... heißt „die erstaunliche Wissenschaft der kulinarischen Verführung“. Das Auge isst mit - ja, aber auch alle anderen Sinne, so Charles Spence, Professor für Experimentalpsychologie an der University of Oxford.
Achse 1: Diagnose
Schmecken, riechen, sehen, hören, tasten - all das spielt beim Essen eine Rolle. Hören? Ja, Essen hat eine akustische Komponente: Wenn es zubereitet wird (Stichwort: Schnitzelklopfen) und wenn es am Teller oder im Mund zerkleinert wird. Es gluckst und gluckert, knuspert und knispert, knackt und klappert, quietscht und quatscht, raschelt und zischt. Von Essgeräuschen abgesehen: Die akustische Atmsophäre ist wesentlich: Nina Simone steigert, Justin Bieber drosselt den Appetit, das dröhnende Geräusch in einem Flugzeug lässt uns Tomatensaft trinken, eine sirrende Espresso-Maschine verdirbt uns den Kaffee. Das Ambiente stimuliert oder zügelt, und, und, und.
Achse 2+3: Prognose + Entwicklung
Und überhaupt: Das Esserlebnis spielt sich vor allem im Gehirn ab. Voraussetzung für den Genuss: gute Laune. Spences gastrophysikalische Erkenntnisse sollen für den Rest sorgen, beim „gesunden, nachhaltigen Essen der Zukunft“. Am Schluss seines Buches gibt er uns uns zehn Tipps für ein gesundes Leben: gesünder essen, weniger konsumieren, zufriedener sein - ganz traditionell also.
Achse 4+5+6: Intelligenz+Körper+Psyche
Nur Dogmatiker und Puristen werden Essen auf bloße Nahrungsaufnahme und Geschmackswahrnehmung reduzieren. Spence empfiehlt Offenheit, Neugier, Wissenschaft und Experimentierfreude. Essstörungen? Davon ist hier nirgends die Rede.
Achse 7: Alltag
„Ja, natürlich“, Prestige, Tradition und (schlechte) Gewohnheit spielen selbstredend eine große Rolle, und wer würde schon gern einen „Patagonischen Zahnfisch“ essen wollen? Genau dies gilt es zu reflektieren. Man tue dies und genieße!
Charles Spence: Gastrologik. Die erstaunliche Wissenschaft der kulinarischen Verführung. Aus dem Englischen von Frank Sievers. München: Verlag C. H. Beck 2018, 352 Seiten, EUR 25,70