Der 1966 in Bregenz geborene Künstler Ferdinand Ruef, der in den Bereichen Keramik, Zeichnung, Sprache, Konzeptkunst und Kunstbuch tätig ist, hat kürzlich mit „Lucky“ und „Unbekannt“ zwei kleine, bibliophile Werke herausgegeben, mit denen er ein Zeichen wider das Vergessen und das Verlorengehen setzen will. Beide Büchlein haben einen Umfang von jeweils 50 Seiten, sind aber aufgrund des kartonierten Papiers und Leporellobindung sehr haptisch und ca. zwei Zentimeter dick.
Das eine Künstlerbuch - „lucky“ ist dem Bregenzere Zeichner und Radierer Eugen Leitner (1939-2003) gewidmet, den alle „Lucky“ gerufen haben und dessen Werk längst der Vergessenheit anheim gefallen ist. Ruef stiess bei einem Altwarenhändler auf die mobile Staffelei Leitners und kaufte sie zur Erinnerung. Auch eine Mappe mit Radierungen von Landschaften, Städten und Menschen fand er dort, sichtete sie und nahm einige in die Publikation auf. Mit einem berührenden Text erweist Ruef dem Künstler, der in seiner unmittelbaren Nachbarschaft wohnte, auch eine sprachliche Referenz. Ruef erinnert sich: "schritte, ab und zu ein poltern und ein nach luft ringen vor der tür, im stiegenhaus, manchmal ein paar wortfetzen, mein kontakt zu meinem nachbar. manchmal sind wir uns über den weg gelaufen, zumindest sichtkontakt. ansonst nur das, was geräusche einem erzählen, stimmungen, die sich durch schritte erahnen lassen, deren geschwindigkeit, deren schwere."
Der Grafiker und Maler Eugen Leitner kam 1939 in Bregenz zur Welt und absolvierte die Grafische HTL in Zürich. Ab 1965 war praktisch fünfzehn Jahre im Ausland. Und zwar zunächst sieben Jahre in Nordafrika, dann ein Jahr im Burgenland und anschliessend in Mauretanien, Spanien und Tunesien. Erst 1980 liess er sich wieder in Bregenz nieder. Sein OEuvre umfasste Zeichnungen (frühe Akte), Landschaften, Stadtansichten sowie zahlreiche Porträts und Radierungen. Nach seinem Tod geriet gleichsam in Vergessenheit. Am Ende des Büchleins hält Ferdinand Ruef fest: "gute arbeit bewahrt viele geschichten und gute arbeit zeigt sich oft erst jahre später, gute arbeit hat nichts mit erfolg zu tun. - musse erst älter werden, um meinen nachbarn zu sehen __ 2003 gestorben, wieso sein spitzname ausgerechnet 'lucky' war? aber unter lucke wusste jeder/jede in bregenz und umgebung, von wem die Rede war _".
Im zweiten Büchlein mit dem Titel „unbekannt“ trug Ferdinand Ruef Werke von unbekannten Kunstschaffenden zusammen und setzte ihnen sozusagen ein kleines Denkmal. Es sind Skizzenbücher und Zeichnungen, die er in Antiquariaten oder auf Flohmärkten gefunden hat. Das Buch ist somit eine „Dokumentation seiner Schatzgräberei“.
Im Text am Schluß des Büchleins schreibt Ruef unter anderem: "... wenn ich einen architekturführer machen müsste, würde ich nur einfache gebäude zeigen, hauptsächlich alte scheunen und werkstätten. wenn ich eine ausstellung kuratieren sollte, würde ich nur skizzen zeigen, gedankenansätze. braucht es einen namen hinter dem werk? die geschichte hinter der arbeit wird größer, besser? die signatur lenkt ab, zeit und umstände sagen mehr ..."
Die beiden Publikationen sind zu jeweils € 50.- im Vorarlberg Museum oder über die Homepage des Künstlers (www.fedhe.eu) zu beziehen.