ist der italienische Giallo fast so kultverdächtig wie Film noir. Die enorm einflussreiche Welle von Giallo-Krimis aus Italien in den 1960ern und 1970ern besetzte einen Schnittpunkt in der Popkultur, an dem Kunst und Exploitation überlappten. Der revolutionäre filmische Modernismus der Ära wurde in Mainstream-Produktionen und B-Pictures geschmuggelt, die mit ihren kühnen Grenzgängen zwischen Psychothriller und Horror, Phantastik und Erotik zugleich wie das Angstlust-Spiegelkabinett einer Epoche wirken: eine delirierende Vermessung der Abgründe im kollektiven Unbewussten wie im Sozialen.
Die ästhetischen Innovationen der Gialli all'italiana sind vor allem mit den Namen von Regie-Stilisten wie Dario Argento und Mario Bava verknüpft, die dem Subgenre die berühmtesten seiner sprichwörtlichen Farbenrausch-Exzesse und Cinéma pur-(Alp-)Traumbilder bescherten.
In der ersten umfassenden Giallo-Retrospektive überhaupt treffen ihre und andere Klassiker auf Raritäten, Reißer und Kunstwerke – inklusive der kaum je wahrgenommenen Vorläuferfilme von Koryphäen wie Pietro Germi oder Riccardo Freda.
»Zum zehnten Mal bereichert das /slash Filmfestival die Wiener Kinolandschaft mit fantastischen Filmen. Obwohl der Schwerpunkt auf dem Gegenwartskino liegt, hat /slash dabei schon zahlreiche hinreißende historische Streifzüge ermöglicht. Insofern ist es uns eine besondere Freude, die große Saisoneröffnungs-Retrospektive des Österreichischen Filmmuseums, die sich den wilden und visionären italienischen Giallo-Krimis der 1960er und 1970er widmet, in Kooperation mit dem /slash Filmfestival zu präsentieren: Von inzwischen als Klassikern gefeierten Horror-Thrillern der Maestri Dario Argento oder Mario Bava über Kunststücke und Reißer zu absoluten Raritäten – eine Giallo-Schau, wie sie in diesem Umfang noch nie realisiert worden ist. Und hoffentlich der Auftakt zu weiteren gemeinsamen Kino-Unternehmungen mit /slash.«
Christoph Huber, Kurator Österreichisches Filmmuseum
»Das /slash Filmfestival konzentriert sich bei seinen Vorführungen auf Höhepunkte des gegenwärtigen Fantastischen Films nebst kleineren Retrospektiven. Als künstlerischer Leiter war es immer schon mein Wunsch, unserem Publikum Möglichkeiten zu geben, den stilistischen und erzählerischen Reichtum der Genrekino-Geschichte in einem breiteren Rahmen zu entdecken. Insofern sind wir ganz außer uns vor Freude, dass eine so arrivierte und angesehene kulturelle Institution wie das Österreichische Filmmuseum mit uns zusammenarbeitet, um in diesem Jahr die oftmals visionären, exzentrischen und so untergriffigen wie doppelbödigen italienischen Thriller der 60er- und 70er-Jahre, die Gialli, auszustellen und abzufeiern. Denn wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen. Das gilt nicht nur für Politik und Gesellschaft, sondern selbstverständlich auch für die Kunst.«
Markus Keuschnigg, /slash Festivaldirektor
Filmliste: Giallo. Italiens Thriller-Moderne
Giallo, 1933, Mario Camerini
Cortocircuito, 1943, Giacomo Gentilomo
Un maledetto imbroglio (Unter glatter Haut / The Facts of Murder), 1959, Pietro Germi
Il rossetto (Unschuld im Kreuzverhör / Lipstick), 1960, Damiano Damiani
Il mulino delle donne di pietra (Die Mühle der versteinerten Frauen / Mill of the Stone Women), 1960, Giorgio Ferroni
Lo spettro (Der Geist / The Ghost), 1963, Riccardo Freda
La ragazza che sapeva troppo (Das Mädchen, das zuviel wusste / The Girl Who Knew Too Much), 1963, Mario Bava
Sei donne per l'assassino (Blutige Seide / Blood and Black Lace), 1964, Mario Bava
La donna del lago (Die Frau vom See / The Lady of the Lake), 1965, Luigi Bazzoni, Franco Rossellini
La morte ha fatto l'uovo (Die Falle / Death Laid an Egg), 1968, Giulio Questi
Un tranquillo posto di campagna (Das verfluchte Haus / A Quiet Place in the Country), 1968, Elio Petri
L’uccello dalle piume di cristallo (Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe / The Bird with the Crystal Plumage), 1969, Dario Argento
Nelle pieghe della carne (In den Falten des Fleischs / In the Folds of the Flesh), 1970, Sergio Bergonzelli
Le foto proibite di una signora per bene (Frauen bis zum Wahnsinn gequält / The Forbidden Photos of a Lady Above Suspicion), Luciano Ercoli 1970
Lo strangolatore di Vienna (Der Würger kommt auf leisen Socken / The Mad Butcher), 1971, Guido Zurli
Lo strano vizio della signora Wardh (Der Killer von Wien / The Strange Vice of Mrs. Wardh), 1971, Sergio Martino
Il gatto a nove code (Die neunschwänzige Katze), 1971, Dario Argento
La coda dello scorpione (Der Schwanz des Skorpions / The Case of the Scorpion's Tail), 1971, Sergio Martino
La corta notte delle bambole di vetro (Malastrana / Short Night of Glass Dolls), 1971, Aldo Lado
La Tarantola dal ventre nero (Der schwarze Leib der Tarantel / Black Belly of the Tarantula), 1971, Paolo Cavara
Reazione a catena (Im Blutrausch des Satans / A Bay of Blood), 1971, Mario Bava
4 mosche di velluto grigio (Vier Fliegen auf grauem Samt), 1971, Dario Argento
Mio caro assassino (Time to Kill, Darling / My Dear Killer), 1972, Tonino Valerii
Chi l’ha vista morire? (The Child - Die Stadt wird zum Alptraum / Who Saw Her Die?), 1972, Aldo Lado
Non si sevizia un paperino (Quäle nie ein Kind zum Scherz / Don't Torture a Duckling), 1972, Lucio Fulci
Cosa avete fatto a Solange? (Das Geheimnis der grünen Stecknadel / What Have You Done to Solange?), 1972, Massimo Dallamano
L‘occhio nel labirinto (Das Auge im Labyrinth / Eye in the Labyrinth), 1972, Mario Caiano
La polizia chiede aiuto (Der Tod trägt schwarzes Leder / What Have They Done to Your Daughters?), 1974, Massimo Dallamano
Il profumo della signora in nero (Das Parfüm der Dame in Schwarz / The Perfume of the Lady in Black), 1974, Francesco Barilli
La donna della domenica (Die Sonntagsfrau / The Sunday Woman), 1975, Luigi Comencini
Profondo rosso (Rosso – Farbe des Todes / Deep Red), 1975, Dario Argento
Macchie solari (Autopsy – Hospital der lebenden Leichen / Autopsy), 1975, Armando Crispino
Nude per l’assassino (Der geheimnisvolle Killer / Strip Nude for Your Killer), 1975, Andrea Bianchi
La casa dalle finestre che ridono (Das Haus der lachenden Fenster / The House of the Laughing Windows), 1976, Pupi Avati
E tanta paura (Magnum 45 / Plot of Fear), 1976, Paolo Cavara
Sette note in nero (Die sieben schwarzen Noten / The Psychic), 1977, Lucio Fulci
Anima Persa (Verlorene Seele / The Forbidden Room), 1977, Dino Risi
L’ossessione che uccide / Follia omicida (Murder Obsession / Delirium), 1981, Riccardo Freda
Tenebre (Tenebre – Der kalte Hauch des Todes / Tenebrae), 1982, Dario Argento
Lo squartatore di New York (Der New York Ripper / New York Ripper), 1982, Lucio Fulci
Phenomena, 1985, Dario Argento
Deliria (Aquarius – Theater des Todes / Stage Fright), 1987, Michele Soavi
Opera,1987, Dario Argento
Un gatto nel cervello (Nightmare Concert / A Cat in the Brain), 1990, Lucio Fulci
Giallo. Italiens Thriller-Moderne
Slash Filmfestival in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum
30. August bis 24. Oktober 2019
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