Giacometti in Berlin

26. Februar 2009
29.10.2008 bis  01.03.2009
Bildteil

Die Staatlichen Museen zu Berlin bereiten dem "Kult des Künstlers" mit insgesamt zehn Ausstellungen im Herbst 2008 ein wahres Ausstellungsfestival. Der Künstler ist die zentrale mythische Figur des Abendlandes. Seit Jahrtausenden wird er in immer neuer Gestalt verehrt: als Prometheus, Prophet, Genie oder Kultfigur. In keiner anderen Gestalt offenbart sich die Geschichte des europäischen Geistes mit solcher Gewalt als ein Drama des ewigen Widerstreits von Wirklichkeit und Wahn, Himmel und Hölle, Schicksal und freier Selbstbestimmung.

Altägyptische Kunst gespiegelt im Werk eines der Großen der Kunst der Moderne – das eröffnet Perspektiven, die den Blick von der ikonologischen Betrachtungsweise auf formale Grundfragen lenken und hinter dem Werk den Künstler ahnen lassen. Alberto Giacometti hat sich über viele Jahrzehnte intensiv mit Altägypten auseinandergesetzt. Zahlreiche Zeichnungen nach ägyptischen Originalen – darunter auch Berliner Objekte – zeugen davon, und immer wieder kommt er in seinen Schriften und Interviews auf Ägypten zu sprechen. Vor allem zeigt sich seine Affinität zu Ägypten in seiner Visualisierung von Raum mit bildnerischen Mitteln, zu denen er sich durch die ägyptische Kunst anregen ließ. Dabei galt sein Interesse insbesondere dem gestalterischen Ansatz des Künstlers, den er – entgegen der ägyptologischen communis opinio – nicht als Anonymus, sondern als Individuum sah, das nicht weniger um Form und Stil rang als er selbst.

In die Skulpturensäle der Ausstellung des Ägyptischen Museums im Alten Museum integriert, laden Werke Alberto Giacomettis aus der Giacometti-Stiftung Zürich dazu ein, dem Dialog zwischen Künstlern beizuwohnen, die über Jahrtausende in einer gemeinsamen Sprache kommunizieren. In dieser Gegenüberstellung offenbart Giacomettis Werk seine tiefe Verwurzelung in der Vergangenheit, und die Kunst Altägyptens gewinnt eine erstaunliche Frische und Aktualität. Maurizio Nannuccis "All art has been contemporary" an der Museumsfassade kann durchaus als Einladung zu "Giacometti, der Ägypter" verstanden werden.

Kuratoren: Prof. Dr. Dietrich Wildung, Direktor des Ägyptischen
Museums Berlin und Dr. Christian Klemm, Giacometti Stiftung Zürich


Giacometti, der Ägypter
29. Oktober 08 bis 1. März 09

Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Museumsinsel, Lustgarten
10178 Berlin-Mitte

Öffnungszeiten:
Fr bis Mi 10 Uhr - 18 Uhr
Donnerstag 10 Uhr - 22 Uhr