22. Dezember 2017 - 4:23 / Ausstellung 
21. Januar 2018 29. April 2018

Anlässlich seines 80. Geburtstags ehrt das Kunstmuseum Basel mit Georg Baselitz (* 23. Jan. 1938) einen der bedeutendsten Protagonisten der deutschen Nachkriegskunst. Während die Fondation Beyeler dem Maler eine fokussierte Retrospektive ausrichtet, präsentiert das Kunstmuseum Basel einen repräsentativen Überblick über die Zeichnungen und farbigen Blätter aus dem Kupferstichkabinett.

An den Akademien von Ost- und West-Berlin wurde Baselitz zum Maler ausgebildet. Sein Bestehen auf einer äusserst expressiven und realistischen Figurenmalerei musste im Kontext der westdeutschen Nachkriegskunst, die ganz auf Abstraktion fokussiert war, als Provokation verstanden werden. Mitte der 1960er-Jahre begann Baselitz‘ rasante Karriere mit skandalisierten Bildern und halluzinierenden "pandämonischen Manifesten". Er setzte sich selbst in Szene und liess "neue Helden" auftreten. Dieser Prozess gipfelte 1969 darin, dass er seine Bilder auf den Kopf stellte. Damit nahm er ihnen den konventionellen Inhalt. Durch das Umdrehen der Werke ist der Betrachter unmittelbar mit Farbe und Form konfrontiert, ohne durch Bildinhalte abgelenkt zu werden, aber auch ohne auf figürliche Motive verzichten zu müssen.

Diese Entwicklung lässt sich besonders eindrücklich anhand von Baselitz‘ Werken auf Papier nachvollziehen. Auf ihnen tritt deutlich hervor, wie Baselitz seine Ideen intuitiv und ungehemmt entwickelt. Die neusten Werke zeichnen sich durch eine lockere und souveräne Arbeitsweise aus und zeugen von der Reflexion über Vergänglichkeit, aber auch vom Blick auf das eigene umfangreiche und vielseitige Werk. Dazu gehört auch die Wiederaufnahme von zentralen Bildthemen und ausschlaggebenden Referenzen wie etwa Marcel Duchamp.

Das Kunstmuseum Basel pflegt bereits seit 1970 eine lange Freundschaft mit dem Künstler. Damals kuratierte Dieter Koepplin als Leiter des Kupferstichkabinetts eine erste Schau mit Baselitz‘ Zeichnungen und befeuerte damit die Karriere des erst 32-Jährigen. Aus dieser Ausstellung gelangten 25 Blätter in die Sammlung. In den 1980er-Jahren konnte der Bestand in der Folge der umfangreichen Ausstellung "Georg Baselitz. Zeichnungen 1958–1983" erstrangig erweitert werden. Diese und spätere Ankäufe wurden durch grosszügige Geschenke des Künstlers weitsichtig ergänzt.

Heute ist Georg Baselitz mit einem umfangreichen und qualitativ hochstehenden Konvolut von 152 Zeichnungen und Aquarellen im Kupferstichkabinett vertreten. Die Ausstellung präsentiert 88 eigene Werke und 15 neuere Werke aus dem Besitz des Künstlers als Leihgaben.


Georg Baselitz. Werke auf Papier
21. Januar bis 29. April 2018
Kunstmuseum Basel | Neubau
Vernissage: So 21. Januar 18, 11 Uhr

Kunstmuseum Basel
St. Alban-Graben 16
CH - 4010 Basel

W: http://www.kunstmuseumbasel.ch/

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  •  21. Januar 2018 29. April 2018 /
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Georg Baselitz: Maler, 1969. Bleistift, Tusche, Aquarell, 32,4 x 25,1 cm; © Kunstmuseum Basel
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Georg Baselitz: Kreuz, 1968. Kohle, Wasserfarbe (braun), 49,9 x 35,2 cm; © Kunstmuseum Basel
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Georg Baselitz: Bis auf weiteres abwärts, 2016. Tusche und Aquarell, 66,1 x 50,4 cm; © Georg Baselitz, 2018 / Foto: Jochen Littkermann
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Georg Baselitz: Ohne Titel (Fuss), 1995. Gouache und Tusche auf Büttenpapier, verso Aquarell, 58,4 x 40,1 cm; © Kunstmuseum Basel
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Georg Baselitz: Trauerhunde, 2010. Aquarell und Tusche, 66 x 51,2 cm; © Georg Baselitz, 2018 / Foto: Jochen Littkermann