Über 160 Filme, darunter 42 Debüts und 12 Weltpremieren präsentiert das 14. Zurich Film Festival (27.9. – 7.10. 2018). Und auch heuer werden wieder zahlreiche Stars wie Judi Dench und Donald Sutherland an der Limmat erwartet. - Der Kartenvorverkauf beginnt am 17.9.
Eröffnet wird das 14. ZFF mit Peter Farrellys "Green Book", zu dessen Europapremiere neben dem Regisseur auch Hauptdarsteller Viggo Mortensen in Zürich erwartet wird. Farrelly erzählt darin von einem Italo-Amerikaner, der 1962 als Chauffeur einen afroamerikanischen Jazz-Musiker zwei Monate lang während einer Konzerttour durch die USA fahren muss. Wie dieser Film werden auch rund 30 weitere Produktionen, die vielfach heuer schon auf großen Festivals für Schlagzeilen sorgten, als in der Programmschiene "Galapremieren" gezeigt.
Alfonso Cuaróns Venedig-Sieger "Roma", der als Netflix-Produktion womöglich keine größere Kinoauswertung erhält, kann man hier ebenso auf der großen Leinwand genießen wie Hirokazu Kore-edas Cannes-Sieger "Shoplifters". Neben Yorgos Lanthimos´ ebenfalls in Venedig ausgezeichnetem Kostümdrama "The Favourite", Damien Chazelles Spielfilm über den Astronauten Neil Armstrong ("First Man"), Jacques Audiards Western "The Sisters Brothers" und Claire Denis´ Science-Fiction-Film "High Life" ist aber auch das deutschsprachige Kino stark vertreten.
Florian Henckel von Donnersmarcks deutsche Oscar-Einreichung "Werk ohne Autor", in dem unter geänderten Namen vom Leben des Malers Gerhard Richter erzählt wird, steht ebenso auf dem Programm wie die Weltpremieren von Sönke Wortmanns Remake der französischen Komödie "Der Vorname" und Marcus H. Rosenmüllers "Trautmann". In diesem Biopic zeichnet Rosenmüller das Porträt eines Deutschen, der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in England zur Torwartlegende aufsteigt. Auch "Wolkenbruch", in dem Michael Steiner von einem jungen Juden erzählt, der sich von seiner dominanten Mutter befreit, feiert beim ZFF seine Weltpremiere.
Große Namen fehlen aber auch im Internationalen Wettbewerb nicht. "Winter´s Bone"-Regisseurin Debra Granik präsentiert ebenso ihren neuen Spielfilm "Leave no Trace" wie der Schauspieler Paul Dano sein Regiedebüt "Wildlife". Gespannt sein darf man auch auf "Girl", das in Cannes viel beachtete Regiedebüt des Belgiers Lukas Dhont, sowie den minimalistischen dänischen Thriller "The Guilty". Gustav Möller konzentriert sich dabei ganz auf einen Polizisten, der in einer Notrufzentrale Anrufe entgegennimmt. Man sieht nur den Protagonisten und muss sich wie dieser anhand der Telefonate ein Bild der Ereignisse machen, die von den Anrufern geschildert werden.
Aber auch die weiteren Konkurrenten um das mit 25.000 Franken dotierte "Goldene Auge" versprechen schon aufgrund der geographischen Spannbreite vom Iran bis nach Frankreich und vom Kosovo bis nach Argentinien ein spannendes und abwechslungsreiches Programm.
Auf spannende Entdeckungen lässt aber auch der Dokumentarfilmwettbewerb hoffen. So zeichnet Marcus Linden in "The Raft" eine Expedition nach, bei der 1973 eine zehnköpfige Gruppe mit einem kleinen Floß den Atlantik überquerte. Die Portugiesin Leonor Teles porträtiert dagegen in "Terra Franca" einen Fischer und seine Familie, während Claus Drexel in "America" in einer amerikanischen Kleinstadt in der Wüste Arizonas bei den Bewohnern dem amerikanischen Traum und den Erwartungen gegenüber Trump nachspürt. Zwölf Filme konkurrieren in dieser Sparte um das mit 20.000 Franken dotierte "Goldene Auge".
Zwölf neue Spiel- und Dokumentarfilme wurden auch für die Schiene "Fokus – Schweiz, Deutschland, Österreich" ausgewählt. Katharina Mücksteins starkes Coming-of-Age-Drama "L´animale" wird hier ebenso präsentiert wie Markus Schleinzers "Angelo" und Hannes Baumgartners "Der Läufer", die ihre Weltpremieren zuvor in Toronto bzw. San Sebastian feiern. Mit der Empfehlung guter Kritiken beim Filmfestival von Venedig kommt Andreas Goldsteins "Adam und Evelyn" nach Zürich, während andere Filme wie "Cronofobia" von Francesco Rizzi oder "La petite mort" von Annie Gisler beim ZFF ihre Weltpremiere feiern.
Die Reihe "Neue Welt Sicht" widmet sich heuer Italien und bietet mit 13 Filmen und einem Kurzfilmprogramm Einblick in das aktuelle Filmschaffen auf der Apenninenhalbinsel. Der Bogen spannt sich dabei von neuen Filmen bekannter Regisseure wie Matteo Garrone ("Dogman"), Paolo Sorrentino ("Loro") und Alice Rohrwacher ("Lazzaro Felice") bis zu "aufregenden Stimmen des jungen italienischen Filmschaffens" (ZFF).
Vier neue Filmperlen aus Hong Kong werden im "Window: Hong Kong" präsentiert, während für das "Window: San Sebastian" vier spanischsprachige Filme aus dem heurigen Programm des Festivals von San Sebastian ausgewählt wurden.
In Zusammenarbeit mit Amnesty International und Human Rights werden in der Schiene "Border Lines" sieben Filme gezeigt, die "sich mit Grenzsituationen auseinandersetzen: mit aktuellen Themen des Weltgeschehens, mit Menschenrechten und humanitären Projekten, mit territorialen und sozialen Spannungen, mit Konflikten zwischen Individuum und Staat." (ZFF)
Retrospektiven bieten Einblick in das Schaffen von Donald Sutherland, der heuer den "Lifetime Achievement Award" erhält, und Wim Wenders, der mit dem "A Tribute to… Award" ausgezeichnet wird. Mit dem Golden Icon Award schließlich wird heuer die britische Schauspielerin Judi Dench ausgezeichnet.
In der Reihe "Series" wird schließlich jeweils die erste Episode von acht Serien gezeigt, während sich "Hashtag#BigData" mit acht Filmen mit dem Thema Überwachung auseinandersetzt. Wie gewohnt fehlt aber mit neun Filmen auch ein vielfältiges Programm für Kinder nicht.
Dazu kommt natürlich wieder ein Rahmenprogramm mit moderierten Gesprächen nicht nur mit Sutherland und Wenders, sondern auch mit Julian Schnabel und Florian Henckel von Donnersmarck, die ZFF Talks mit Fachpersonen aus unterschiedlichen Berufssparten sowie ein Internationaler Filmmusikwettbewerb.
An letzterem haben Komponistinnen und Komponisten aus 44 Ländern teilgenommen und für den Kurzfilm "Happiness" von Steve Cutts eine Vertonung für das Sinfonieorchester eingereicht. Die fünf besten Beiträge werden vom Tonhalle¬-Orchester Zürich in Anwesenheit der Nominierten uraufgeführt. Die anwesende Jury unter der Leitung von Cliff Martinez verleiht am selben Abend dem siegreichen Komponisten das mit 10.000 Franken dotierte Goldene Auge für die "Beste Internationale Filmmusik 2018".