Gerhard Glück - Das einfache Leben

Die Ausstellung im Cartoonmuseum Basel zeigt in einer umfassenden Retrospektive Originalarbeiten des deutschen Cartoonisten und "NZZ-Folio"-Zeichners Gerhard Glück. Hinter den idyllischen und malerischen Kulissen seiner Cartoons und humoristischen Zeichnungen verbergen sich gesellschaftliche und soziale Themen unserer Welt. Gezeigt werden Werke von den ersten Cartoons Anfang der 1980er Jahre bis zu den jüngsten Arbeiten.

Die Ausstellung setzt thematische Schwerpunkte: Kunstparodie, der Mensch in der Fremde, Beziehungen und Paare, Philosophie und Religion, Surrealismus, Tierleben und Alltag. Welchen Ereignissen des täglichen Lebens sich Glück auch zuwendet, immer werden sie künstlerisch präzise, scharfsinnig und farbenfroh aus erfrischenden Perspektiven ins Bild gesetzt. Die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und dem Kunstbetrieb zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Gerhard Glück. Diese Leidenschaft teilte er mit dem Gründer und Mäzen Dieter Burckhardt, der bei der Gründung des Cartoonmuseums Basel 1978 den Schwerpunkt der Sammlung auf die Kunstparodie legte.

Ob er bekannte Kunstwerke, weltpolitische Entwicklungen oder gesellschaftliche Konventionen aufs Korn nimmt: Glücks altmeisterlich realistische und zugleich naive Malweise täuscht nur auf den ersten Blick über den beißenden Humor hinweg, der seine Werke durchzieht. Hat man sich erst einmal in Glücks liebevoll verpackte Grotesken begeben, öffnen sich dem Betrachter überall Falltüren in skurrile, bisweilen absurde Situationen. Seine Bilder sind bevölkert von einem ganz eigenen, überzeichneten Durchschnittsmenschentypus in der zweiten Lebenshälfte, wohlbeleibt, unmodisch, die Damen in knielangen Röcken, die Herren mit Brille und Krawatte. In die geordnete Welt dieser 50er-Jahre-Figuren brechen feiste Putten, überlebensgroße Schweine, der Nikolaus und der Sensenmann ein, ausgerechnet ihnen verordnet Glück seine Zumutungen. Aus diesen Brüchen speist sich Glücks Humor, der das Gesetzte, Immergleiche, Ereignislose mit Unerwartetem, Phantasie, Chaos und viel Farbe heimsucht.

Gerhard Glück wurde 1944 in Bad Vilbel geboren, wuchs in Frankfurt am Main auf und lebt heute in Kassel. Nach einem Studium der Werbegrafik an der Werkkunstschule Kassel studierte er Kunsterziehung an der Kunsthochschule Kassel. Ab 1972 arbeitete er als Cartoonist für die Hessische Niedersächsische Zeitung. Von 1973 bis 1990 zeichnete er für die Süddeutsche Zeitung. Seit 1991 ist Gerhard Glück ständiger Mitarbeiter von "NZZ Folio", der Zeitschrift der Neuen Zürcher Zeitung, und seit 1994 des Satiremagazins "Eulenspiegel". Darüber hinaus veröffentlicht Glück in der Wochenzeitung "Die Zeit" und im Magazin "Cicero". Viele seiner Zeichnungen sind als Bücher im Hamburger Lappan Verlag erschienen. Gerhard Glück wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2000 und 2005 mit dem Deutschen Karikaturenpreis in Gold. 2017 erhielt er den Göttinger Elch für sein Lebenswerk.

Gerhard Glück
Das einfache Leben
bis 9. März 2025