Mit dem Begriff "Kunst aus Ägypten" verbinden wir uralte Vorstellungen von Kunst, Nofretete, Tutanchamun, die Pyramiden und später dann die großen frühen Kirchen, die späteren Moscheen usw. Nur das Zeitgenössische in der Kunst aus Ägypten ist uns nicht präsent. Wir suchen es auch nicht. Ägypten hat aber Europa sehr viel gegeben, nicht nur die Obelisken, sondern auch vieles von der heutigen geistigen Struktur Europas.
Sie wurzelt auch in dem großen Land am Nil, mit seinen vielen Vorgaben aus der Vergangenheit. Es muss eine selbstverständliche Frage sein, ob es im heutigen Ägypten eine interessante Kunstszene gibt. Eine Ausstellung im Bonner Kunstmuseum geht dieser Frage nach. Sie zeigt 13 Positionen von künstlerischen Persönlichkeiten, die, in den Traditionen ihres Landes wurzelnd, dennoch eine sehr zeitgenössische Sprache gefunden haben, ohne dass sie als Imitat vom alten Ägypten oder auch Europas gesehen werden kann.
In einem Land mit großen Extremen, unübersehbaren Konflikten, die aus der Geschichte des Landes zu erklären sind, mit seinen vielen Veränderungen im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich ein reges Galeriewesen entwickelt, haben ägyptische Sammler begonnen, sich mit zeitgenössischer Kunst zu umgeben, haben viele Akademien in dem Land einen regen Zuspruch erfahren, der sich jetzt heute in einer breiten Kunstszene niedergeschlagen hat. Das Museum für moderne Kunst in Kairo, das kaum ein Kairobesucher kennt, zeigt eine hochinteressante Entwicklung der ägyptischen Kunst auf, die natürlich nicht unbeeinflusst vom englischen Akademiesystem sich entwickelt hat. Dennoch gibt es immer wieder, auch jenseits des so genannten Orientalismus, eigenwillige künstlerische Positionen.
Die Ausstellung steht im Kunstmuseum Bonn in der Serie der Peripheren Situationen, die 1996 mit der zeitgenössischen Kunst aus China begann. Die Ausstellung "Gegenwart aus Jahrtausenden" setzt die Ausstellung "Sprachen der Wüste, Zeitgenössische Kunst aus den Golfstaaten" fort, die das Museum 2005 gezeigt hat. Die Auswahl für die Schau wurde bewusst begrenzt, um einen eingehenden Blick in das künstlerische Schaffen junger ägyptischer Kunst zu vermitteln und so einen intensiven Dialog zu ermöglichen. Die Künstler arbeiten in allen Medien, sie agieren international.
Gegenwart aus Jahrtausenden
Zeitgenössische Kunst aus Ägypten
30. August bis 28. Oktober 2007
