Geschichten im Konflikt

2012 jährt sich die Eröffnung des Haus der Kunst zum 75. Mal; gleichzeitig blickt das Haus auf sein 20-jähriges Bestehen als Stiftung Haus der Kunst GmbH zurück. Im Bewusstsein seiner Geschichte und seines Erbes als Machtinstrument des Nationalsozialismus wird die Ausstellung "Geschichten im Konflikt: Das Haus der Kunst und der ideologische Gebrauch von Kunst 1937-1955" den internationalen Kontext des Hauses erforschen: die Beziehungen zwischen der "Großen Deutschen Kunstausstellung" und der Femeschau "Entartete Kunst" etwa, oder dem von Albert Speer gestalteten deutschen Pavillon der Pariser Weltausstellung, in dem das Modell des Hauses der Deutschen Kunst gezeigt wurde, und dem spanischen Pavillon, der Picassos "Guernica", eine Ikone der Antikriegskunst, ausstellte.

"Geschichten im Konflikt" umfasst die wichtige Zeitspanne von 1937, in der das Schicksal der europäischen Avantgarde in der Schwebe hing, über den Zeitraum ihrer Verfemung bis hin zum Jahr 1955, als die Avantgarde wieder zu Ansehen kam. Sowohl die Ausstellung "Picasso" im Haus der Kunst, die das Bild "Guernica" erstmals in Deutschland zeigte, fiel in das Jahr 1955, als auch Arnold Bodes documenta 1; sie versuchte mit Werken von Künstlern, die 1937 in der Ausstellung "Entartete Kunst" abgeurteilt worden waren, wieder den Anschluss an die internationale Moderne zu finden.

Das Nachdenken über den komplexen und komplizierten historischen Prozess, der das Haus der Kunst in seiner heutigen Form hervorgebracht hat, setzt sich bis in die Gegenwart fort. Die Befragung von Architektur und Erbe des Hauses wird eine weitreichende Neuorientierung erfahren, wenn im Sommer 2012 die umfassende Ausstellung mit Archivmaterial eröffnet und Anfang 2013 eine Dauerausstellung dieser Dokumente eingerichtet wird.

"Geschichten im Konflikt" verdeutlicht exemplarisch, was Okwui Enwezor unter einem "reflexiven Museum" versteht: der zeitgenössischen Kunst verpflichtet zu sein, und gleichzeitig die historische Dimension des Zeitgenössischen zu untersuchen und zu vermitteln.

Geschichten im Konflikt
Das Haus der Kunst und der ideologische
Gebrauch von Kunst 1937-1955
10. Juni 2012 bis 13. Januar 2013